Software und Kamera top, Design und Akku flop
Google baut beim Pixel jedes Mal neue Fails ein

Lohnt sich ein Import des neuen Superphones von Google? Wenn einem Kamera und pures Android wichtig sind auf jeden Fall. Aber das Pixel 4 zeigt im BLICK-Test auch Schwächen.
Publiziert: 04.11.2019 um 12:42 Uhr
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Aktualisiert: 04.11.2019 um 12:50 Uhr
Das Google Pixel 4 kann man für rund 850 Franken bei MeinEinkauf.ch bestellen.
Foto: Lorenz Keller
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Lorenz Keller

Offiziell gibts das Pixel 4 in der Schweiz nicht zu kaufen. Ein Ärger für Schweizer Fans und der grösste Fail von Google. Aber natürlich funktioniert das Smartphone auch hierzulande problemlos. Wer es nicht persönlich im Ausland kaufen will, kann es sich auch importieren lassen. Etwa von MeinEinkauf.ch. Dort zahlt man die Europreise plus 14.90 Franken Servicegebühr. Um die Verzollung und die Schweizer Mehrwertsteuer kümmert sich MeinEinkauf, man bekommt das Gerät nach Hause geschickt und muss sich um nichts kümmern. Wichtig ist nur, dass man den Einkaufsservice kontaktiert und nicht selber bestellt.

Das getestete Pixel 4 mit der kleinsten Speichergrösse 64 GB kostet so rund 840 Franken und ist damit etwas günstiger als bei den Schweizer Händlern, die ebenfalls Google-Phones aus dem Ausland importieren.

Die Preise zeigen aber auch, dass die Google-Geräte zu den teuersten Android-Geräten auf dem Markt gehören. Denn über 800 Franken für das «kleine» Modell mit 5,7-Zoll-Screen und mickrigem Speicher ist schon nicht gerade wenig. Erweiterbar ist dieser nämlich nicht. Und wer vernünftige 128 GB möchte, der kommt schon fast auf 1000 Franken.

Das Pixel ist wie in den Vorjahren teuer – und wie bei den Vorgängern schafft es Google nicht, eine rundum überzeugende Hardware zusammenzustellen. Immerhin gibts keine gravierenden Bildschirmprobleme mehr wie noch beim Pixel 3. Aber dieses Mal ist die Akkulaufzeit ein Fail.

Der Akku des Google Pixel 4 hält keinen Tag

Das normale Pixel 4 hat nur einen 2800 mAh grossen Akku – der ist sogar etwas kleiner als beim Vorgänger. Und wer das Phone viel nutzt, wird so nicht durch den Tag kommen, ohne zwischendurch mal nachzuladen. Das ist schwach, vor allem, weil die Konkurrenz in diesem Bereich kräftig aufgerüstet hat. Sogar das iPhone hat inzwischen eine richtig gute Akkulaufzeit.

Unverständlich auch zwei andere Hardware-Entscheidungen von Google. So gibts keinen Fingerabdruck-Scanner mehr, stattdessen setzt der Hersteller wie Apple voll auf Gesichtserkennung. Die ist schnell und zuverlässig, trotzdem muss man halt immer wieder mal den Code eintippen.

Und bei der Kamera gibts zwar endlich einen zweiten Sensor. Statt aber eine Weitwinkel-Linse einzubauen, wie alle anderen Hersteller, setzt Google auf einen optischen Zweifach-Zoom. Der US-Hersteller vergibt hier eine Chance, weil der Nutzer so fast keinen Zusatznutzen hat.

Die grösste Enttäuschung ist wohl das Design. Dank der Rückseite mit dem schönen Kontrast zwischen Farbe und den schwarzen Gehäuserändern sowie dem schwarzen Kamera-Quadrat, hat das Pixel 4 zwar einen eigenen Look. Aber nur bei den Versionen in weiss und orange. In schwarz ist das Smartphone einfach nur langweilig.

Immerhin würde das zur Vorderseite passen. Dort sieht das Pixel 4 nicht nur aus wie die Vorgänger, sondern halt eben auch wie ein Smartphone aus dem Jahr 2015. Dicke Gehäuseränder und ein hässlicher schwarzer Balken oben am Screen sind ein Ablöscher. Es wirkt einfach so, als hätte sich Google überhaupt keine Mühe gegeben, den eigentlich tollen Amoled-Screen mit 90 Hertz Bilderwiederhol-Frequenz ins beste Licht zu stellen.

Kamera und Software sind überragend

Google braucht den Platz oberhalb des Bildschirms für Kameras und Sensoren. Diese machen die Gesichtserkennung sicher, was natürlich vernünftig ist. Zusätzlich gibts ein neues Feature namens Motion Sense. Man kann also mit Gesten das Handy steuern, etwa den Wecker ausschalten oder zum nächsten Musikstück springen. Das funktioniert nur mittelmässig, gerade im Halbschlaf. Zudem ist die Gestensteuerung nur bei ganz wenigen Anwendungen überhaupt möglich.

Trotz allen diesen Schwächen gibts Gründe, warum das Pixel viele Fans hat und auch bei Tech-Experten sehr beliebt ist. Die Stärke des Pixel 4 ist wiederum die Software. So läuft das pure Android 10 einfach deutlich reibungsloser und schneller als bei allen anderen Android-Geräten. Es ist ein Vergnügen, Apps zu nutzen und im Menü herumzusurfen. Und es ist beruhigend zu wissen, dass man von Google alle Sicherheitsupdates sofort und direkt erhält, schneller als bei jedem anderen Android-Gerät.

Das zweite Highlight ist trotz fehlendem Weitwinkel die Kamera. Der Nachtmodus des Pixel 4 ist wohl der beste auf dem Markt, auch sonst schiesst das Google-Smartphone helle, scharfe und immer wieder erstaunlich gut ausgeleuchtete Bilder. Gerade in schwierigen Situationen kann das Pixel 4 überzeugen. Auch der Porträt-Modus ist nahezu perfekt und funktioniert nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Tieren und Gegenständen.

Somit gehört es zu den besten und unkompliziertesten Kamerahandys auf dem Markt. Ob es allerdings das iPhone 11, das von den BLICK-Lesern zur Nummer 1 gewählt wurde, wirklich schlagen kann, muss ein detaillierter Vergleich zeigen. Im Gesamtvergleich wird das schwierig, da Google weiterhin die Videofunktion im Vergleich zum Fotobereich etwas vernachlässigt.

Was ebenfalls positiv auffällt: Die gute Verarbeitung von Bildschirm und Gehäuse, das zudem nach IP68-Standard wasserdicht ist.

Das BLICK-Testfazit: Wer ein möglichst gutes Kamerahandy mit purem Android sucht, der sollte sich das Pixel 4 genauer ansehen. Ein Upgrade aufs grössere und leider auch 165 Franken teurere XL ist sicher eine Überlegung wert, weil dort die Akkulaufzeit anständig ist. Wer mehr Features, eine vielseitigere Kamera, packenderes Design oder ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis möchte, findet bei der Konkurrenz bessere Angebote.

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