Huaweis P20 Pro im Test
Das Super-Handy schlägt Apple und Samsung

Nach einer Woche im Test ist klar: Das Huawei P20 Pro ist im Moment das beste Smartphone, das man kaufen kann. Überzeugend sind Kamera, Design, Preis und Alltagstauglichkeit. Schwächen gibts nur wenige.
Publiziert: 04.04.2018 um 12:08 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:43 Uhr

Der Rücken des Huawei P20 Pro ist entzückend

Wer sich ein Huawei P20 Pro zulegt, sollte unbedingt die Farbvariante Twilight anschauen. Die Glasrückseite schimmert damit violett und türkis und erinnert an Perlmutt. Ein Hingucker, den es bisher so bei der Konkurrenz noch nicht gibt.

Sonst ist das Huawei P20 Pro im positiven Sinn unauffällig. Der 6,1-Zoll-Screen steckt in einem recht dünnen und kompakten Gehäuse. Das Android-Phone liegt gut in der Hand. Das Amoled-Panel löst zwar nur in FullHD+ auf (2240 auf 1080 Pixel, doch der Bildschirm ist schön hell, scharf, und die Farben leuchten.

Wer sich in die Menüs vertieft, findet ganz viele Einstellmöglichkeiten: Blaulicht-Filter, automatischer Weissabgleich (True Tone) oder auch ein Always-On-Display. Der kleine Notch hat im Test auch gefallen: er stört nicht und man gewinnt eine Zeile, in der Akkulaufzeit, Mobilfunk-Status oder Benachrichtigungen eingeblendet werden können. Im Gegensatz zum iPhone X gibts beim Videoschauen im Querformat übrigens eine gerade schwarze Kante und keine Einbuchtung. Wer will, kann den Notch auch ganz «abschalten», sprich schwarz überblenden.

Auch die Android-Tasten lassen sich ausblenden. Man kann die Bedienung ganz über die Home-Taste unten am Screen erledigen. Eine total intuitive Bedienung, für die der Knopf dann fast etwas zu dünn und zu sehr an den Rand gequetscht ist. Aber man kann halt nicht beides haben, grosse Bedienelemente und dünne Ränder.

Das Huawei P20 Pro ist schnell im Alltag – und hält lange durch

Im täglichen Gebrauch stellt sich der grosse 4000-mAh-Akku als nützlichstes Feature heraus. Während im intensiven Testgebrauch bei Samsung und Apple mindestens einmal pro Tag Stromtanken angesagt ist, kommt das Huawei P20 Pro ohne durch den Tag. Dabei soll auch die künstliche Intelligenz helfen, welche die Ressourcen auf diese Prozesse lenkt, die man auch wirklich oft braucht.

Dank Supercharge geht das Laden ausserordentlich schnell. Ist die Batterie mal ganz leer, gehts keine zwei Stunden, bis die Anzeige wieder bei 100 Prozent steht. Da ist grundsätzlich auch zu verschmerzen, dass Huawei kein drahtloses Laden eingebaut hat – obwohl das mit der neuen Glasrückseite möglich wäre.

Eine Erklärung könnte der Platzbedarf fürs zusätzliche Feature sein. Schon so ist erstaunlich, wie Huawei einen so grossen Akku in ein so schlankes Gerät packt. Und auch noch die Kühlung richtig gut im Griff hat. Wichtig zu wissen: es gibt keinen Kopfhörer-Anschluss mehr. Man kann also nicht laden und gleichzeitig den Audioanschluss über USB-C nutzen.

Der Kirin-970-Prozessor mit 6 GB Arbeitsspeicher hat keine Mühe mit dem Huawei Flaggschiff. Alles läuft verzögerungsfrei. Apps starten schnell, die EMUI-8.1-Oberfläche ist flüssig. Diese basiert auf Android Oreo 8.1 und soll schneller Sicherheitsupdates erhalten als früher. Allerdings gibt es wohl in den nächsten Tagen noch ein Update, welche die Stabilität verbessert. Wir hatten gar keine Probleme, andere Tester berichten aber noch von kleinen Fehlern.

Software auf eigene Bedürfnisse anpassen

Spannend, aber schwer zu beurteilen, ist der Einfluss der künstlichen Intelligenz. Diese soll Akkuverbrauch, Performance und Ressourcen gemäss den eigenen Bedürfnissen verteilen. Macht man also besonders viele Fotos und Videos, laden Kamera-App und Galerie schneller, anderes wird zurückgestellt.

Aber auch sonst gibts unzählige Möglichkeiten, die Software auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Viele User dürften damit fast ein wenig überfordert sein – aber man kommt auch gut mit den Standard-Einstellungen zurecht. Mühsam sind die Doppelspurigkeiten bei den Apps. So gibts etwa zwei Kalender, jenen von Google und jenen von Huawei.

Huawei erfüllt eigentlich alle Flaggschiff-Anforderungen mit Bravour. Das Gehäuse ist wasserfest, man kann zwei SIM-Karten nutzen. Und als Basis gibts gleich 128 GB Speicher. Dazu gibts eine sehr gute Soundqualität mit Dolby Atmos.

