HTC U11 Life im Test
Schafft HTC den Spagat zwischen gut und günstig?

Das HTC U11 Life kostet nur 379 Franken. Doch bietet das Mittelklasse-Telefon tatsächlich Features aus der Oberklasse? Der BLICK-Test zeigt wenig Mittelmässiges, aber viel Herausragendes.
Publiziert: 08.12.2017 um 11:21 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:00 Uhr
Lorenz Keller

HTC verkauft sein neues U11 Life als Einsteigergerät in der Mittelklasse. Darauf deutet zum Beispiel der verbaute Prozessor, der Snapdragon 630, aber auch der offizielle Preis von 379 Franken hin. Im Test kann der Neuling dann aber in verschiedenen Punkten überraschen.

Schon beim Auspacken staunt man über das Gehäuse. Dieses besteht aus Acryl und schimmert daher ganz ähnlich wie Glas. Das 5,2-Zoll-Gerät ist aber nur 142 Gramm leicht. Diese Kombination aus wenig Gewicht und hochwertiger Verarbeitung gibt es selten. Meist wirken ganz leichte Handys billig – und sind es auch.

Die blau schimmernde Rückseite unseres Testgeräts sieht wirklich gut aus, ist aber ein Fingerabdruck- und Staubfänger. Etwas enttäuschend ist das Design der Front. Der Bildschirm wird doch von recht massiven Gehäuserändern umrahmt. Dass es auch in der Mittelklasse anders geht, hat etwa LG mit dem Q6 gezeigt.

Das HTC U11 Life ist im Handel für 379 Franken erhältlich.
Foto: Lorenz Keller
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Die Rückseite sieht aus wie Glas, ist aber aus Acryl: Schick, spiegelnd und leider etwas anfällig für Verschmutzung.
Foto: Lorenz Keller

Spitzen-Display, mittelmässiger Prozessor im HTC U11 Life

Das 5,2-Zoll-Display ist aber Spitzenklasse. Zwar kein Oled, aber mit einer Auflösung von 1920 auf 1080 Pixel sehr scharf, dazu hell und kräftig in den Farben. Übrigens: Das U11 Life ist gemäss IP67-Standard wasserdicht. Das gibts in der Mittelklasse nicht so oft.

Der Octacore-Prozessor mit 3 GB Arbeitsspeicher liefert dagegen genau die Leistung, die man zu diesem Preis erwartet. Auf dem Papier ist sie nur mittelmässig, reicht aber im Alltag gut aus. Denn HTC setzt erstmals auf Android One als Betriebssystem. Das ist eine schlankere Version von Android 8.0 Oreo, speziell für Mittelklassegeräte.

Erstmals bei uns kommt in diesem Gerät Android One zum Einsatz: ein schlankes und schnelles Betriebssystem.
Foto: Lorenz Keller

Auf zusätzliche Apps und die Nutzeroberfläche HTC Sense muss man verzichten, was aber gar nichts schadet. Das pure Android ist sehr schnell, wirkt aufgeräumt und übersichtlich. Und wer zusätzliche Apps braucht, findet die ja wie immer im Play Store. Auch viele der HTC-Apps findet man dort. Der grosse Vorteil von Android One: Sicherheitsupdates und neue Versionen gibts direkt und schnell von Google. Zudem garantiert der Hersteller Aktualisierungen für zwei, Sicherheitsupdates gar für drei Jahre. Bei günstigeren Android-Geräten gar keine Selbstverständlichkeit.

Noch zwei mittelmässige Features haben wir entdeckt: Die Speicherkapazität ist mit 32 GB in Ordnung, mehr aber auch nicht. Immerhin lassen sich Speicherkarten zur Erweiterung nutzen. Auch der 2600 mAh grosse Akku vollbringt keine Wunder. Für einen Tag reicht es, mehr aber auch nicht.

Die 16-Megapixel-Kameras sind überraschend gut

Alles nicht so schlimm, denn HTC hat an den richtigen Orten investiert. Zum Beispiel bei den Kameras: zwei 16-Megapixel-Sensoren mit Blende f/2.0 hat das U11 Life – vorne und hinten also die gleiche Auflösung. Selfies werden damit besser als mit vielen doppelt so teuren Konkurrenten. Und auch die Hauptkamera ist überraschend gut, auch wenn der Sensor relativ wenig Licht aufnimmt.

Foto: Lorenz Keller

Das macht aber nur bei wirklich schlechtem Licht einen Unterschied. Tagsüber werden die Fotos ausgezeichnet, mit schönem Kontrast und dezenten, aber realistischen Farben. Zudem gibts viele Einstellmöglichkeiten für ambitionierte Fotografen. Wegen des fehlenden optischen Stabilisators ist eine ruhige Hand von Vorteil. Und man braucht etwas mehr Geduld, weil der Autofokus nicht ganz so schnell ist. Insgesamt kann man Bilder machen, die nahe an jene der viel teureren Flaggschiffe herankommen.

Als Bonus gibts noch zwei Features aus den U11-Topmodellen. Edge Sense heissen die zusammendrückbaren Geräteseiten, die als zusätzliche Bedienmöglichkeiten dienen. In den Einstellungen kann man genau definieren, was sie machen sollen. Etwa die Kamera einsatzbereit machen, den Sprachassistenten starten oder die Lieblings-App öffnen.

Zwar fehlt beim U11 Life ein Kopfhöreranschluss, doch HTC liefert gleich ein paar erstklassige Kopfhörer mit. Die USonic lassen sich über USB-C anschliessen und mit einem Knopfdruck aufs eigene Gehör einstellen. Der Unterschied ist wirklich hörbar – und die Soundqualität der In-Ear-Phones richtig gut. Sie bieten sogar eine aktive Geräuschunterdrückung, etwa im Zug oder Flugzeug sehr praktisch.

Das BLICK-Testfazit: Das U11 Life ist ein erstklassiges Mittelklasse-Gerät, das bei Kamera, Display, Design und den Features weit aus dem Mittelmass herausragt. Allerdings ist der Startpreis mit 379 Franken nicht gerade günstig. So kostet das LG-Flaggschiff G6, das im Frühling herauskam, nur gerade 20 Franken mehr. Darum der Tipp: Wer warten kann, sollte sich das U11 Life erst nächstes Jahr holen.

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