Das Phantom Banksy kommt in die Schweiz
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Mysteriöse Street-Art-Kunst:Das Phantom Banksy kommt in die Schweiz

Erfolgreichste Schau des Street-Art-Künstlers erstmals in der Schweiz
Endlich das Phantom Banksy erleben

1,2 Millionen Menschen haben die Schau über den weltberühmten Sprayer schon gesehen, nun macht sie in Zürich Station und inszeniert die nachgedruckten Graffiti in eindrücklicher Kulisse. So nah kam man dem anonymen Künstler noch nie.
Publiziert: 23.02.2023 um 19:41 Uhr
Witzige Graffiti-Werke wie der «Flower Thrower» machten Banksy seit der Jahrtausendwende weltberühmt.
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

Was Harald Nägeli (83) für die Bankenstadt Zürich, ist Banksy (49) für die ganze Erde: der bekannteste Graffitikünstler. Jetzt lebt der weltberühmte Sprayer in der selbsternannten Weltstadt auf: Gleich hinter dem Bahnhof Zürich-Oerlikon ist bis Ende Mai die Ausstellung «The Mystery of Banksy – A Genius Mind» zu sehen, zu der 100'000 Besuchende erwartet werden.

Die in Berlin lebende britische Kuratorin Virginia Jean nimmt einen in den Ausstellungsräumen mit auf ein «Zeit- und Weltreise», wie die Street-Art-Spezialistin sagt: «Um die Originalschauplätze der 160 Exponate zu sehen, müsste man in unzählige Länder reisen.» Und meist wäre nichts mehr von Banksy zu sehen.

Denn der bis heute anonyme Sprayer aus Bristol (GB) ist hochbegehrt: Sobald Graffiti von ihm Wände zieren, meisseln Kunstliebhaber die Werke heraus und versteigern sie für Millionen in Auktionshäusern. «Kunstraub» nennt es Kuratorin Jean. Und auch Banksy ist wenig erfreut, wenn seine Sprayereien aus dem öffentlichen Raum verschwinden.

«Moderner Robin Hood»

Deshalb inszeniert Jean die Kunst mit Reproduktionen in Originalgrösse vor detailgetreu nachgebauten Kulissen. Banksy ist so erlebbar – am eindrücklichsten vielleicht übers Wandeck mit dem Werk «Season’s Greeting»: auf der einen Seite ein Knabe mit Schlitten, der mit der Zunge weisse Flocken fängt, auf der anderen ein brennender Container, aus dem weisser Ascheregen steigt.

Das Werk prangert die Luftverschmutzung durch ein Stahlwerk in Wales an. Ob diese Sprayarbeit, die Friedenstaube in Israel oder die Frau mit dem Feuerlöscher in der Ukraine: Immer deckt die Kunst aktuelle gesellschaftliche und politische Missstände auf. Und der Künstler engagiert sich aktiv, indem er etwa das Flüchtlingsrettungsschiff «Louise Michel» kauft.

Banksy, dessen ursprünglicher Künstlername Robin Banks war, bezeichnet Jean als «modernen Robin Hood». So malt er immer wieder auf Leinwand und Papier, lässt es direkt versteigern und gibt das Geld an Bedürftige weiter. Berühmt ist «Girl with Balloon», das sich 2018 bei einer Auktion in London nach dem Zuschlag zur Hälfte zerschredderte.

Im zerschnittenen Zustand kam es 2021 erneut unter den Hammer und fand für den Rekordpreis von 20,8 Millionen Franken einen neuen Käufer. Davon ist an der Zürcher Ausstellung ebenfalls ein Replikat zu sehen. Das Bild heisst nun «Love is in the bin», die Liebe ist im Eimer.

«The Mystery of Banksy – A Genius Mind» bis 31. Mai 2023 in der Halle 622b, Zürich

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