Das taugt Samsungs Super-Phone wirklich
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Galaxy Z Flip in der Schweiz:Das taugt Samsungs Super-Phone wirklich

Galaxy Z Flip im Alltagstest
Das Falt-Samsung ist genial – und nervt trotzdem

Das Samsung Galaxy Z Flip hatte eine schwierige Geburt – und ist gar nicht so einfach zu kriegen. Trotzdem hat sich der BLICK-Alltagstest des zweiten Falt-Phones gelohnt. Trotz vieler Schwächen ist es ein Schritt in die richtige Richtung.
Publiziert: 05.03.2020 um 13:29 Uhr
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Aktualisiert: 13.03.2020 um 02:48 Uhr
Das Samsung Galaxy Z Flip kostet 1500 Franken, Digitalredaktor Lorenz Keller hat es im Alltag intensiv getestet.
Foto: Lorenz Keller
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Lorenz Keller

Als Digitalredaktor teste ich rund zwei Dutzend neue Smartphones pro Jahr. Topmodelle und Einsteigertelefone von grossen Brands und unbekannten Herstellern. Kaum jemals erlebte ich im Alltag so viele positive wie negative Emotionen wie mit dem neuen Samsung Galaxy Z Flip.

Das kompakte Design freut bei jedem Verstauen in der Hosentasche – bis man vor Schrecken zusammenzuckt, weil man glaubt, das Handy habe man irgendwo liegen gelassen. Obwohl es weiter in der Tasche steckt, halt eben weniger spürbar als andere aktuelle Smartphones. Das Klappen macht jeden Tag Spass, man ärgert sich aber gleichzeitig darüber, dass man jedes Mal den Screen öffnen muss, auch nur um Benachrichtigungen zu lesen. Und manchmal hasst man das Flip auch, etwa wenn man beim Platzregen Angst vor Wasserschäden hat. Oder es einem beim Klappen fast aus der Hand fällt.

Schon der Start des Samsung Galaxy Z Flip war emotional. Testgeräte gabs vorerst für BLICK und andere Medien mit Techjournalisten keine. Dann gab es erste Tests aus den USA, welche zeigten, dass der Bildschirm mit seiner Glasschicht genauso heikel ist wie der Plastikscreen im Vorgängermodell.

Das erste Problem hat Digitec gelöst. Obwohl in der Schweiz schnell ausverkauft und längst nicht bei jedem Händler überhaupt im Sortiment, hat der Onlinehändler Modelle organisiert und stellte BLICK ein Flip für einen ausführlichen Alltagstest zur Verfügung. Momentan ist das Phone bei Digitec und für 1499 Franken wieder ausverkauft, es sollen aber wieder neue Lieferungen kommen.

Als Falt-Pionier muss man auch Abstriche machen

Insgesamt dürfte das Flip ein exotisches Smartphone bleiben. Schon vom Vorgänger verkaufte Samsung weltweit weniger als eine halbe Million Geräte. Eine gewisse Exklusivität hat natürlich auch seinen Reiz. Und man fühlt sich auch im Alltag durchaus als Faltpionier und muss das Gerät immer wieder vorzeigen und vorführen.

Als Pionier muss man aber eben auch Abstriche machen. In diesem Fall in jedem technischen Bereich vom Prozessor über Screen und Kamera bis zur Wasserfestigkeit. 5G gibts ebenfalls nicht. Trotzdem zahlt man denselben Preis wie etwa fürs Samsung-Topmodell Galaxy S20 Ultra.

Nicht alles stört im Alltag gleichermassen: Die mangelnde Robustheit ist aber sicher ein Punkt, der negativ auffällt. Man behandelt das Faltphone wie ein rohes Ei. Ja nicht in die Nähe von Wasser, aufpassen auf Dreck und Schmutz. Und immer schön vorsichtig, dass man nicht etwa mit dem Fingernagel oder sonst etwas den Screen verkratzt.

Wichtig ist einfach, dass man sich dieser Schwäche bewusst ist und vorsichtiger mit dem Flip umgeht als mit einem anderen Smartphone. Nicht wirklich hilfreich ist die mitgelieferte durchsichtige Kunststoffhülle in zwei Teilen. Das ist zwar vorbildlich von Samsung, allerdings ist der Plastik so glatt, dass das Gerät in der Hand mindestens so rutschig ist wie die Glasoberfläche ohne Hülle.

