Blick macht Geschenktipps
Das sind die besten Bücher von 2022

Rückblicke auf Anfänge von Mensch und Stadt, Aussichten aufs Ende von Kluft und Geld: Die Bücher dieses Jahres nehmen uns mit auf Zeitreisen in unterschiedliche Gebiete und Epochen – die 22 besten Mitfahrgelegenheiten.
Publiziert: 15.12.2022 um 08:11 Uhr
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin
David Graeber, David Wengrow, «Anfänge – eine neue Geschichte der Menschheit», Klett-Cotta

7400 v. Chr. Çatalhöyük in der Türkei gilt als älteste Stadt, die schon 7400 v. Chr. besiedelt war. Hier sahen Archäologen auch den Beginn der Landwirtschaft, bis neue Methoden belegten, dass die ausgegrabenen Schädel nicht von Nutztieren stammten. David Graeber (1961–2020) und David Wengrow (50) schreiben Anfänge neu.

7400 v. Chr. Çatalhöyük in der Türkei gilt als älteste Stadt, die schon 7400 v. Chr. besiedelt war. Hier sahen Archäologen auch den Beginn der Landwirtschaft, bis neue Methoden belegten, dass die ausgegrabenen Schädel nicht von Nutztieren stammten. David Graeber (1961–2020) und David Wengrow (50) schreiben Anfänge neu.

Judith Herrin, «Ravenna – Hauptstadt des Imperiums, Schmelztiegel der Kulturen», wbg Theiss

402 Ravenna ist nicht die erste Adresse für Italienreisende. Das war mal anders: Ab dem Jahr 402 beherbergte sie den Hof des weströmischen Kaisers Honorius (384–423). Die britische Historikerin Judith Herrin (80) lässt die Stadt und ihre Kunst, die heute noch zu bestaunen ist, in voller Pracht aufblühen.

402 Ravenna ist nicht die erste Adresse für Italienreisende. Das war mal anders: Ab dem Jahr 402 beherbergte sie den Hof des weströmischen Kaisers Honorius (384–423). Die britische Historikerin Judith Herrin (80) lässt die Stadt und ihre Kunst, die heute noch zu bestaunen ist, in voller Pracht aufblühen.

Ulinka Rublack, «Die Geburt der Mode – eine Kulturgeschichte der Renaissance», Klett-Cotta

1500 Tracht und Rüstung bestimmen im Mittelalter die starre Kleiderordnung. «A la mode» ziehen sich zuerst die Französinnen und Franzosen ab dem 16. Jahrhundert an und bringen damit Abwechslung in den Wäscheschrank. Die deutsche Historikerin Ulinka Rublack (55) zeigt die Modernität alter Klamotten.

1500 Tracht und Rüstung bestimmen im Mittelalter die starre Kleiderordnung. «A la mode» ziehen sich zuerst die Französinnen und Franzosen ab dem 16. Jahrhundert an und bringen damit Abwechslung in den Wäscheschrank. Die deutsche Historikerin Ulinka Rublack (55) zeigt die Modernität alter Klamotten.

Kaspar Schnetzler, «Die Beschliesserin», Bilger

1723 Eine Journalistin bekommt den Auftrag, die Geschichte der Zürcher Patrizierfamilie von Meiss zu schreiben. Bei Recherchen stösst sie auf einen Mord an einer Witwe des Hauses im Jahr 1723 – mehr geht aus der Chronik nicht hervor. Romanautor Kaspar Schnetzler (80) macht sich seinen eigenen Reim darauf.

1723 Eine Journalistin bekommt den Auftrag, die Geschichte der Zürcher Patrizierfamilie von Meiss zu schreiben. Bei Recherchen stösst sie auf einen Mord an einer Witwe des Hauses im Jahr 1723 – mehr geht aus der Chronik nicht hervor. Romanautor Kaspar Schnetzler (80) macht sich seinen eigenen Reim darauf.

Thomas Piketty, «Eine kurze Geschichte der Gleichheit», C. H. Beck

1791 Der französische Ökonom Thomas Piketty (51) ist berühmt für seinen sozialkritischen Wälzer «Das Kapital im 21. Jahrhundert». Dieses Buch ist das Extrakt seines Anliegens nach Ausgleich: Er zeigt, wie der Kampf um Gleichheit mit den Sklavenaufständen von Saint-Domingue 1791 anfing und nie endet.

1791 Der französische Ökonom Thomas Piketty (51) ist berühmt für seinen sozialkritischen Wälzer «Das Kapital im 21. Jahrhundert». Dieses Buch ist das Extrakt seines Anliegens nach Ausgleich: Er zeigt, wie der Kampf um Gleichheit mit den Sklavenaufständen von Saint-Domingue 1791 anfing und nie endet.

