Bundesamt verbietet Ju-Air kommerzielle Flüge
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Airline will trotzdem fliegen:Bundesamt verbietet Ju-Air kommerzielle Flüge

Generalüberholung nötig
Ju-Air bleibt bis Frühling 2021 auf dem Boden

Die Ju-Air bleibt weiter am Boden. Eigentlich hätten die Flieger nach dem tragischen Absturz im letzten Jahr bald wieder abheben sollen. Doch nun kündigt die Ju-Air an: eine Generalüberholung ist nötig.
Publiziert: 04.04.2019 um 10:37 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 19:53 Uhr
Die Erlebnisreise mit der Ju-52 ins Tessin endete am 4. August 2018 in einer Tragödie.
Foto: Keystone
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Die Trauer war gross: Im Sommer 2018 stürzte eine Ju-Air-Maschine am Piz Segnas ab. Alle 20 Menschen an Bord starben. Die Frage kam auf, wie sicher die Oldtimer-Maschinen noch sind.

Hier stürzt die Ju-52 ab!
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Nun hat sich die Ju-Air dazu entschlossen die drei historischen JU-52 einer kompletten Generalüberholung zu unterziehen. Dabei werden sämtliche Systeme und Einzelteile der Flugzeuge so geprüft und revidiert, dass sie als sicher für eine bestimmte, erneute Betriebszeit zertifiziert werden können. Die Flugzeuge gelten danach als technisch so gut wie neuwertig, heisst es in einer Mitteilung der Ju-Air.

Mehrere Teile werden ersetzt

Die Generalüberholung bedeutet für die Flugzeuge, dass zahlreiche tragende Teile an Flügeln, Rumpf, Fahrwerk, Leitwerken und Steuerflächen sowie Teile der Motoren und Treibstoffsysteme werden bei der Überholung vorsorglich durch neue Teile ersetzt werden. Da neue Teile für die historischen Ju-52 nicht mehr erhältlich sind, müssen sie von dazu zertifizierten Zulieferern in aufwändiger Einzelfertigung neu hergestellt werden. Dies führt dazu, dass die Totalrevision eines Flugzeuges voraussichtlich mehr als 20 Monate dauern wird. Die Ju-52 der Ju-Air werden deshalb erst im Frühling 2021 wieder abheben können. 

Bisher hatte die Ju-Air beabsichtigt, die Totalrevision eines ihrer Flugzeuge erst im Herbst 2019 zu beginnen, um es im kommenden Sommer wieder betreiben zu können. Von diesem Vorhaben nimmt die Ju-Air nun Abstand, da der zusätzliche Aufwand für eine provisorische Wiederinbetriebnahme zu gross geworden wäre. Diese Mittel werden nun in die Revision investiert.

«Wir investieren in die Sicherheit und die Zukunft der Ju-Air. Die Totalrevision macht unsere Flugzeuge fit für einen erneuten, langfristigen Betrieb. Zudem wird sie helfen, allfällige Zweifel an der Sicherheit der Ju-52 auszuräumen», sagt Ju-Air-Chef Kurt Waldmeier. «Natürlich bedauern wir, dass unsere zahlreichen Fans nun zwei Sommer keine Ju-52 am Himmel sehen werden. Die Gutscheine für Rundflüge werden automatisch verlängert und behalten so ihre Gültigkeit.»

Die Totalrevision der Flugzeuge wird derzeit von Ingenieuren der Ju-Air zusammen mit externen Fachleuten und Unternehmen detailliert geplant. Das Programm wird dann dem Bundesamt für Zivilluftfahrt zur Prüfung vorgelegt und nach dessen Vorgaben umgesetzt. Details zur Totalrevision können noch keine bekannt gegeben werden. Die Ju-Air wird darüber erneut informieren.

Unterstützung aus Verein und Bevölkerung

Die Ju-Air ist ein Teil des Vereins der Freunde der Schweizerischen Luftwaffe (VFL), der rund 7'000 Mitglieder zählt. Sie verfügt über eine Flotte von drei historischen JU-52: Die in Dübendorf stationierten HB-HOP und HB-HOS sind beide 80 Jahre alt. Sie wurden 1939 an die Schweizer Luftwaffe abgeliefert und waren bis im vergangenen November im Flugbetrieb. Die HB-HOY ist ein CASA-Lizenzbau aus dem Jahr 1949. Sie war bis 2016 in der Flotte der Ju-Air und wurde seither in Mönchengladbach ausgestellt.

«Die Ju-Air hat seit mehr als 30 Jahren finanzielle Rückstellungen für ausserordentliche Lagen gebildet. Nun unterstützen uns der Verein und seine Mitglieder, aber auch viele Private ideell und auch finanziell», sagt Kurt Waldmeier. «Ohne diese Unterstützung wären Investitionen in diesem Umfang nicht möglich. Allen unseren Unterstützern gebührt ein herzliches Dankeschön!»

Nach wie vor ist unklar, was am 4. August 2018 zum Absturz einer Ju-52 bei Flims geführt hat. Die Untersuchung des tragischen Unglücks hat jedoch keine Hinweise darauf ergeben, dass eine technische Ursache zum Absturz beigetragen hätte. Die nun beginnenden Totalüberholungen stehen nicht im Zusammenhang mit dem Unfall. (jmh)

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