Endlich bekommen die besonderen Momente im Leben ihr ultimatives Denkmal – in Form von persönlichen Skulpturen aus dem 3D-Drucker. Ein kniender Mann, der mit einem grossen Blumenstrauss seinen Heiratsantrag macht. Eine Hochschwangere, die ihre Hände in Herzform vor den Bauch legt. Oder eine Frau, die sich zur Abschreckung verewigen lässt, bevor sie 25 Kilo abnimmt.
Sogar Künstler arbeiten mit diesen Figuren. Pascal Danz etwa stellt ein bekanntes Barock-Gemälde von Nicolas Poussin mit einem Sans-Papier in zwölf verschiedenen Posen nach. Die Minimes, wie die Skulpturen aus dem 3D-Drucker auch genannt werden, erobern Regale und Kunsthallen – vor allem aber die Herzen. Denn sie wirken erstaunlich lebensecht und verströmen viel Charme. Die Figuren sind zwischen 10 und 38 Zentimeter hoch und bestehen aus Gipskeramik. Die Farbe der Aussenhülle ist drei Millimeter tief eingeprägt, sodass die Minimes einen kleinen Kratzer unbeschadet überleben.
Diese eindrücklichen Statuetten entstehen im Flagshipstore von My3Dworld an der Ankerstrasse in Zürich. Das Start-up-Unternehmen setzt die innovative Idee seit dem 1. Dezember 2013 um. Es war Geschäftsführer Stevens Senn, der das Konzept aus den USA mitbrachte und es in Zürich implantierte. «Anfangs mussten die posierenden Kunden noch mühsam mit dem Handscanner erfasst werden», sagt er.
Heute steht eine komfortable, futuristisch wirkende Shotbox bereit. Dort klicken 64 rundherum installierte Kameras gleichzeitig. Innert 45 Minuten rechnet der Computer die digitalen Daten dreidimensional um. Anschliessend feilt noch ein 3D-Designer an den Berechnungen, damit die Gestaltung der Details möglichst optimal ausfällt. Das kann mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Dieser virtuelle, bildhauerische Schlussschliff verleiht den Minimes das gewisse Extra. Die Drucker bauen dann die 3D-Skulpturen Schicht um Schicht auf.
Die Aufnahmezeit von zwei Hundertstelsekunden ist die weltweit schnellste dieser Art. Sie ermöglicht die fotorealistische Umsetzung mit der Lebendigkeit eines Schnappschusses. Und so können nun auch zappelnde Kinder oder besonders anstrengende, akrobatische Posen für die Ewigkeit festgehalten werden. Auch ältere Kunden, die rasch ermüden, oder aufgeregte Haustiere sind kein Problem.
Im Moment sind vor allem Minimes von Frauchen oder Herrchen mit dem vierbeinigen Liebling auf dem Arm der Renner. Auch Kompositionen von grösseren Menschengruppen sind möglich. Die Beteiligten werden paarweise abgelichtet und die separat ausgedruckten Figuren am Schluss zusammengefügt. Kann man sich auch verschönernde Effekte wünschen? «Selbstverständlich,» sagt Stevens Senn, «digitale Chirurgie machen wir auch.» Und ja: Man kann sich ungeniert auch als Aktskulptur unsterblich machen. Michelangelo lässt grüssen.
My3Dworld beschäftigt inzwischen 13 Mitarbeiter und hat sich weiterentwickelt. Das Unternehmen bietet zahlreiche Dienstleistungen im Bereich des 3D-Drucks an. Die Kunden kommen aus allen Bereichen. Einige lassen nicht mehr erhältliche Ersatzteile von Maschinen drucken, Architekten Modelle für ihre Häuserentwürfe fertigen. Und für Ärzte werden nach EMRI-Bildern Bohrschablonen für besonders komplizierte Knochenbrüche hergestellt.
Ausserdem können Privatleute Kurse und Seminare besuchen, bevor sie den hier gekauften 3D-Drucker mit nach Hause nehmen. Demnächst ergänzt noch ein Foodprinter das Sortiment. Er wird Schokolade und Zucker zu kleinen Kunstwerken in jeder gewünschten Form verarbeiten. Dann ist das nachgebaute 3D-Schlaraffenland vollkommen.