Alte Bräuche miterleben
So feiert die Schweiz Ostern

Prozessionen, Käsespenden und ein Sturz in kalte Fluten: In der Schweiz haben sich rund um Ostern viele Traditionen erhalten – und neue gebildet. Blick.ch stellt die aussergewöhnlichsten Bräuche in den Feiertagen vor.
Publiziert: 21.03.2024 um 15:25 Uhr
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Aktualisiert: 28.03.2024 um 14:18 Uhr
Christian Bauer
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Superlative in Mendrisio


200 Darsteller, 50 Pferde und bombastische Kostüme: Die Gründonnerstags-Prozession in Mendrisio TI ist der eindrücklichste Osterbrauch der Schweiz. Laienschauspieler stellen die letzten Stunden von Jesus von Nazareth dar. Nachgespielt werden die Stationen des Kreuzweges: Jesu Fall, die Begegnung mit der Heiligen Veronika, Tod am Kreuz. Begleitet werden die ergreifenden Szenen von Trommeln und Trompeten, während die Stadt mit riesigen, schimmernden Transparenten beleuchtet wird, die Stationen aus dem Leben Jesu zeigen. Die Tradition reicht bis in das 16. Jahrhundert zurück, als grosse Teile der Bevölkerung weder lesen noch schreiben konnten. Wie also sollte man den Gläubigen die Geschehnisse der Passion näherbringen? Mit einem gewaltigen Theater- und Kostümspektakel. Dafür haben die Tessiner weder Mühen noch Kosten gescheut: Die eindrücklichen Gewänder wurden aus dem Kostümfundus der Mailänder Scala im Jahr 1898 erworben. Besinnlicher geht es am Karfreitag zu, wenn etwa 700 Teilnehmer mit Laternen und der Statue des toten Jesus durch Mendrisio ziehen. Weitere Information hier.

Die Prozessionen der Karwoche in Mendrisio finden am 28. und 29. März 2024 um 20.30 Uhr statt.

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Osterrätsel in Estavayer-le-Lac

Im Städtchen Estavayer-le-Lac kann man die Altstadt auf besondere Art entdecken. Vom 7. bis zum 10. April können die Kleinen und Grossen an der Schnitzeljagd teilnehmen, die zehn Posten zählt und den Familien ermöglicht, die mittelalterlichen Gassen von Estavayer zu erkunden, indem sie Hinweise für die Lösung des Osterrätsels suchen. Die Fragen sind auf die kleinsten Gäste angepasst, der Parcours kann innerhalb von 1,5 bis 2 Stunde absolviert werden. Mehr dazu hier.

Die Schweiz ist ein Land der Ostertraditionen.
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Ei kontra Münze in Zürich

In Zürich findet ein Eiertütsch-Wettbewerb statt. Passend zur «Banken-Stadt» geht es hierbei allerdings um Cash: Beim «Zwänzgerle» kämpfen 20-Rappenstücke gegen hartgekochte Eier und Erwachsene gegen Kinder. Die Grossen werfen einen Zwanziger auf die Ostereier der Kinder. Bleibt die Münze stecken, gehören Geld und Ei dem Erwachsenen, prallt das Geld ab, darf das Kind die 20 Rappen behalten. Wenn das nicht eine kreative Lösung für Taschengeldaufstockung ist. Ob wir den Kindern den Tipp mit den bemalten Gipseiern geben sollen?

Am 1. April 2024 auf dem Rüdenplatz. Mehr dazu hier.

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Eistauchen in Uster

«Ihr sind ja nid ganz putzt!» möchte man den kälteresistenten Teilnehmern beim Blaueierschwimmen in der Seebadi in Niederuster hinterherrufen. Bei eisigen Temperaturen stürzen sich die Schwimmer in die Fluten des Greifensees und fischen sich vom 20 Meter entfernten Sprungturm ein blaues Ei. Das Blaueierschwimmen ist zwar noch relativ jung, hat sich aber schon zu einer lokalen Tradition gemausert. Der Erlös der Veranstaltung kommt Umweltprojekten zugute.

Am Ostermontag um 14 Uhr im Seebadi Niederuster. Mehr Information hier.

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Ei um Ei in Bern

Am Ostersonntag werden die sonst friedlichen Berner militant: Dann heisst es, fremde Ostereier zu erbeuten. Gekämpft wird bei der traditionellen Eiertütschete auf dem Kornhausplatz Ei gegen Ei. Wer ein gegnerisches Ei zertrümmert, darf dieses behalten. Tüsch-König wird nur, wer den Sieg nicht dem Zufall überlässt: Eier junger Hühner sind belastbarer als die Eier alter Federviecher.

Am 31. März 2024 ab 10 Uhr. Mehr dazu hier.

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Weinen und Klagen in Romont


Ganz ernst und besinnlich geht es an Karfreitag in Romont FR zu: Nachdem die Passionsgeschichte in der Kirche Notre-Dame-de-l’Assomption verlesen wurde, ziehen schwarzgewandete Klageweiber (Les Pleureuses) durch die Stadt. Auf roten Kissen tragen sie die Marterwerkzeuge Christi, die Dornenkrone, Geissel, Nägel, Hammer, Zange, singend und betend durch die Oberstadt. Eine schaurig besinnliche Erinnerung an die Vorkommnisse an Karfreitag.

Am 31. März vom 15.30 bis 17 Uhr Mehr dazu hier.

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Ziger für Alle in Ferden

In Ferden im unteren Lötschental hat ein besonderer Osterbrauch überlebt. Am Ostermontag erhalten alle Bewohner des Tals eine Portion Ziger, Brot und Wein. Was nach christlicher Nächstenliebe klingt, hat seinen Ursprung allerdings im Aberglauben früherer Bergbauern. Etwa im 14. Jahrhundert kam der Brauch auf. Auf den Alpen Faldum, Resti und Kummen soll ein spukender Senn die Kühe aus den Ställen getrieben haben. Um dem Schadenspuk ein Ende zu bereiten, verpflichteten sich die Alpbesitzer, die Milch zweier Tage zu Käse für die Bevölkerung zu verarbeiten. Noch heute wird die Milch der fetten Sommertage, dem 23. und 24. Juli, zu Spendeziger verarbeitet. Nachdem die Bewohner des Lötschentals ihre Portion Ziger erhalten haben, bedanken sie sich mit den Worten: «Vergelte es Gott tausendmal, und gebe Euch Gott den ewigen Lohn.»

Mehr dazu hier.

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