Wo der Traubenkocher weht
Die Bündner Herrschaft

Der Pinot-noir-Weltmeistertitel ging in jüngster Vergangenheit gleich sechsmal in die Bündner Herrschaft. An Martin Donatsch, die Gebrüder Liesch, Georg Schlegel und die Winzer von Pinot R(h)ein.
Publiziert: 12.10.2021 um 15:08 Uhr
Shirley Amberg

Seit beinahe 1000 Jahren wird in der Bündner Herrschaft Weinbau betrieben – die wissen also, wie das geht!

Die Bündner Herrschaft, die kleine Gegend der grossen Weine, bekam ihren Namen im 16. Jahrhundert, als die «Drei Bünde» (Grauer Bund, Gotteshausbund und Zehngerichtebund) das Gebiet aufkauften. Der Freistaat «Drei Bünde» existierte bis 1798 – also bis zu dem Jahr, als die alte Eidgenossenschaft zusammenbrach.

Beim Kauf der Bündner Herrschaft hatten die schlauen Herren in erster Linie den strategisch wichtigen Rheinübergang im Auge – dass bei dem Deal auch die Weinberge zu haben waren, dürfte jedoch nicht gestört haben.

Die Bünder Herrschaft besteht aus den Gemeinden Maienfeld, Jenins, Malans und Fläsch.
Foto: Getty Images/EyeEm
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Heute besteht die Bündner Herrschaft aus den Gemeinden Maienfeld GR, Fläsch GR, Malans GR und Jenins GR.

Der Traubenkocher

Boden, Klima, Terroir, Winzerhandwerk, Wissen und Herzblut. Dies alles braucht es, um guten Wein zu keltern. In diesem idyllischen Flecklein Schweiz, welches gerade mal drei Prozent der gesamten Schweizer Rebfläche ausmacht, kommt zudem noch der Föhn dazu, welcher in der Bündner Herrschaft «Traubenkocher» genannt wird. Dieser warme Wind wird von den Winzern als einmaliger Qualitätsbringer hervorgehoben, welcher es erlaubt, auch in diesen Breitengraden hervorragende Weine mit der richtigen Reife zu produzieren.

Eine Liebeshymne vom Wein-Papst

Robert Parker, der Pionier der (meist) unabhängigen Weinkritik, betitelte einen Artikel mit «Too good to be exported» – zu gut für den Export – gefolgt von einer Hommage an den Bündner Blauburgunder. So wird diese Gegend als prominenteste und exquisiteste Weinregion für die divenhafteste aller Traubensorten der Eidgenossenschaft, den Blauburgunder (bekannter als Pinot noir), betitelt.

Viva!

Degustieren kann man die Weine in einem der bezaubernden «Torkel», das sind winzige, urchige Mini-Beizen. Ursprünglich steht der Begriff Torkel für die Weinpresse, später auch für den gesamten Weinkeller. Torkeln, die etwas spezielle Gangart nach zu viel Rebensaft, leitet sich ebenfalls vom Torkel ab.

Sehr empfehlenswert ist ein Besuch im Haus des Bündner Weins. Das Museum befindet sich am Dorfrand von Jenins und bietet spannende Führungen und feine Degustationen an.

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