Zusammen mit den Châteaus Latour, Margaux und Haut Brion gehörte das Château Lafite Rothschild zu einem von nur vier Bordeaux-Weingütern, das im Jahr 1855 als Premier Grand Cru Classé klassifiziert worden ist. Das ebenso berühmte Château Mouton Rothschild stieg erst viel später im Jahr 1973 in dieselbe Kategorie auf.
Die für ihre hohe Qualität bekannten Château-Lafite-Rothschild-Weine zählten unter anderem den dritten amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson zu ihrer Fangemeinde. Anfang der 2000er-Jahre stieg die Nachfrage aus China rasant an und trieb die Marktpreise pro 0,75L Flasche über die 1'000 Franken-Grenze. Diese überhitzte Phase kühlte sich aber wieder ab, insbesondere weil in China Geschäftsgeschenke verboten worden sind.
Durchzogener Bordeaux-Jahrgang 1964
Das Bordeaux-Weinjahr 1964 startete mit wunderschönen Frühlingstagen, ausreichend, aber nicht zu viel Regen und einem warmen, trockenen Sommer. Mit der zweiten Oktoberwoche änderte sich jedoch alles: starke, über mehrere Wochen anhaltende Regenfälle führten dazu, dass sich die bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht geernteten Trauben mit Wasser vollsogen und dadurch Konzentration verloren.
In manchen Bordeaux-Weinanbaugebieten, wie zum Beispiel Saint-Émilion, werden die früher reifen Merlot Trauben schon etwas früher geerntet, weshalb der 1964er-Jahrgang in diesem Gebiet ein grosser Jahrgang geworden ist. Die später reifenden Cabernet Sauvignon Trauben, welche bei Weinen des Château Lafite Rothschild die grosse Mehrheit ausmachen, waren Anfang Oktober leider noch nicht vollständig reif.
Viele Winzer hofften vergeblich, dass die Regenfälle bald aufhören und warteten mit der Ernte ab. Letzten Endes wurden die Trauben unter nasskalten Bedingungen gelesen. Aus diesem Grund war die Weinqualität dann auch eher durchzogen. Bei einem Château Lafite Rothschild kann man im Weinjahr 1964 deshalb leider nicht von einem grossen Wein sprechen.
Anstatt den Wein zu trinken und womöglich enttäuscht zu sein, ist ein Verkauf der Flasche eventuell eine interessante Idee. Für gut gelagerte und erhaltene Flaschen mit einem Füllstand im Hals, einer unbeschädigten Kapsel und einer intakten, gut lesbaren Etikette werden aktuell zwischen 400 und 500 Franken bezahlt. Bei einem schlechten Flaschenzustand ist jedoch mit einem tieferen Preis zu rechnen.