Friedensnobelpreis für Maria Ressa (58, Philippinen) und Dmitry Muratov (59, Russland)
Journalisten kämpfen gegen Lügen ihrer Regimes

Freier Journalismus sichere langfristig den Frieden, sagt das Nobelpreis-Komitee – und zeichnet die beiden Medienschaffenden Maria Ressa und Dmitri Muratow mit dem Friedensnobelpreis aus.
Publiziert: 08.10.2021 um 18:57 Uhr
Silvia Tschui

Am Freitag um 11 Uhr gab das Nobelpreis-Komitee bekannt, dass der diesjährige Friedensnobelpreis an zwei Medienschaffende geht: an die philippinische Journalistin und Co-Gründerin des Medienportals «Rappler», Maria Ressa (58), sowie den Journalisten und Chefredaktor der unabhängigen russischen Zeitung «Novaya Gazeta», Dmitri Muratow (59).

Beide wollte man durch Morde und Drohungen einschüchtern. Sie berichteten weiter: mutig, unerschrocken und unbeugsam.

Der Staat gegen eine Journalistin

«Rappler» etwa, eines der wenigen unabhängigen News-Organe im südostasiatischen Raum, untersucht die Regierungsgeschäfte des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte (76). Dafür wurde Ressa 2019 in einen Scheinprozess verwickelt – und sogar inhaftiert.

«Novaya Gazeta»-Chefredaktor Dmitri Muratow (l.) und «Rappler»-CEO und Chefredaktorin Maria Ressa gewinnen den Friedensnobelpreis 2021.
Foto: keystone-sda.ch
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Sie wurde 2020 der Cyberkriminalität und Steuerhinterziehung schuldig gesprochen und erwartet bis zu sechs Jahre Haft. Internationale News-Agenturen wie Human Rights Watch oder Amnesty International nennen Anklage, Prozess und Schuldspruch «kafkaesk» und «das Ende der Pressefreiheit auf den Philippinen».

Ungezählte Morde – doch Muratow macht weiter

Der Russe Dmitri Muratow entdeckte bereits während seines Philologie-Studiums seine Liebe zum Journalismus. Seine Karriere verlief steil – bis er 1993 mit 50 Kollegen die unabhängige Zeitung «Novaya Gazeta» gründete. Mittlerweile gilt sie als das einzige von der Regierung unabhängige Blatt Russlands mit nationalem Einfluss.

Die angestellten Journalisten zahlen dafür einen hohen Preis: Sieben von ihnen wurden unter ungeklärten Umständen ermordet. Muratow erklärte 2017, er werde jeden einzelnen seiner Journalisten bewaffnen. Später trat er als Chefredaktor zurück – die unzähligen Morddrohungen, die stete Gefahr hatten ihn zermürbt. Er blieb aber nicht lange fern: Auf Bitten seiner Belegschaft war er bereits 2019 zurück im Sessel.

Pressefreiheit fördert langfristig Frieden

Dass das Nobelpreis-Komitee zwei Journalisten mit dem Friedensnobelpreis auszeichnet, hat Signalwirkung. Es nennt die Pressefreiheit eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass Demokratien funktionieren können, da nur durch sie ein unabhängiger Informationstausch möglich sei. Und dies wiederum sei eine Grundvoraussetzung dafür, dass langfristig Frieden herrschen könne.

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