Gleich drei Linsen hat Huawei ins P20 Pro eingebaut.
Foto: Lorenz Keller

Die drei Kameras schiessen erstklassige Bilder

Die Basis des P20 Pro lässt ja schon wenig Wünsche offen, aber die Kamera ist ein Traum für alle Smartphone-Fotografen. Eigentlich ist es ja ein ganzes, zusammen mit Leica entwickeltes Kamerasystem mit drei Linsen: 40-Megapixel-Hauptkamera, 20-Megapixel-Monochrom und eine 8-Megapixel-Zoomlinse mit dreifacher optischer Vergrösserung.

Und damit gelingen auch Amateuren ausserordentlich gute Fotos. Und zwar schon im Automatik-Modus, ohne dass man sich in die Untiefen der Menüs begibt. Das liegt auch daran, dass die künstliche Intelligenz bei jedem Bild einen geeigneten Modus vorschlägt – den man mit einem Klick auch wieder abwählen kann.

Das können die drei Super-Kamera im Huawei P20
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Huawei P20 im ersten Hands-on:Das können die drei Super-Kamera im Huawei P20

Oft liegt das Handy richtig und man erspart sich etwa, den Porträtmodus zu wählen. Oder Makro. Oder Farbprofile für Essen oder Landschaften. Am Anfang hat es sich bewährt, jeweils zwei Bilder zu machen und zu vergleichen. Eines mit der KI-Automatik und dann einmal ohne den vorgeschlagenen Modus. So bekommt man ein Gefühl dafür, was in welcher Situation gut aussieht.

Wer rumspielt, wird mit fantastischen Bildern belohnt. So kann man Landschaften oder Gebäude auch bei Tag im Nachtmodus mit Langzeitbelichtung aufnehmen. In der Nacht ist dieser Modus sowieso unschlagbar. Und den Zoom-Knopf kann man bedenkenlos einsetzen. Auch mit dem 5-fach-Hybrid-Zoom arbeitet die Software so gut, dass alles scharf und knackig aussieht.

Man kann natürlich auch im Pro-Modus abdrücken und etwa die vollen 40 Megapixel der Hauptlinse nutzen. Normalerweise kombiniert diese nämlich immer vier zu einem Pixel und macht 10 Megapixel grosse Fotos. Das ist aber nur bei viel Musse empfehlenswert. Die Automatik ist ausgezeichnet und mit ein paar Justierungen je nach Situation holt man schon viel heraus.

Mit der Langzeitbelichtung Nachtaufnahme gelingen auch am Tag schöne Landschaftsaufnahmen – mit künstlerischem Effekt (manchmal etwas zu sehr geschärft). Ausprobieren!
Foto: Lorenz Keller
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Das hat uns am Huawei P20 Pro nicht so gut gefallen

Grosse Schwächen haben wir im einwöchigen Test nicht festgestellt. Bemängeln kann man Details, etwa, dass viele tolle Optionen etwas tief in den Menüs versteckt sind. Oder dass man Zeitlupenaufnahmen nur ganz schwer timen kann, weil man den Moment genau treffen muss.

Die User müssen auch mit den 128 GB Speichern auskommen. Es gibt keine andere Speichervariante – und man kann auch keine zusätzliche Speicherkarte nutzen. Dass drahtloses Laden und ein 3,5-mm-Kopfhörer-Anschluss fehlen, haben wir ja bereits bemängelt.

Am meisten schmerzen zwei Schwächen bei der Kamera, die vielleicht mit Software-Updates noch behoben werden können. So ist das System bei Videos nicht so gut wie bei Fotos. Eine Kritik auf hohem Niveau, aber da ist die Konkurrenz zum Teil noch besser. Auffällig etwa, wie schlecht der Bildstabilisator bei 4K-Videos arbeitet.

Zudem gibts keinen Zoomknopf, man muss von Hand vergrössern. Und das sieht auch nicht so gut aus wie beim iPhone X oder beim Samsung Galaxy S9. Die 24-Megapixel-Selfie-Kamera würde eigentlich zu den besten auf dem Markt gehören. Allerdings nervt der standardmässig eingeschaltete Beauty-Filter. Auch wenn man den Regler auf «0» stellt, wirken die Gesichter noch stark geglättet.

Der kleine Homeknopf übernimmt auf Wunsch die gesamte Bedienung. Schade, wurde er etwas weit unten an den Rand gequetscht.
Foto: Lorenz Keller

Das äusserst positive Fazit nach einer Woche Test mit dem Huawei P20 Pro

899 Franken ist der Listenpreis des P20 Pro, im Handel gibts Angebote ab 825 Franken. Und das Android-Smartphone ist jeden Franken wert. Beim Verhältnis von Preis und Leistung war Huawei schon lange Weltspitze. Nun konnte der chinesische Hersteller erstmals in fast allen Bereichen die Konkurrenz von Apple und Samsung überholen.

Das P20 Pro kommt mit der bislang interessantesten Kameralösung, die in der Automatik genauso überzeugt wie beim Fotografieren mit manuellen Einstellungen. Zudem ist das Handy schnell, einfach zu bedienen und rundum alltagstauglich. Eine echte Kaufempfehlung!

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