Professor Vetterli erklärt
Was ist eigentlich ein Cookie?

Martin Vetterli ist Präsident der EPFL in Lausanne und führender Experte für Digitalisierung. Jede Woche erklärt er Begriffe aus der digitalen Welt.
Publiziert: 25.06.2018 um 16:02 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 15:56 Uhr
Martin Vetterli
Martin VetterliPräsident der EPFL Lausanne

Im letzten Monat ist die Datenschutz-Grundverordnung der EU in Kraft getreten. Eine der sichtbarsten Auswirkungen dieses Gesetzes ist die endlose Reihe von ­Pop-ups, die auf Webseiten auftauchen und Sie bitten, die «Cookie-Richtlinie» zu akzeptieren. Sind Sie wie ich, klicken Sie letztendlich natürlich auf «Akzeptieren» und hoffen auf das Beste. Aber was sind Cookies eigentlich?

Eine gute Analogie ist die Kunden­karte eines Supermarkts. Die meisten Leute haben eine Cumulus-Karte von der Migros oder eine Supercard von Coop. Wenn Sie diese Karte an der Kasse vorzeigen, erinnert sich das ­System daran, wer Sie sind, ­erhöht Ihre Treuepunkte und schickt Ihnen dann Ihren ­Ein­kaufs­­­gewohnheiten ­entsprechende Werbung oder bietet Ihnen ­Rabatte an. Cookies auf einer Webseite funktionieren sehr ähnlich.

Die Infos werden ohne Ihr Wissen ausgetauscht

Wie eine unsichtbare Kundenkarte weisen sie Ihnen einen einzigartigen Code (das berühmte Cookie) zu, wenn Sie eine Webseite zum ersten Mal besuchen. Dieser Code wird in Ihrem Browser gespeichert, und von da an wird das Cookie jedes Mal, wenn Sie die Webseite besuchen, verwendet, um Sie zu identifizieren. ­

Das Cookie ist ein einzigartiger Code.
Foto: REUTERS

Cookies sind somit sehr nützlich, da sie Webseiten ermöglichen, sich Ihre bevorzugte Sprache oder den Inhalt Ihres Einkaufswagens zu merken. Wo also liegt das Problem? Stellen Sie sich vor, Sie hätten nur eine einzige Kundenkarte (statt Cumulus oder Supercard), die Sie in jedem beliebigen ­Geschäft einsetzen können. Das wäre gewiss praktisch, aber es ermöglicht Firmen, Informationen über Sie zu teilen. Und das ist genau das, wozu Cookies sich entwickelt haben. Das Erschreckendste daran ist, dass dieser Informationsaustausch sogar ohne Ihr Wissen erfolgt, ein ­wenig so, als würde Ihre universelle Kundenkarte beim Betreten eines Geschäfts automatisch ­ausgelesen werden, ohne dass Sie um Ihre Zustimmung ­gebeten werden.

Diese universellen Cookies sind Cookies von Drittanbietern, die heimlich von Werbetreibenden in die Webseite eingefügt werden, die Sie besuchen. Sie können von vielen anderen Seiten ausgelesen werden und werden eingesetzt, um Ihre Internetgewohnheiten zu verfolgen.

Die Websites werden immer wieder fragen, ob Sie ein Cookie akzeptieren

Haben Sie jemals ein Online-Matratzengeschäft besucht und am nächsten Tag wie durch Zauberhand neben den Nachrichten in Ihrer Onlinezeitung eine Matratzen­werbung gesehen? Nun, so funktioniert das. Die Cookies von Drittanbietern informieren die Webseite. Natürlich gibt es auch harmlose Cookies, die sich Ihre Daten nur für eine bestimmte Webseite merken und diese Infor­mationen nicht teilen. ­Diese heissen Cookies von ­Erstanbietern.

Sollten Sie Cookies also akzeptieren, wenn Sie eine neue ­Webseite besuchen? Das hängt ganz von Ihnen ab. Wenn Sie sie ­akzeptieren, wird die Webseite Ihre Spracheinstellungen speichern und Ihnen einen besseren Service bieten. Wenn nicht, ­werden Sie jedes Mal aufs Neue nach Ihrer bevorzugten Sprache gefragt werden. Paradoxerweise werden Sie auch erneut gefragt werden, ob Sie ein Cookie akzeptieren oder nicht. Eines ist also sicher: Sie können nicht den Fünfer und das Cookie haben.

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