So geht man sich nicht auf den Wecker
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Mit Kindern zu Hause bleiben:So geht man sich nicht auf den Wecker

Für berufstätige Eltern ist die Corona-Krise eine Herausforderung
Familien am Anschlag

Die Schliessung der Schulen bringt den Familienalltag komplett durcheinander – besonders wenn Eltern berufstätig sind. Trotz Notrecht müssen viele Eltern weiterarbeiten. So auch die Krippenleiterin und zweifache Mutter Tamara A. (35).
Publiziert: 17.03.2020 um 23:23 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2020 um 10:53 Uhr
Corine Turrini Flury

Berufstätige Eltern müssen ihren Alltag gut organisieren und planen, damit sie Job und Familie unter einen Hut bringen. Auch Tamara A.* und ihr Ehemann Maicol. An zwei Tagen pro Woche werden die beiden Töchter Taina (11) und Liya (4) von den Grosseltern betreut, während die Eltern arbeiten. Damit ist wegen der Corona-Pandemie Schluss. Die Grosseltern fallen als Betreuungspersonen weg. Am Freitag hat der Bundesrat zudem kurzfristig beschlossen, dass ab Montag auch der Schulbetrieb eingestellt werde, was für die Familie die Betreuungssituation zusätzlich erschwerte.

«Für unsere schulpflichtige Tochter konnte ich organisieren, dass sie zeitweise bei der Familie einer Mitschülerin ist, während wir arbeiten. Die restliche Zeit müssen mein Mann und ich schauen, dass wir unsere Arbeitszeit und die Kinderbetreuung irgendwie abwechselnd organisieren können», erklärt die Mutter. Ehemann Maicol arbeitet im Gesundheitsbereich. Sie selber ist gelernte Fachfrau Betreuung mit Weiterbildung zur Krippenleiterin. In der Kinderkrippe Lillyput in Dielsdorf ZH arbeitet sie 50 Prozent.

Schwieriger sei es gewesen, für die jüngere Tochter eine Betreuung zu organisieren. «Vorläufig kann sie jetzt zu meinem Bruder und seiner Frau, die wegen der Corona-Pandemie jetzt zu Hause sind. Die Kleine zur Arbeit mitzunehmen, ist nicht immer möglich, zumal wir mit den Kita-Kindern immer sehr gefordert sind und wir nicht immer genug personelle Ressourcen und Kapazität haben für weitere Kinder.»

Tamara A. schaut mit ihrer älteren Tochter zu Hause die Hausaufgaben auf dem Laptop an und erklärt ihr bei Fragen, was zu tun ist.
Foto: CTF
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Mehraufwand und Unsicherheiten am Arbeitsplatz

Das gilt in der aktuellen Grippesaison ganz besonders und mit dem Coronavirus erst recht. Es mussten in den letzten Wochen zusätzliche Hygiene- und Verhaltensmassnahmen erlassen werden, zum Schutz der Kita-Kinder, deren Eltern und Angehörigen sowie der Kita-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter.

«Die Eltern sind zunehmend besorgt, und wir müssen täglich abschätzen, welche Kinder nur einen leichten Schnupfen haben und welche Kinder ins Bett nach Hause gehören, damit sie andere nicht anstecken und wir selber gesund bleiben. Social Distancing funktioniert bei Kleinkindern einfach nur bedingt», sagt die Krippenleiterin.

Zusätzlich verstärkt hat sich die Unsicherheit der Eltern und Kita-Angestellten mit den weiter verschärften Massnahmen wie der Schulschliessung, die Gesundheitsminister Berset am Freitag angekündigt hat. «Der Zeitpunkt so kurz vor Feierabend und vor dem Wochenende war viel zu knapp», ärgert sich die Inhaberin der Kita Lillyput, Angelika Leopold. Das ganze Wochenende habe sie Telefonanrufe von verunsicherten Eltern gehabt, die nicht genau wussten, ob und wie der Krippenbetrieb mit den angeordneten Massnahmen weiterlaufen würde.

Schulaufgaben und Betreuung zu Hause

Wenn auch die Schweiz jetzt wegen des neu geltenden Notrechts vielerorts stillsteht, wird Tamara, wie viele andere Kita-Angestellte auch weiterhin Windeln wechseln, Kindertränen trocknen und fröhliche Kinderlieder singen, damit andere Eltern wie Gesundheits- oder Verkaufspersonal weiterhin ihrer Arbeit nachgehen können und deren Kinder betreut sind.

Zu Hause warten dann ihre beiden Kinder, die sie neben den üblichen Haushaltsarbeiten weiter auf Trab halten. Neuerdings auch noch mit Schulstoff und Schulaufgaben. «Ich weiss noch gar nicht genau, wie das mit dem Schulstoff und den Schularbeiten zu Hause langfristig laufen wird. Einige dieser Onlineaufgaben und Programme kenne ich selber gar nicht von meiner Schulzeit und kann meiner Tochter nicht alles so gut erklären, wie sie das von ihrem Lehrer gewohnt ist.»

Die letzten Wochen und besonders die letzten Tage waren beruflich und privat für die zweifache Mutter und ihren Ehemann ein Kraftakt. «Ich muss zugeben, momentan bin ich ziemlich geschafft. Ich hoffe jetzt einfach, dass meine Familie und ich gesund bleiben. Wir ‹Fa-Bes› müssen irgendwie immer bis zum bitteren Ende durchhalten, damit die Gesellschaft und Wirtschaft auch weiter funktionieren.»

*Name bekannt

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