BLICK-Kolumnist Giuseppe Gracia über Ostern
Explosion der Liebe

Osternester suchen, Eier tütschen, Schoggihasen essen – war da nicht noch mehr? BLICK-Kolumnist Giuseppe Gracia erinnert an die tiefere Bedeutung von Ostern, die Auferstehung im christlichen Sinn.
Publiziert: 31.03.2018 um 20:18 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:30 Uhr
Giuseppe Gracia

Die Sehnsucht nach wahrer, unzerstörbarer Liebe ist so alt wie die Menschheit und hat die Poesie vieler Kulturen inspiriert. Gleichzeitig lässt uns die Schwere der Welt immer wieder spüren, dass alles sterben muss.

Wenn es nur dieses Dasein in der physikalischen Zeit gibt, in der alle Hoffnung, alles Lieben und Hassen im Staub der Geschichte endet, dann lautet die bittere Pille: Nach dem Tod geliebter Menschen sehnen wir uns vielleicht nach einem Wiedersehen, aber das ist vergeblich. Oder wie das Alte Testament sagt: «Windhauch und Luftgespinst.» Wir wollen, dass die Verbindung zu unseren Liebsten niemals endet, aber wir bleiben eingesperrt in der letzten Einsamkeit des Todes.

Ewige Liebe

Aus dieser radikalen Perspektive wird deutlich, was Auferstehung im christlichen Sinn bedeutet. Es geht um die Überzeugung, dass eine Liebe existiert, die vom Sterben nicht vernichtet werden kann. Dazu sagt Papst Benedikt XVI.: «Auferstehung ist gleichsam eine Explosion des Lichts, eine Explosion der Liebe, die das bislang unauflösbare Geflecht von ‹stirb und werde› aufgelöst hat.»

Mit der Auferstehung behauptet das Christentum, dass die Sehnsucht nach ewiger Liebe kein Hirngespinst sei. So wie der körperliche Durst darauf hindeutet, dass es Wasser gibt, um diesen Durst zu löschen, so deutet der seelische Durst nach ewiger Liebe darauf hin, dass eine solche Liebe existiert. Wovor wir uns am meisten fürchten, wenn wir an den Tod denken, ist die totale Auslöschung und Bedeutungslosigkeit unserer Existenz, ohne Widerrufsrecht, ohne zweite Chance.

«Wir alle fallen»

Das Leben auf dem Planeten Erde ist für die meisten Menschen hart und ungerecht. Sie werden niemals Gerechtigkeit erfahren, wenn dieses Leben alles ist, was es gibt. Wenn jedoch die Auferstehung wahr ist, dann existiert eine Liebe, die in die Tiefe des Todes hinabsteigen kann, um uns aufzuwecken und mitzunehmen nach oben, zu Gott.

Wenn die Auferstehung wahr ist, dann gilt auch dieses Gedicht von Rainer Maria Rilke: «Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten. Sie fallen mit verneinender Gebärde (...) Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: Es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.»

Giuseppe Gracia (50) ist Schriftsteller und Medienbeauftragter des Bistums Chur. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. In seiner BLICK-Kolumne, die alle zwei Wochen erscheint, äussert er persönliche Ansichten.

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