«Mächtigste Maschine der Welt»
China nimmt mysteriösen Supercomputer in Betrieb

Mit Tianhe-3 setzt China neue Massstäbe bei Supercomputern. Der genaue Verwendungszweck des Rechenmonsters bleibt allerdings ein Rätsel.
Publiziert: 27.02.2024 um 15:49 Uhr
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Tobias BolzernRedaktor Digital

China hat offenbar einen rekordverdächtigen Supercomputer namens Tianhe-3 in Betrieb genommen, wie «Techradar.com» berichtet. Laut dem Magazin handelt es sich um die leistungsstärkste Maschine, die jemals auf der Erde gebaut wurde. Die Universität für Wissenschaft und Technik der Landesverteidigung in China hat den Supercomputer entwickelt.

Im vergangenen November hat die Website nextplatform.com eine Analyse der Top-500-Supercomputer durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass Tianhe-3 eine Spitzenleistung von 2,05 und eine Dauerleistung von 1,57 Exaflops erreichen soll. Offizielle Angaben von China gibt es dazu nicht.

Eine 1 mit 18 Nullen

Um zu verstehen, was das bedeutet, hilft es, das Wort Exaflops zu betrachten. Ähnlich wie Kilo für tausend Gramm steht, ist Exa ein Präfix für Flops. Flops steht für Floating Point Operations Per Second und gibt an, wie viele Berechnungen ein Computer pro Sekunde durchführen kann. Es ist im Grunde eine Masseinheit, mit der Computer verglichen werden können. Exa steht hier für eine Trillion Einheiten, also eine 1 mit 18 Nullen: 1'000'000'000'000'000'000.

In China ist der Supercomputer Tianhe-3 in Betrieb genommen worden, wie mehrere Fachzeitschriften meldeten.
Foto: imago images / Xinhua
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Der derzeit schnellste Supercomputer, HP Frontier, erreicht eine Spitzenleistung von 1,67 Exaflops und eine Dauerleistung von 1,19 Exaflops. Im Vergleich dazu erreicht ein modernes iPhone, auch wenn der Vergleich nicht 1 zu 1 möglich ist, etwa 0,00000215 Exaflops.

Einsatzzweck? Unklar

China hat für Tianhe-3 einen eigenen Chip entwickelt. Es ist jedoch sonst wenig über den Supercomputer bekannt. Weder der Stromverbrauch noch der genaue Verwendungszweck ist klar. International wird der Supercomputer wahrscheinlich wenig Auswirkungen haben, da er weder für die öffentliche wissenschaftliche Forschung zugänglich ist, noch die Hardware frei auf dem Markt erhältlich ist. 

Wahrscheinlich ist, dass der Computer für rechnergestützte Forschungszwecke genutzt wird. Simone Ulmer, Sprecherin der ETH Zürich und des Swiss National Supercomputing Centre (CSCS) in Lugano, erklärt: «Dann würde er vermutlich für Simulationen, Datenanalysen und KI-Anwendungen in der Wissenschaft oder zum Training von Sprachmodellen eingesetzt werden.»

Und was ist mit Spionage und Überwachung? Die Nutzung von einem Hochleistungsrechner für solche Zwecke hängt weitgehend von den Absichten der Betreiber ab. Es ist zwar bekannt, dass Supercomputer grosse Datenmengen effizient verarbeiten und analysieren können, was theoretisch auch Daten umfassen könnte, die für die nationale Sicherheit oder den Geheimdienst relevant sind. Doch gibt es keine öffentlich zugänglichen Beweise, die den Tianhe-3 und seine Vorgänger direkt mit Spionage- oder Überwachungsaktivitäten in Verbindung bringen.

KI-Power für die Schweiz

Moderne Supercomputer gingen aber über das hinaus, was die Top 500 messen kann, relativiert Ulmer. «Sie erfordern eine vielseitige Systemarchitektur und ein gut entwickeltes Software-Ökosystem.» Diese Kombination sei auch beim eigenen Supercomputer Alps wichtig.

Die Schweiz spielt mit Alps eine führende Rolle. Derzeit wird der Supercomputer mit modernster Hardware ausgestattet. Tausende sogenannte Grace Hopper Superchips von Nvidia werden verwendet. Alps wird einer der leistungsstärksten Supercomputer im Bereich der künstlichen Intelligenz sein. Ulmer sagt, dass der aufgemotzte Alps voraussichtlich ab Frühjahr der Wissenschaft zur Verfügung stehen wird.

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