Orhan Pamuk, «Die Nächte der Pest», Hanser

1901 Sind es die Pilger aus Mekka oder die Händler aus Alexandria? Als im Jahr 1901 auf der fiktiven Insel Minger die Pest ausbricht, beschuldigen sich Muslime und Christen gegenseitig. Ein Abgesang auf Nationalismus und Aberglauben vom türkischen Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk (70).

1901 Sind es die Pilger aus Mekka oder die Händler aus Alexandria? Als im Jahr 1901 auf der fiktiven Insel Minger die Pest ausbricht, beschuldigen sich Muslime und Christen gegenseitig. Ein Abgesang auf Nationalismus und Aberglauben vom türkischen Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk (70).

Rebecca Solnit, «Orwells Rosen», Rowohlt

1936 «Im Jahr 1936 pflanzte ein Engländer Rosen.» Es ist nicht irgendwer, sondern der Autor der Stalinismus-Parabel «Farm der Tiere» und der Dystopie «1984», George Orwell (1903–1950). Die US-amerikanische Essayistin Rebecca Solnit (61) beschwört die Verbindung von Poesie und Politik in harten Zeiten.

1936 «Im Jahr 1936 pflanzte ein Engländer Rosen.» Es ist nicht irgendwer, sondern der Autor der Stalinismus-Parabel «Farm der Tiere» und der Dystopie «1984», George Orwell (1903–1950). Die US-amerikanische Essayistin Rebecca Solnit (61) beschwört die Verbindung von Poesie und Politik in harten Zeiten.

Lukas Hartmann, «Ins Unbekannte – die Geschichte von Sabina und Fritz», Diogenes

1942 Mit diesem historischen Roman über die Psychoanalytikerin Sabina Spielrein und den Kommunisten Fritz Platten vollendet der Schweizer Schriftsteller Lukas Hartmann (78) seine Trilogie über berühmte Menschen mit Bezug zu unserem Land, die 1942 gestorben sind.

1942 Mit diesem historischen Roman über die Psychoanalytikerin Sabina Spielrein und den Kommunisten Fritz Platten vollendet der Schweizer Schriftsteller Lukas Hartmann (78) seine Trilogie über berühmte Menschen mit Bezug zu unserem Land, die 1942 gestorben sind.

Bob Dylan, «Die Philosophie des modernen Songs», C. H. Beck

1957 «In diesem Song fühlst du dich so gut, wie es nur geht», schreibt der US-Musiker Bob Dylan (81) über «Feel So Good» (1957) von Sonny Burgess (1931–2017). 65 weitere Lieder von «Tutti Frutti» über «Strangers in the Night» bis «London Calling» lobt der Literaturnobelpreisträger in höchsten Tönen.

1957 «In diesem Song fühlst du dich so gut, wie es nur geht», schreibt der US-Musiker Bob Dylan (81) über «Feel So Good» (1957) von Sonny Burgess (1931–2017). 65 weitere Lieder von «Tutti Frutti» über «Strangers in the Night» bis «London Calling» lobt der Literaturnobelpreisträger in höchsten Tönen.

Ian McEwan, «Lektionen», Diogenes

1959 Sie kneift und streichelt ihn: In Gestalt seiner Klavierlehrerin begegnet Roland Baines 1959 dem Schicksal. Nachdem er sie nicht heiraten will, prophezeit sie: «Du wirst dein Leben lang nach dem suchen, was du hier hattest.» Ein Meisterwerk des Briten Ian McEwan (74) über das, was Menschen antreibt.

1959 Sie kneift und streichelt ihn: In Gestalt seiner Klavierlehrerin begegnet Roland Baines 1959 dem Schicksal. Nachdem er sie nicht heiraten will, prophezeit sie: «Du wirst dein Leben lang nach dem suchen, was du hier hattest.» Ein Meisterwerk des Briten Ian McEwan (74) über das, was Menschen antreibt.

Ingeborg Bachmann/Max Frisch, «Wir haben es nicht gut gemacht.», Piper/Suhrkamp


1962 «Daraus wird nichts Gutes», schreibt der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911–1991) im Jahr 1962 an seine Geliebte, die österreichische Dichterin Ingeborg Bachmann (1926–1973). Im selben Jahr zerbricht die Beziehung. Nun liegt erstmals der Briefwechsel vor und gibt Einblick in eine Amour fou.


1962 «Daraus wird nichts Gutes», schreibt der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911–1991) im Jahr 1962 an seine Geliebte, die österreichische Dichterin Ingeborg Bachmann (1926–1973). Im selben Jahr zerbricht die Beziehung. Nun liegt erstmals der Briefwechsel vor und gibt Einblick in eine Amour fou.

