Macron auf Eroberungstour
Zuerst seine Lehrerin, nun ganz Frankreich!

Emmanuel Macron kann den ersten Wahlgang für sich entscheiden und ist zusammen mit Marine Le Pen vom rechten Front National für den zweiten Wahlgang nominiert.
Publiziert: 23.04.2017 um 23:15 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:04 Uhr
Wer ist Emmanuel Macron?
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Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich:Wer ist Emmanuel Macron?
Guido Felder

In den Adern des 39-jährigen Emmanuel Macron fliesst Erobererblut. Als 16-jähriger Schüler bezirzte er seine 24 Jahre ältere Lehrerin Brigitte Trogneux – sie ist heute seine Frau. Gestern holte Macron bei den französischen Präsidentschaftswahlen das beste Resultat.

Die letzte Hochrechnung zum ersten Wahlgang.
Foto: RINGIER

Er wird am 7. Mai gegen die zweitplatzierte Marine Le Pen (48) vom rechten Front National zur Stichwahl antreten. Es gilt als wahrscheinlich, dass Macron die Direktbegegnung dank der vereinten Stimmen von der Mitte und von links für sich entscheiden wird.

Emmanuel Macron, auch Kennedy Frankreichs genannt, wäre somit der jüngste Präsident der Französischen Republik! Er ist auf allen Ebenen ein echter Eroberer. Sein Slogan lautet dementsprechend: «Unseren Eroberungsgeist wieder finden und ein neues Frankreich bauen.»

Fillon stolpert

Aus dem Rennen geworfen wurden gestern unter anderen der konservative Ex-Ministerpräsident François Fillon (63), der linksextreme EU-Kritiker Jean-Luc Mélenchon (65) sowie Benoît Hamon (49) von den regierenden Sozialisten. Fillon, ursprünglich aussichtsreichster Kandidat, stolperte darüber, dass er seiner Frau fast eine Million Euro Staatsgelder für angebliche Assistenzdienste zugeschanzt haben soll. Sowohl Fillon als auch Hamon haben ihre Unterstützung für Macron zugesagt. 

Der bisherige sozialistische Präsident François Hollande (62) war nach nur einer Legislatur gar nicht mehr angetreten. Zu gross war die Angst vor einer Abwahl.

Nun haben die Franzosen am 7. Mai die Wahl zwischen Offenheit und Nationalismus. Macron will mit seiner neu gegründeten Bewegung En Marche! das Land radikal umstrukturieren und eine verstärkte Zusammenarbeit innerhalb Europas anstreben. Le Pen will Frankreich aus der EU führen. 

Angst vor Terroranschlägen

Der gestrige Wahltag stand im Schatten des Terroranschlags vom Donnerstag auf den Champs-Élysées, bei dem ein Islamist einen Polizisten erschoss. Aus Angst vor weiteren Attentaten waren landesweit 50’000 Polizisten und 7000 Soldaten im Einsatz. Die Wahlen verliefen einigermassen ruhig, es kam nur zu wenigen kleinen Zwischenfällen.

So protestierten sechs barbusige Aktivistinnen der Femen-Bewegung im nordfranzösischen Hénin-Beaumont vor einem Wahllokal gegen Marine Le Pen. Die Chefin des Front National hatte kurz zuvor an diesem Ort ihre Stimme abgegeben. Die halb nackten Frauen hatten sich unter anderem als Donald Trump und Wladimir Putin maskiert und sich «Team Le Pen» auf den Busen geschrieben. Die Polizei führte das Sextett ab, auch ein Fotograf wurde festgenommen. 

Zudem wurden mehrere Wahlbüros aus Sicherheitsgründen vorübergehend evakuiert. Im elsässischen Haguenau hatte eine Person ein verdächtiges Objekt gemeldet, das sich aber als Eiskühler entpuppte. Im nordfranzösischen Saint-Omer entdeckte man ein verdächtiges Auto mit niederländischen Kennzeichen und in Besançon, 60 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt, fand man in einem Auto ein Gewehr. Jedes Mal war es falscher Alarm.

Die französischen Wahlen sind auch für Donald Trump ein Thema. Nach dem Anschlag am Donnerstag twitterte er: «Schon wieder ein Terroranschlag in Paris. Das französische Volk wird solches nicht mehr tolerieren. Das wird ein grosser Effekt auf die Präsidentschaftswahl haben!» Dieses Statement wird als Unterstützung für Marine Le Pen angesehen.

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