Für Sie degustiert: Supermarkt-Weine
Hammertipps für Sparfüchse!

Blick.ch goes Supermarkt! Wir haben uns bei Discountern und Detaillisten umgeschaut. Und zwei Hammerweine entdeckt: einen Roten für 12.90 und einen Weissen für 9.40 Franken. Da können wir nur eines raten: Sofort zugreifen!
Publiziert: 11.05.2015 um 16:44 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2019 um 09:33 Uhr
Von Alain Kunz

Die Discounter sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Dass Denner und früher Spar im November als Lockvogel-Angebote einige wunderbare Bordeaux-Kistchen des eben erschienenen Jahrgangs in den Regalen stehen hatten – das ist altbekannt. Doch dass man mittlerweile bei Aldi einen Tignanello für 69.90 Franken entdeckt - das ist eher unüblich.

Aber es ist nicht das Kerngeschäft des Discounters. Vielmehr sind es die Weine für Preisbewusste, bei denen die Einkäufer versuchen, möglichst gute Tropfen zu möglichst tiefen Preisen anzubieten.

Einkaufshilfe Weinseller

Bei der Suche hilft seit Jahren Chandra Kurt mit dem «Weinseller». Der ca. 300 Seiten dicke Einkaufsführer nimmt die Weine der Detaillisten Aldi, Coop, Denner, Globus, Lidl, Manor, Spar und Volg unter die Lupe. Sie werden degustiert, beschrieben und benotet. Die renommierte Weinexpertin Kurt, die auch mehrere eigene Weinlinien hat (so eine von Bolle) betont, dass der Weinseller finanziell unabhängig sei, dass die Beiträge nicht gesponsert seien, die Auswahl der Weine durch die verantwortlichen Weineinkäufer vorgenommen werde und schlechte Weine gar nicht erst im Büchlein Aufnahme fänden.

Der italienische Topwein Tignanello in den Regalen von Discounter Aldi? Das Erstaunen ist noch da.
Foto: Alain Kunz
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So sind nun 595 Weine bewertet, bei denen die einzige Vorgabe war, dass sie plusminus 15 Franken kosten sollen. Ein paar Zahlen dazu: Am meisten Weine kommen aus Italien (162), gefolgt von der Schweiz (159) und Frankreich (101) sowie Spanien (70). Die Mengen der restlichen Welt (11 Länder) sind marginal. In der Schweiz geht der Grossteil ans Wallis (69) und an die Waadt (52).

Die besten Weine unter 15 Franken

Wir haben nun die Rubrik «Topweine» unter die Lupe genommen, und zwar nur jene Weine, die 18 und mehr Punkte erhalten haben und weniger als 15 Franken kosten.

  1. Volgaz! der Volg Weinkellereien  - Wir fangen an mit dem Perlwein Volgaz! der Volg Weinkellereien (CHF 12.90, 18,5/20 Punkte im Weinseller). In diesem spüren wir Honig- und Candynoten auf, immerhin ein Touch Hefe, aber vor allem viel Süsse – zu viel. Die Blick.ch-Note dafür ist eine 15,5.
  2. Merlot Barrel Reserve 2012 La Capitana von Viña de la Rosa  - Weiter gehts mit dem Merlot Barrel Reserve 2012 La Capitana von Viña de la Rosa aus dem chilenischen Cachapoal Valley, ebenfalls von Volg (CHF 12.95, 18,5 Punkte), der für Chandra den Unterhaltungswert des Klassikers «Mary Poppins» hat. Der Wein ist ganz okay, ist aber schon sehr zältlig und beliebig. 15 Punkte.
  3. Carro 2013 von Señorio de Barehonda - Als Nächstes verkosten wir den Carro 2013 von Señorio de Barehonda, eine Assemblage aus dem spanischen Yecla aus Monastrell, Syrah, Merlot und Tempranillo von Coop (CHF 8.50, 18 Punkte). Die Nase ist frisch-fröhlich, recht würzig, hat Tiefgang, im Gaumen sind die Kirschennoten kräuterig. Als Easy-drinking-Alltagswein top geeignet. Und das bei diesem Preis! Wir zücken die 16.
  4. Primitivo di Manduria Epicuro 2013  - Weiter gehts mit dem von irgendeiner AG abgefüllten Primitivo di Manduria Epicuro 2013 von Denner (CHF 8.95, 18 Punkte). Der Wein ist recht dunkel-teerig, die Früchte sind eingekocht, doch er hat die nötige Säure, die ihn stützt, ist süffig mit einem minzigen Finale. Auch hier: 16.
  5. Carmenère Terraced Gran Reserva 2012 von Luis Felipe Edwards  - Zurück nach Chile mit dem Carmenère Terraced Gran Reserva 2012 von Luis Felipe Edwards aus dem berühmten Colchagua Valley von Denner (CHF 11.45, 18 Punkte). Wir haben nur den Jahrgang 2012 im Regal gefunden. Der ist in der Nase dunkelfruchtig und leicht holzig, die Röstaromen sind recht stark, im Gaumen ist er dann erstaunlich filigran und frisch, das Finish ist mittellang. Und wir sind begeistert. Das ist mehr als Durchschnitt! Carmenère ist halt die Kernkompetenz der Chilenen. 17 Punkte bei einem Preis von unter 12 Franken. Super!
  6. Cabernet Sauvignon/Merlot Reserve 2012 von Viña Tarapaca  - Der zweitletzte Wein kommt wieder aus Chile, diesmal aus dem Maipo Valley. Der Cabernet Sauvignon/Merlot Reserve 2012 von Viña Tarapaca von Denner (CHF 11.95, 18 Punkte) ist ein ganz ordentlicher Wein, typisch für Chile mit Cassis, Lakritze, Röstaromen, kräuterig, Frische, mittlerer Länge – und Langeweile. Das reicht für 15,5.
  7. Greco die Tufo Loggia della Serra 2013 von Terredora - Zum Schluss ein Weisser, der Greco die Tufo Loggia della Serra 2013 von Terredora von Coop (CHF 13.95, 18 Punkte). Die Nase ist fruchtig, es riecht nach Mandarinen und Agrumen, im Gaumen kommt nasses Gras hinzu, der Wein wird aber schnell recht vegetal und bitter, die Säure ist markant, das Finale ist mittellang und mineralisch. Macht: Gute 16 Punkte.

