Wir haben ihn probiert
Das taugt der neue Schweizer Dosen-Wein

Was auf den ersten Blick aussieht wie Energydrink in Metalldosen, entpuppt sich als Schweizer Wein. Hinter der kreativen Idee steckt das Start-up Wiihaa.
Publiziert: 12.07.2023 um 15:00 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2023 um 14:59 Uhr
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Glasflaschen dominieren den Weinverpackungsmarkt, während in einigen Ländern alternative Optionen wie Bag-in-Box oder PET-Flaschen zunehmend gefragt sind. Längst gibt es den fermentierten Traubensaft, so zum Beispiel Prosecco, auch in Aluminiumdosen. Beim Anblick dieser Verpackungsart denken die meisten aber eher an Energydrinks und nicht an Schweizer Qualitätswein.

Das will das junge Start-Up Wiihaa ändern und hat kürzlich drei Schweizer Weine in Aluminiumdosen lanciert: einen Weisswein der Rebsorte Charmont und einen Oeil de Perdrix aus der Westschweiz sowie einen im Eichenfass gereiften Pinot noir aus Schaffhausen. Wir haben die Weine probiert und mit dem Wiihaa-Gründer Florian Ehrler (31) gesprochen.

Herkömmliche Aluminiumdosen für Wein ungeeignet

Ehrler hat nichts gegen Glasflaschen: «Natürlich geniesse ich mit meiner Frau und Wiihaa Ko-Gründerin Marina (34) Flaschenweine. Wir wollen die beiden Formate auch gar nicht gegeneinander ausspielen. Vielmehr möchten wir eine zusätzliche Option bieten, die sich für unterwegs, zum Probieren und Kombinieren sowie für kleine Portionen bestens eignet», so Ehrler zu Blick.

Schweizer Wein in Dosen: Das Start-up Wiihaa machts möglich.
Foto: Wiihaa
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Herkömmliche Aluminiumdosen können nicht mit Wein befüllt werden, da die Weinsäure mit der Metalloberfläche reagieren würde. Ehrlers Aluminiumdosen haben eine speziellen Innenverkleidung, um den Wein bestmöglich zu schützen und Geschmack sowie Qualität zu gewährleisten. Auf die Frage, wie sich das junge Ehepaar ihr Start-up finanziert, meint Ehrler: «Das Kapital dafür haben wir aus privaten Mitteln eingebracht.»

Die Weinselektion hat etwas Zeit in Anspruch genommen: «Die Auswahl dauerte ungefähr ein halbes Jahr. Dahinter stecken zahlreiche Besuche von Weingütern, Gespräche, Degustationsrunden und Weinanalysen.» Grundsätzlich seien sie mit ihrer Idee bei den besuchten Winzerinnen und Winzern auf offene Ohren gestossen. Auch sie sollen vom Dosenwein profitieren: «Wir möchten dem Schweizer Wein neuen Schub zu geben und ihn einer breiteren Kundschaft bekannt, beliebt und zugänglich machen.»

So schneiden die Dosenweine ab

Der Waadtländer Charmont 2020 ist eine Kreuzung der Sorten Chardonnay und Chasselas. Im Duft zeigen sich Aromen von weissem Pfirsich, Birnen, gelbem Apfel und ein Anflug von Kamille. Eine Honignote verrät, dass das Alter dieses Weissweins schon etwas fortgeschritten ist.

Obwohl der Gaumen konzentriert wirkt, ist die Säure etwas tief ausgefallen, was bei der Frische einen Abstrich gibt. Der orange-rosa leuchtende Oeil de Perdrix 2021 könnte ebenfalls mehr Säure vertragen und hat im Abgang eine leicht metallische Note.

Den etwas verhaltenen Start der Wiihaa-Dosenweine kann der 2020er Schaffhausener Pinot Noir Barrique aber wiedergutmachen. Aus der Dosenöffnung strömen quicklebendige Aromen von reifen roten Kirschen, Pflaumen und Zedernholz. Am Gaumen ist dieser Pinot eine wahre Freude und überzeugt mit Intensität und Spannung. Obwohl der Wein relativ holzbetont ist, wirkt er ausgewogen, zugänglich und elegant.

Egal ob auf einer Bergwanderung, im Zug oder an einem Festival: Getränke aus Metalldosen sind handlich und einfach zu öffnen. Auch zu Hause im Kühlschrank machen die optisch ansprechenden 2,5-Deziliter-Wiihaa-Dosen eine gute Figur. Wie viele Dosen das Start-up bisher abgefüllt hat, möchte Ehrler allerdings nicht verraten.

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