Thomas Hürlimann, «Der Rote Diamant», S. Fischer

1968 Geschliffen, glänzend und scharfkantig ist die Sprache, mit der Thomas Hürlimann (71) den Klosterschulalltag um 1968 schildert: Rot war nicht nur der Diamant, nach dem die Zöglinge suchten, sondern auch die Fahne, die sie aus Sympathie für die kommunistische Seite des Vietnamkriegs hissten.

1968 Geschliffen, glänzend und scharfkantig ist die Sprache, mit der Thomas Hürlimann (71) den Klosterschulalltag um 1968 schildert: Rot war nicht nur der Diamant, nach dem die Zöglinge suchten, sondern auch die Fahne, die sie aus Sympathie für die kommunistische Seite des Vietnamkriegs hissten.

Nicolas von Passavant, «Hemmungen und Dynamit. Über das Politische bei Mani Matter», Zytglogge

1972 Dieses Jahr jährt sich der Todestag von Mani Matter (1936–1972) zum 50. Mal. Zu Tode kommen aber auch viele Figuren in den Liedern des Berner Troubadours. Der Basler Germanist Nicolas von Passavant (39) ergründet, wie Gewalt in den Chansons mit Matters Verständnis von Staatsgewalt zusammenhängt.

1972 Dieses Jahr jährt sich der Todestag von Mani Matter (1936–1972) zum 50. Mal. Zu Tode kommen aber auch viele Figuren in den Liedern des Berner Troubadours. Der Basler Germanist Nicolas von Passavant (39) ergründet, wie Gewalt in den Chansons mit Matters Verständnis von Staatsgewalt zusammenhängt.

Ferdinand von Schirach, «Nachmittage», Luchterhand

1978 Ein Mann, der 1978 die Familienfirma erbt, erpresst wird, sich des Problems entledigt, dank Verteidiger freikommt, ist sich nach Jahren nicht mehr sicher, ob er den Erpresser nicht doch tötete. Eine von 25 lakonischen Kurzgeschichten aus dem Leben des deutschen Juristen Ferdinand von Schirach (58).

1978 Ein Mann, der 1978 die Familienfirma erbt, erpresst wird, sich des Problems entledigt, dank Verteidiger freikommt, ist sich nach Jahren nicht mehr sicher, ob er den Erpresser nicht doch tötete. Eine von 25 lakonischen Kurzgeschichten aus dem Leben des deutschen Juristen Ferdinand von Schirach (58).

Danny Schlumpf/Mario Nottaris, «Das Rentendebakel – wie Politik und Finanzindustrie unsere Vorsorge verspielen», Rotpunkt

1985 Alle, die in der Schweiz einer Arbeit nachgehen und dafür einen Lohn erhalten, müssen seit 1985 zur Altersvorsorge in eine Pensionskasse einzahlen. SonntagsBlick-Redaktor Danny Schlumpf (44) und SRF-Redaktor Mario Nottaris (54) belegen, wie davon vor allem die Finanzbranche profitiert.

1985 Alle, die in der Schweiz einer Arbeit nachgehen und dafür einen Lohn erhalten, müssen seit 1985 zur Altersvorsorge in eine Pensionskasse einzahlen. SonntagsBlick-Redaktor Danny Schlumpf (44) und SRF-Redaktor Mario Nottaris (54) belegen, wie davon vor allem die Finanzbranche profitiert.

Christine Brand, «Der Unbekannte», Blanvalet

1986 «Nach Familiendrama: Sohn bleibt blind», stand 1986 im Blick. Dieses reale Schicksal ist Grundlage für den Krimi «Blind» (2019) der Schweizer Bestseller-Autorin Christine Brand (49). Nun folgt der Fortsetzungsband, in dem der blinde Nathaniel bei Ermittlungen wiederum Fingerspitzengefühl beweist.

1986 «Nach Familiendrama: Sohn bleibt blind», stand 1986 im Blick. Dieses reale Schicksal ist Grundlage für den Krimi «Blind» (2019) der Schweizer Bestseller-Autorin Christine Brand (49). Nun folgt der Fortsetzungsband, in dem der blinde Nathaniel bei Ermittlungen wiederum Fingerspitzengefühl beweist.

Marlene Engelhorn, «Geld», Kremayr & Scheriau

1992 «Wenn man nicht reich auf die Welt kommt, wird man es nicht», sagt die Österreicherin Marlene Engelhorn (30) in einem Interview mit dieser Zeitung. 1992 in eine reiche Familie geboren, wird sie von ihrer Grossmutter dereinst einen Millionenbetrag erben. Sie will den Grossteil versteuern und tritt damit eine Debatte los.