Fazit: Chandras Benotungen sind schon recht optimistisch. Drei Weine sind empfehlenswert, der Terraced Carmenère ist gar ein Hammer-Schnäppchen! Cheers.

Der Unterschied zwischen Dekantieren und Karaffieren

Man hört immer wieder Unwahrheiten, gerade wenn es um Wein und vermeintliche Weinkenner geht. Das Thema Dekantieren sorgt dabei immer wieder für Verwirrung und Diskussionen. Ein guter Wein muss am besten eine Stunde vorher geöffnet werden, damit er lüften und sich entfalten kann. Falsch! Denn Dekantieren hat nichts mit Sauerstoff und Luft zu tun.

Mann in Hemd füllt Rotwein in eine Glaskaraffe um, unter dem Flaschenhals steht eine Kerze.

Traditionell mit einer Kerze unter dem Flaschenhals wird der Wein beim Dekantieren vorsichtig in die Karaffe umgefüllt.

iStockphoto

Man hört immer wieder Unwahrheiten, gerade wenn es um Wein und vermeintliche Weinkenner geht. Das Thema Dekantieren sorgt dabei immer wieder für Verwirrung und Diskussionen. Ein guter Wein muss am besten eine Stunde vorher geöffnet werden, damit er lüften und sich entfalten kann. Falsch! Denn Dekantieren hat nichts mit Sauerstoff und Luft zu tun.

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WAS TAUGT DES SCHWEIZERS LIEBLINGSWEIN?

Spannende Frage an NZZ-Weinexperten Peter Keller: Was ist der meistverkaufte Wein der Schweiz? Seine Recherchen ergaben, dass es sich wohl um den JP Chenet Cabernet Sauvignon/Syrah aus Südfrankreich handelt. Zu finden bei Denner und Coop für 5.60 resp. 6.20 Franken. Und im Moment bei beiden gar zum Super-Rabatt-Schnäppchen-Geizistgeil-Preis. Produziert wird der Wein durch die Gruppe Les Grand Chais. Und das seit mehr als 30 Jahren. Was taugt ein Massenwein aus dem Pays d’Oc in Südfrankreich, von dem 100 Millionen der gebogenen Bocksbeutel-ähnlichen Flaschen in 160 Ländern abgesetzt werden? Das Ding ist fruchtig-marmeladig, leicht würzig, im Gaumen ist es klebrig, eine Bonbon-Süsse erdrückt alles, schön sind einzig die Tannine. Erst die machen den Wein zu einem ebensolchen. Im Finish wird er dann erstaunlich frisch. Alles in allem: Ein akzeptabler, trinkbarer Wein, der eines aufzeigt: Selbst bei dieser monströsen Produktion ist es heute möglich, einen Wein zu produzieren, den man nicht nach dem ersten Schluck wegschütten muss. So gibts doch noch 14,5 Punkte.

Alain Kunz

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PATA NEGRA IN FLÜSSIGER  FORM

Auch im Supermarkt entdeckt haben wir den Schwarzfuss-Wein. Mit Pata Negra ist für einmal nicht der hervorragende spanische Rohschinken gemeint, sondern ein Wein aus Valdepeñas. Eine Gran Reserva überdies der Bodegas Los Llanos, die den Markt mit 100 Millionen Litern jährlich geradezu überflutet. Eines der Flaggschiffe ist eben dieser Wein, der im neuen Guia Peñin mit 86 Punkten und vier Sternen für ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis bedacht wurde. Beim ersten Schluck überzeugte der Wein durch viel Parfüm, feinen Holznoten, Erd- und Himbeeren. Beim genaueren Analysieren jedoch wird er im Gaumen süsslich-zältlig, gleichzeitig herb-vegetal, das Parfüm geht da schon auf den Keks. Wegschütten, der erste Gedanke. Doch ein Zapfen findet den Weg auf die Flasche. Zum Glück! Denn zwei Tage später überrascht das Machwerk mit gesunkenem Süssholz-Geraspel-Anteil, mit mehr Struktur und einem schönen Finish. Sehr süffig. Ein Wein, der einen etwas ratlos zurücklässt. Ergibt irgendetwas zwischen 15 und 16 Punkten. Kostet auch nur 10.95 Franken bei www.manor.ch.

Alain Kunz

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