Fix zur Gesellschaft
Einmal wieder wildes Huhn sein

Kinderbesuch ist anstrengend. Reist der Besuch dann ab, findet das unsere Autorin Alexandra Fitz aber auch schade und schaut alleine Kinderfilme wie «Die wilden Hühner».
Publiziert: 06.05.2018 um 14:20 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 00:00 Uhr
Alexandra Fitz

Besuch ist anstrengend.Man muss ein Programm erstellen und es aushalten, dass dieses und man selbst ständig bewertet werden. Noch mühsamer ist es, wenn der Besuch ein achtjähriges Kind ist und sich die beiden Horizonte komplettestens unterscheiden. Wenn das Programm kindergerecht sein muss und dazu noch die Verantwortung über dieses kleine Geschöpf kommt. Und der Druck, dass der Gast zu Hause auch ja erzählt, wie schön es war und was man doch für tolle Sachen anstellte.

Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin

Kinderlos ist man sich so viel Kind nicht gewohnt. Man deckt den Frühstückstisch feudal, eigentlich braucht es aber nur zwei Gipfeli ohne alles. ­Während einer Unternehmung wird schon gefragt, was man denn als Nächstes mache. Gefragt wird sowieso ständig. Kinderköpfe sind wie Schwämme, sie saugen alles auf – und uns aus. Wenn man sich kurz in ein anderes Zimmer begibt, ertönt es sogleich: «Gottaaaaa, warum ist die Serviette nur auf einer Seite glänzend?» Irgendwann jagt einem das Wort «Gottaaaaa» den Puls in die Höhe, weil man mittlerweile weiss: Die will wieder was. Auf ein «Warum willst du immer so viel?» gibts nicht wirklich eine Antwort. Dafür auf die Frage, was man zum Znacht will: «Hamburger und Pommes.» Man dachte eigentlich eher an Spinat à la intravenös, damit das Kind zu Hause sagt: «Mama, ich lieb jetzt im Fall den Spinat!»


Man macht dann aber doch Pizza, und die giftgrünen Gummifrösche packt man auch in den Korb. Den Film bei Netflix darf natürlich das Kind auswählen, auch wenn man versucht ist zu sagen: «Jesses, der ist grad kaputt!» So liegt man geschafft vom kindergerechten Programm auf der Couch und schaut mit einem schmatzenden Kind «Die wilden Hühner». Fährt der Gast wieder ab, atmet der Besuchte erst ­einmal richtig durch. Kurze Zeit später vermisst man aber die Anwesenheit des Goofs bereits und ­ertappt sich dabei, wie man Teil 2 des Kinderfilms anmacht und auf Fröschen schmatzt. Ich weiss nicht, ob der Film einen noch etwas vom nahenden Alltag fernhält oder ob man sich dabei wieder einmal richtig jung fühlt. Ist ja auch wurscht, Hauptsache, es ist schön. Wissen Sie, was noch schöner ist? Es gibt noch einen dritten Teil von den «wilden Hühnern».

Die wilden Hühner ist eine Jugendbuchreihe von Cornelia Funke, die auch verfilmt wurde.
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