Low-Fat oder Low-Carb?
Worauf es bei einer Diät wirklich ankommt

Kohlenhydrate oder Fett reduzieren? Muss man bei der Wahl einer Diät auch das persönliche Genprofil berücksichtigen? Eine neue Studie zeigt: Der Gentyp spielt für Erfolg mit Low-Fat- und Low-Carb-Diät keine Rolle.
Publiziert: 23.02.2018 um 11:06 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2021 um 16:41 Uhr
Low Carb oder Low Fat - Hauptsache, man ändert etwas.
Foto: Getty Images

Low-Fat, Low-Carb, Steinzeit- und Mittelmeerdiät oder einfach nur FdH - Friss die Hälfte. Wer Gewicht verlieren möchte, hat schon bei der Auswahl der Diät die Qual der Wahl. Neuere Untersuchungen geben Hinweise darauf, dass man bei der Entscheidung nicht nur die persönlichen Vorlieben, sondern womöglich auch das persönliche Genprofil berücksichtigen sollte.

Demnach beeinflussen genetisch festgelegte Stoffwechsel-Eigenschaften, wie gut jemand auf eine bestimmte Diät anspricht. Schlimmstenfalls wären alle Mühen umsonst, wenn eine ausgewählte Diät nicht zum persönlichen Profil passt.

Die Wahl der Diät spielt keine Rolle

Dieses Prinzip scheint allerdings noch fern praktikabler Umsetzung zu sein: Einer neuen Studie US-amerikanischer Wissenschaftler zufolge spielen bisher berücksichtigte Gen-Merkmale zumindest im Vergleich zwischen einer kohlenhydratarmen (Low-Carb) und einer fettarmen (Low-Fat) Ernährung keine Rolle für den Abnehm-Erfolg. Generell helfen beide Diät-Arten gleich gut oder schlecht beim Abspecken.

Das Team um Christopher Gardner von der Stanford University Medical School in Kalifornien hatte 609 übergewichtige Studienteilnehmende zwischen 18 und 50 Jahren auf zwei Gruppen verteilt. Die eine ass ein Jahr lang fettarme, die andere kohlenhydratarme Kost. Bei der fettarmen Ernährung wird der Verzehr von fetthaltigen Lebensmitteln wie Milchprodukten, Wurst und Schokolade eingeschränkt. So wird die aufgenommene Menge an kalorienreichem Fett gebremst - man sollte abnehmen.

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Zwei Diäten und ein Gen-Test

Bei der Low-Carb-Diät sind kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Brot, Nudeln, Reis, aber auch Obst und viele Gemüsesorten weitgehend tabu. Der Gedanke dahinter: Kohlenhydrate werden im Körper in Glukose umgewandelt, der Blutzuckerspiegel steigt. Um dem zu begegnen, schüttet der Körper Insulin aus, welches den Zucker in die Zellen befördert. Viele Kohlenhydrate führen zu einer starken Insulinausschüttung und in der Folge zu einem raschen Absinken des Blutzuckerspiegels, was dann wieder ein Hungergefühl auslöst.

Um das zu verhindern, sollen bei der Low-Carb-Diät weniger und vor allem hochwertige Kohlenhydrate aufgenommen werden - etwa aus Vollkornbrot. Diese werden im Körper langsamer abgebaut, das Auf und Ab des Blutzuckerspiegels und damit einhergehende Heisshunger-Attacken sollen so verhindert werden.

Die Teilnehmer folgten nach einer einmonatigen Umgewöhnungsphase ein Jahr lang ihrem jeweiligen Diätplan. Eine festgelegte Höchstkalorienzahl bekamen sie nicht vorgegeben - allerdings die Aufforderung, sich insgesamt gesund und vollwertig zu ernähren, also etwa möglichst viel Gemüse und weniger industriell verarbeitete Lebensmittel zu essen sowie selbst zu kochen. Zu diesen und anderen Themen bekamen die Teilnehmer regelmässige Schulungen.

Um den Einfluss genetischer Faktoren auf das Diätergebnis ermitteln zu können, bestimmten die Forscher vor Beginn der Studie, welche Variante von drei verschiedenen Genen die Teilnehmer besassen. Die jeweilige Ausprägung steht bisherigen Erkenntnissen zufolge mit dem Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel im Zusammenhang. Schliesslich ermittelten sie über einen Glukosetoleranztest noch, wie gut der Körper den Blutzuckerspiegel regulieren kann.

Viele neue Fragen

Nach einem Jahr hatten die Teilnehmer im Schnitt gut 5,5 Kilogramm abgenommen - und zwar in beiden Gruppen und völlig unabhängig von ihrem individuellen Gentyp und ihrem Insulin-Stoffwechsel. Die Bandbreite der Reaktionen auf die Diät war hoch: Einige Teilnehmer verloren bis zu 30 Kilogramm, anderen nahmen 15 oder 20 Kilogramm zu. «Diese Studie schliesst die Tür zu einigen Fragen - aber öffnet die Tür zu anderen», kommentiert Erstautor Gardner das Ergebnis.

Die Wissenschaftler hoffen, in weiteren Studien doch noch in den individuellen Eigenschaften eine Erklärung für die grosse Variabilität zu finden. «Wir haben einen Haufen Daten, den wir nun in nachfolgenden Studien nutzen können.» Möglicherweise finden sich Unterschiede in der Epigenetik - also der Umsetzung der genetischen Information - oder etwa in der Besiedelung mit Bakterien.

Die Studie zeigt einmal mehr die Komplexität des Themas Ernährung und wie schwierig es ist, aus einzelnen wissenschaftlichen Untersuchungen Empfehlungen abzuleiten.(sda)

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