Series 2 im Test
Apple Watch wird den Schweizern noch gefährlicher

Auf den ersten Blick bietet die Apple Watch nur wenig Neues. Doch das täuscht. Die verbesserte Smartwatch dürfte unserer Uhrenindustrie noch mehr zu schaffen machen.
Publiziert: 26.09.2016 um 14:06 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 17:25 Uhr
Lorenz Keller

Ist die Apple Watch nun ein Erfolg oder nicht? Die Experten sind sich nicht einig. Und auch beim Hersteller selber ist man sich nicht so sicher - so jedenfalls der Eindruck von aussen. Apple-Chef Tim Cook etwa räumt der verbesserten Smartwatch an der Präsentation des neuen iPhone 7 viel Platz ein. Genaue Verkaufszahlen nennt er aber weiterhin nicht.

Umgekehrt konnte er verkünden, dass Apple in nur knapp zwei Jahren hinter Rolex zur zweitgrössten Uhrenmarke der Welt geworden ist. Und das ist wohl die realistische Betrachtungsweise: Die Apple Watch wird nie eine so gewichtige Rolle spielen wie das iPhone - in der Uhrenbranche ist sie aber tatsächlich eine Revolution.

Platz 2 der Uhrenhersteller: Apple-Boss Tim Cook hat gut lachen.

Und mit der «Series 2» genannten Neuauflage dürfte sich dieser Einfluss noch verstärken - auch wenn sich scheinbar nicht viel geändert hat. So war jedenfalls der Eindruck nach der Keynote vor knapp drei Wochen. Doch der hat gewaltig getäuscht, wie der Test im Alltag gezeigt hat.

Die Apple Watch hat sich zum stylischen Mode-Accessoires gemausert. Uhrenfans haben aber am etwas klobigen und eckigen Gehäuse immer noch keine Freude.

Die Apple Watch ist ein Meister der Verwandlung

Klar, Abmessungen und Design sind noch genau gleich wie vor zwei Jahren. Allerdings setzt Apple inzwischen geschickt auf die Karte Lifestyle. Denn mit einfachen Mitteln verwandeln die Amerikaner eine Smartwatch in ganz unterschiedliche Uhren. Die Alu-Version mit Nike-Sportarmband wirkt ganz anders als ein rosa Edelstahlgehäuse mit Metallarmband.

Ganz zu schweigen von den luxuriösen Variante mit Hermès-Armband oder weissem Keramikgehäuse. Dutzende, immer wieder in neuen Varianten aufgelegte Armbänder sind verfügbar, die man schnell und unkompliziert wechseln kann. So verpasst man seiner Uhr auch immer wieder einen neuen Look.

Eine Uhr, ganz unterschiedliche Optik. Diese Design-Variationen beherrscht Apple perfekt.

Daneben hat Apple die Uhr in entscheidenden Punkten verbessert: Der Prozessor ist spürbar schneller geworden. Die Watch ist nun bis 50 Meter wasserdicht und hat jetzt ein integriertes GPS. Das ist vor allem für alle jene entscheidend, die viel Sport und Fitness machen und die Apple Watch dafür nutzen wollen. So kann man die Uhr im Hallenbad anbehalten und muss beim Joggen kein Handy mehr mitschleppen, wenn man die Strecke aufzeichnen will.

Weg vom Fokus auf die Welt der Apps

Das doppelt so helle Display hingegen mag in Extremsituationen bei voller Sonneneinstrahlung hilfreich sein, man hat aber auch vorher schon gut alles ablesen können. Viel wichtiger sind die Änderungen im Betriebssystem. Eigentlich hat Apple da ziemlich alles über den Haufen geworfen. 

Und das ist gut so, denn die meisten Nutzer werden auf ihrer Smartwatch nicht 20 Apps täglich nutzen, sondern vielleicht fünf oder sechs wichtige Funktionen. Zum Beispiel die Steuerung des Musikplayers, Benachrichtigungen, die Zeitanzeige, den Kalender und die Fitness-Funktionen. Anders als beim iPhone spielt die App-Welt auf der Uhr keine so grosse Rolle - das hat auch Apple erst lernen müssen.

Bis zu 10 Lieblings-Anwendungen kann man neu mit WatchOS 3, das es auch für ältere Uhren gibt, ganz einfach mit einem Klick auf den unteren Knopf aufrufen. Und auch die Watch-Faces lassen sich mit einem Seitenwisch viel schneller ändern. Eine sehr sinnvolle Beschleunigung der Abläufe, die die Bedienung schlanker macht. Und die dem Durchschnittsnutzer wohl viel eher entspricht.

Der Akku der Apple Watch hält leider nicht wirklich länger

Was man sich ebenfalls gewünscht hätte, ist eine deutlich längere Akkulaufzeit. Doch damit kann Apple nicht dienen. Einmal pro 24 Stunden laden, das wird auch weiterhin Alltag sein. Ausser man liest wirklich nur die Zeit ab.

Neu kann man ganz schnell die Lieblings-Apps aufrufen.

Die kaum veränderte Optik mag manchen Fan enttäuschen, hat aber auch den Vorteil, dass die «alten» Uhren noch nicht alt aussehen. Und dass man auch die erste Generation zu günstigen Preisen weiterverkaufen kann. So gibts die Apple Watch Series 2 weiterhin ab 419 Franken. Die Series 1 mit Alugehäuse wird aber ebenfalls noch verkauft, zu Preisen ab 299 Franken.

Ein spannendes Angebot, weil man zwar auf GPS und die hohe Wasserdichtigkeit verzichten muss. Weil aber Apple die Einsteigerversion mit einem schnelleren Prozessor ausrüstet, ist die Uhr eine spannende Alternative. Sie läuft so richtig schnell und ist ja ebenfalls wasserfest - was im Alltag eigentlich gut reicht.

Unser Fazit: Mit dem Fokus auf die Uhr als Lifestyle-Objekt und den verbesserten Sport- und Fitness-Funktionen ist die Apple Watch ein noch härterer Konkurrent für die traditionelle Uhrenindustrie. Wegen der Preisspielereien dürften nun auch günstigere Uhrenmarken unter Druck kommen.

So gut ist das wasserfeste iPhone 7 wirklich 

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