Mit dem Prozessor aus dem letzten Jahr kann man leben, mit dem guten, aber nicht sehr guten Kamerasystem kann man leben. Der Bildschirm ist genug hell und fühlt sich dank der Glasschicht tatsächlich fast schon so an wie ein ganz normaler Screen. Natürlich ist der Falz deutlich zu sehen und zu spüren. Im Alltag stört das nicht.

Der Akku ist zwar klein, hält aber gut einen Tag

Ungewohnt ist das Breitformat. Bei Videos hat man entweder breite schwarze Balken an den Seiten – oder es wird oben und unten ziemlich deutlich beschnitten. In der täglichen Nutzung muss man sich auch daran gewöhnen, dass sowohl der NFC-Chip als auch die Spule fürs drahtlose Laden in der unteren Hälfte platziert sind. Man muss also das Gerät aufgeklappt anders auf eine Qi-Station legen als andere Phones. Und beim drahtlosen Bezahlen sollte man den unteren Teil des Flips ans Terminal halten, sonder funktioniert es nicht.

Andere Features gefallen sogar besser als bei anderen Modellen. So etwa der schnelle Fingerabdruck-Scanner auf der Seite, der einfach zuverlässiger funktioniert als all die Leser direkt unter dem Bildschirm. Positiv überrascht der 3300 mAh Akku, der auf dem Papier sehr knapp bemessen zu sein scheint. Doch die Batterie hält gut einen Tag, auch wenn man das Phone oft nutzt.

Der grösste Ärger ist der Mini-Bildschirm auf der Aussenseite. Der ist eigentlich nur zur Anzeige der Urzeit gut – und noch vielleicht, um beim Musikplayer auf den nächsten Song zu wechseln. Allerdings ist der Touchscreen so klein, dass jede Bedienung mit dem Finger eine Qual ist.

Sinnvoll wäre ja auch, wenn man seine Benachrichtigungen checken könnte, ohne jedes Mal das Faltphone aufklappen zu müssen. Dafür ist er aber zu winzig. Nur gerade drei Symbole kann er anzeigen, für weitere Nachrichten heisst es «Telefon für Einzelheiten öffnen». Klickt man eine Benachrichtigung an, läuft diese durch. In der Standard-Einstellung aber schaltet der Mini-Display wieder auf Schwarz, bevor man alles lesen konnte. Die Folge: Man öffnet trotzdem dauernd das Handy – und das ärgert einem jedes Mal, wenn man es mit einem etwas grösseren Aussenbildschirm hätte vermeiden können.

Das Flip kauft man sich nur wegen der tollen Klappe

Trotzdem macht das Samsung Galaxy Z Flip eben auch richtig Spass. Einen Anruf mit Zuklappen beenden, das macht auch beim zwanzigsten Mal noch Laune. Und auch sonst gibt es eine schöne Trennlinie zwischen dem Onlinesein und dem bewussten Schliessen des Geräts und Ankommen in der realen Welt. Gerade für Leute wie mich, die zu oft News und Benachrichtigungen checken, eine Wohltat. Schon allein, dass man das Gerät geschlossen auf den Tisch legen kann und viel weniger in Versuchung Gerät, noch schnell draufzuschauen, ist ein Vorteil.

Nicht vergessen darf man auch, dass das Flip mit seinem 6-Zoll-Screen besser geeignet für kleine Hände ist. Unter anderem, weil es schmaler ist, kommt man auch mit kürzeren Fingern überall gut hin. Und zusammengeklappt passt es in Hosentaschen, bei denen ein normales Smartphone deutlich herausragen würde. Etwa bei vielen Frauenjeans ein unschlagbarer Vorteil.

Das BLICK-Testfazit: Das Galaxy Z Flip ist nur für alle jene eine valable Alternative, die wirklich Freude am Faltscreen haben und unbedingt so einen wollen. Technisch kommt es sonst nicht an das heran, was sonst auf dem Smartphone-Markt für 1500 Franken erhalten. Trotzdem ist das zweite Falttelefon von Samsung ein Schritt in die richtige Richtung. Es zeigt, dass man mit der neuen Technik in Zukunft grosse Screens in Telefone packen kann, ohne dass die Geräte auch wirklich gross und unpraktisch sind.

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