1992 «Wenn man nicht reich auf die Welt kommt, wird man es nicht», sagt die Österreicherin Marlene Engelhorn (30) in einem Interview mit dieser Zeitung. 1992 in eine reiche Familie geboren, wird sie von ihrer Grossmutter dereinst einen Millionenbetrag erben. Sie will den Grossteil versteuern und tritt damit eine Debatte los.

Evan Osnos, «Mein wütendes Land – eine Reise durch die gespaltenen Staaten von Amerika», Suhrkamp

2013 Der US-Journalist Evan Osnos (45) kehrt 2013 nach zehn Jahren Korrespondententätigkeit für den «New Yorker» in seine Heimat zurück – und erkennt sein Land nicht wieder. Er macht sich auf eine Tour durch die USA und sieht das Problem nicht in den «Abgehängten», sondern den davongeeilten Reichen.

2013 Der US-Journalist Evan Osnos (45) kehrt 2013 nach zehn Jahren Korrespondententätigkeit für den «New Yorker» in seine Heimat zurück – und erkennt sein Land nicht wieder. Er macht sich auf eine Tour durch die USA und sieht das Problem nicht in den «Abgehängten», sondern den davongeeilten Reichen.

Wolf Haas, «Müll», Hoffmann und Campe


2014 Ganze acht Jahre ist es her, seit der letzte Krimi mit Privatdetektiv Simon Brenner erschienen ist. Jetzt legt der österreichische Bestsellerautor Wolf Haas (61) nach und beginnt seinen neuen aberwitzigen Roman mit einem falsch entsorgten menschlichen Knie in einer Wiener Kehrichtverwertungsanlage.


2014 Ganze acht Jahre ist es her, seit der letzte Krimi mit Privatdetektiv Simon Brenner erschienen ist. Jetzt legt der österreichische Bestsellerautor Wolf Haas (61) nach und beginnt seinen neuen aberwitzigen Roman mit einem falsch entsorgten menschlichen Knie in einer Wiener Kehrichtverwertungsanlage.

Sergii Rudenko, «Selenskyj. Eine politische Biografie», Hanser

2019 Seit drei Jahren ist Wolodomir Selenski (44) Präsident der Ukraine, seit diesem Jahr im Krieg mit Russland. Der ukrainische Journalist Sergii Rudenko (51) zeigt ungeschminkt die Karriere Selenkis vom Komödianten in der TV-Serie «Diener des Volkes» bis zum ernsthaften Politiker auf der Weltbühne.

2019 Seit drei Jahren ist Wolodomir Selenski (44) Präsident der Ukraine, seit diesem Jahr im Krieg mit Russland. Der ukrainische Journalist Sergii Rudenko (51) zeigt ungeschminkt die Karriere Selenkis vom Komödianten in der TV-Serie «Diener des Volkes» bis zum ernsthaften Politiker auf der Weltbühne.

Amanda Gorman, «Was wir mit uns tragen – Call Us What We Carry», Hoffmann und Campe

2021 Bei der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden (80) am 20. Januar letzten Jahres war die Lyrikerin Amanda Gorman (24) der Lichtblick. Dieses Jahr folgte endlich ein ganzer Gedichtband, und man sieht: Diese Frau kann nicht nur Hügel erklimmen, sondern auch Berge versetzen.

2021 Bei der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden (80) am 20. Januar letzten Jahres war die Lyrikerin Amanda Gorman (24) der Lichtblick. Dieses Jahr folgte endlich ein ganzer Gedichtband, und man sieht: Diese Frau kann nicht nur Hügel erklimmen, sondern auch Berge versetzen.

KEYSTONE
Kim de l’Horizon, «Blutbuch», Dumont

2022 Die Person des Jahres überstrahlt beinahe das Werk: Kim de l’Horizon (30) aus der Schweiz bekommt sowohl den Deutschen wie den Schweizer Buchpreis 2022 für einen Roman, der in der Vergangenheit spielt, aber in die Zukunft weist: eine Erzählfigur auf der Suche nach einer non-binären Sprache.

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2022 Die Person des Jahres überstrahlt beinahe das Werk: Kim de l’Horizon (30) aus der Schweiz bekommt sowohl den Deutschen wie den Schweizer Buchpreis 2022 für einen Roman, der in der Vergangenheit spielt, aber in die Zukunft weist: eine Erzählfigur auf der Suche nach einer non-binären Sprache.

Ein gutes Buch ist immer ein tolles Weihnachtsgeschenk.
Foto: imago/MITO
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