Er keltert rare Spitzenweine
Zu Besuch bei Winzerlegende Thomas Studach

Eine Audienz bei Thomas Studach ist für Liebhaber von Weinen aus der Bündner Herrschaft ein seltenes Erlebnis. Blick-Wein-Redaktor Nicolas Greinacher durfte die bodenständige Winzerlegende in Malans GR besuchen.
Publiziert: 13.06.2022 um 14:20 Uhr
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Aktualisiert: 08.12.2022 um 10:57 Uhr
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Schon von weitem sieht man das historische, über 300 Jahre alte General-Schmid-Haus in Malans GR, in dem nicht nur die Studachs wohnen, sondern mitunter auch die gefragtesten Weine der Bündner Herrschaft gekeltert werden.

Thomas Studach (55) grüsst freundlich und führt mich direkt ins Kellergewölbe. Stolz und selbstbewusst betritt er sein Reich. Er erzählt mir von seiner Familiengeschichte und davon, dass er im Grundsatz ein Bauchmensch ist.

Studach kann nicht mit jedem «zwatzeln»

Medienbesuche bei Studach sind ein seltenes Ereignis. Studach kümmert sich Vollzeit um Reben, Weinbereitung und den Verkauf an Händler. Ebenso verkauft er seine Weine an Direktkunden, die rund einen Drittel der Gesamtverkäufe ausmachen. «Ich kann nicht mit jedem zwatzeln», erzählt er Blick.

Voll in seinem Element: Thomas Studach bei seinen Rebstöcken in Malans.
Foto: Nicolas Greinacher
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Ob er in letzter Zeit vermehrt Anfragen von ausländischen Weinhändlern bekommen habe, möchte ich von Studach wissen. Er bekomme pro Woche zehn solcher E-Mails, doch alles, was mit einem «Dear Sir» beginnt, löscht Studach konsequent. Er sei sowieso jedes Jahr ausverkauft.

Auch mit Social Media kann Studach nur wenig anfangen. «Ich bin nicht auf Instagram», erzählt er. Seine eigene Website sei seit zehn Jahren in Bearbeitung. Das bisschen Freizeit, das ihm bleibt, verbringt Studach lieber beim Unihockey spielen.

«Der Completer ist mein Patrioten-Wein»

Studach keltert drei reinsortige Weine: Einen Rotwein der Rebsorte Pinot Noir sowie zwei Weissweine, einmal aus Chardonnay und einmal aus Completer. Letztere ist eine alte Rebsorte, die nur in der Schweiz angebaut wird. Studach baut den Completer in Fässern aus Schweizer Eiche aus. Darum sei der Completer sein «Patrioten-Wein», erzählt er schmunzelnd.

Wir probieren Fassproben vom 2021er Chardonnay und Completer. Beide Weine überzeugen durch eine intensive, sortentypische Aromatik und eine knackige Säure. Vor allem der Completer macht mit seinem würzigen Charakter eine richtig gute Figur. Danach gibt mir Studach 2021er Pinot Noir-Proben aus Fässern von verschiedenen Fassproduzenten zum Probieren.

Dieser Vergleich ist äusserst spannend, haben die Weine doch alle ihre eigenen Nuancen, welche am Ende dann zusammengemischt als Studach Pinot Noir abgefüllt werden. Mengenmässig liegt der 2021er leicht über dem 2020er, aber immer noch weit unter normalen Jahrgängen, in welchen Studach normalerweise um die 15’000 Flaschen Wein abfüllt.

Studachs Weine brillieren mit Flaschenreife

Im Anschluss probieren wir ein paar gereifte Weine und starten mit dem 2012er Chardonnay. Der Wein strahlt mit einer goldgelben Farbe und verströmt intensive Aromen von tropischen Früchten, Honig, dezenter Eiche und Bienenwachs. Im Gaumen brilliert dieser Traumwein mit einer knackigen Säure, leicht crèmigen Textur und perfekter Balance. Hier hat man einen der besten Schweizer Weissweine im Glas.

Ebenso spannend ist der Completer aus dem Jahr 2006. Sehr würzig und leicht oxidativ, überzeugt dieses Schweizer Original durch eine kräftige Säure und einen langen, intensiven Abgang. Mit seinen 15 % Vol. definitiv kein Wein für schwache Nerven.

Den Abschluss bilden die beiden Pinot Noirs aus den Jahren 2004 und 2013. Der 2004er, damals noch mit Drehverschluss und nicht mit Korken verschlossen, zeigt sich von seiner allerbesten Seite und liefert den Beweis, dass man Studachs Weine locker 15 Jahre oder mehr im Keller vergessen kann. Der intensive 2013er Pinot Noir ist ein komplexes Kraftpaket, welches noch ein langes Leben vor sich hat.

Was Studach aus seinen bescheidenen 3.25 Hektaren Rebfläche alles herausholt, ist phänomenal. Er keltert seine Weine mit Gelassenheit und grossem Vertrauen in seine Arbeit. Diese fände sowieso zu 90 Prozent im Rebberg und nicht im Keller statt, so Studach zu Blick. Bei der Verabschiedung verrät mir Studach noch, dass er eigentlich ein super Leben hat. Das sieht man ihm auch an.

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