Steigende Unzufriedenheit
Grösste Bordeaux-Streiks seit 20 Jahren

Die wachsende Unmut bei vielen Bordeaux-Weingütern findet kein Ende. Viele fordern ein rasches Eingreifen des Staates.
Publiziert: 03.02.2023 um 13:53 Uhr
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Aktualisiert: 07.02.2023 um 10:37 Uhr
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Ein Wein aus der französischen Region Bordeaux muss nicht automatisch teuer sein. Wer in den Supermarkt-Regalen genauer hinschaut, entdeckt Bordeaux-Weine schon ab fünf Franken pro Flasche. Doch genau dieses unterste aller Preissegmente scheint für Bordeaux-Weine immer weniger zu funktionieren.

Obwohl im Jahrgang 2021 rund ein Viertel weniger Bordeaux-Wein abgefüllt wurde als im Vorjahr, blieben viele Winzer auf ihren Weinen sitzen. Während grosse Absatzmärkte wie China oder die USA in früheren Zeiten so ziemlich alles abnahmen, was ihnen angeboten wurde, ist die Nachfrage nach Billig-Bordeaux mittlerweile rückläufig.

Billig-Bordeaux muss sich neu erfinden

Wie bei vielen Weinen im untersten Preissegment wird Billig-Bordeaux in grossen Tanks ins Destinationsland transportiert und erst dort in die Flasche abgefüllt. Das spart Transportkosten und hilft, die Verkaufspreise möglichst tief zu halten. Im Gegensatz zu hochwertigeren Bordeaux-Weinen findet man deshalb auf den Etiketten von Billig-Bordeaux den Vermerk mis en bouteille au Château (im Château abgefüllt) kaum.

Bitten den französischen Staat um Hilfe: Streikende Bordeaux-Winzer.
Foto: AFP
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Trotz der niedrigen Preise scheinen sich die Endkunden immer häufiger von Billig-Bordeaux abzuwenden. Der Hauptgrund dürfte die grosse Konkurrenz von anderen Weinregionen im gleichen Segment sein, so zum Beispiel aus Italien, Spanien, Südafrika, Argentinien, Chile oder Australien. Wer sich einen Bordeaux gönnt, sucht vermehrt nach einer höheren Qualität und ist auch bereit, einen entsprechenden Preis dafür zu bezahlen.

Die demonstrierenden Bordeaux-Winzer verlangen vom Staat eine finanzielle Unterstützung für unverkaufte, eingelagerte Weine, eine Möglichkeit zur Destillation zu Spirituosen sowie eine Erlaubnis und Entschädigung zum Herausreissen von Weinreben. Denn seit dem Jahr 2006 sind Bordeaux-Winzer gezwungen, ihr Land mit Weinreben bepflanzt zu lassen, egal ob sie ihren Wein verkaufen können, oder nicht.

Die bisher grösste Demonstration, bei der gemäss Angaben der Organisatoren rund 1500 Winzerinnen und Winzer teilnahmen, fand im vergangenen Dezember im Zentrum von Bordeaux statt. Weil bis jetzt noch keine Lösung des Problems in Sicht ist, wurden weitere Streiks angekündigt. Die im Vergleich zu 2021 wieder etwas normalere Erntemenge des Bordeaux-Jahrgangs 2022 könnte das Absatzproblem im Billig-Bordeaux Segment weiter verschärfen.

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