«Wolfenstein 2 – The New Colossus» im Test
Gelungener Aufstand gegen den Naziterror

Mit «Wolfenstein 2 – The New Colossus» erscheint der beste Einzelspieler-Shooter des Jahres. Erstaunlicherweise kann das neue Abenteuer rund um B.J. Blazkowicz auch bei der Story punkten – allerdings nur in der englischsprachigen Version.
Publiziert: 13.11.2017 um 19:53 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 05:21 Uhr
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Martin Steiner
Wichtigste Infos
PlattformenPC, PS4, Xbox One
Release27.10.2017
Preis64 Franken (PC) bei Steam, 69.90 Franken (PS4) bei PSN, 74 Franken (Xbox One) bei Xbox live
Alterab 18 Jahren
Wertung9 von 10 in kleine Fetzen zerlegte Nazis

Versionsinfo

Wir haben die englische PS4-Ausgabe getestet. Für die deutschsprachige Version hat man wegen rechtlichen Gründen nicht nur die Nazi-Symbolik wie Hakenkreuze aus dem Spiel genommen. Stattdessen entschied man sich dazu, jeglichen Bezug zur realen Geschichte zu streichen und das Ganze in ein komplett fiktives Szenario zu übertragen. Dadurch gehen der Story aber viele Anspielungen und auch die teils beissende Gesellschaftskritik verloren. Wir empfehlen deshalb, zur in der Schweiz legalen englischen Version des Spiels zu greifen.

Trailer zu «Wolfenstein 2 – The New Colossus»

Trailer zu «Wolfenstein 2 – The New Colossus»
1:30
Nazis umlegen:Trailer zu «Wolfenstein 2 – The New Colossus»

Übersicht

Seit 1992 «Wolfenstein 3D» das Shooter-Genre revolutioniert hat, sind immer wieder neue Spiele rund um den US-Soldaten B.J. Blazkowicz erschienen. «Wolfenstein 2 – The New Colossus» ist dabei ein direkter Nachfolger der 2014er-Ausgabe «The New Order» und startet dementsprechend auch mit einer ausführlichen Zusammenfassung des bisherigen Geschehens. Im aktuellen Spiel haben die Nazis endgültig die Herrschaft über die USA an sich gerissen. An B.J. Blazkowicz liegt es nun, Widerstandskämpfer zu finden und zu beweisen, dass die Nazis besiegbar sind. Dabei gerät er nicht nur an seine aus dem Vorgänger bekannte Widersacherin Frau Engel, sondern auch an einen geistig komplett umnachteten Adolf Hitler.

Das hat uns gefallen

Gelungene Story mit amüsanten Figuren

Die Geschichte des Shooters ist zwar weit weg von einem «Bioshock – Infinite». Trotzdem besitzt das Spiel viele hervorragend geschriebene Figuren. Etwa die raubeinige Freiheitskämpferin Grace, die bei ihrer ersten Begegnung mit B.J. zigarettenrauchend ihre Tochter stillt und dazu einen philosophischen Monolog führt, warum sich Männlichkeit gerade über die eigentlich ziemlich empfindlichen «balls» definiert. Auch viele Figuren aus dem ersten Teil sind wieder dabei. Darunter auch Fergus und Wyatt, von denen man im ersten Teil einen in den Tod schicken musste. Dies führt auch im zweiten Teil zu anderen Zwischensequenzen, so dass sich mehrmaliges Durchspielen lohnt. Zwar ändert das Spiel weiterhin schnell zwischen extrem kalaurigem Humor und todernsten Szenen, etwa wenn es um B.Js Kindheit unter seinem sadistischen, rassistischen und antisemitischen Vater geht. Viele Szenen sind aber hervorragend geschrieben und vermögen zu unterhalten.

Hervorragendes Old-School-Feeling

Gerade im Vergleich zu einem geskripteten «Call of Duty» ist das Gameplay in «Wolfenstein 2 – The New Colossus» eine wahre Wohltat. So kann man hier tatsächlich alle Nazis erlegen und sich dann in aller Ruhe im freigeräumten Abschnitt umschauen. Dabei gibt es auch genug Dinge wie 150 Zeitungsausschnitte oder Notizen mit zusätzlicher Hintergrundgeschichte zu finden. B.Js Gesundheit wird zudem nicht automatisch regeneriert. Stattdessen muss er in der Umgebung nach Heilpaketen und Rüstungsteilen suchen. Zusammen mit den machtvoll wirkenden Waffen, von denen unser Held auch zwei gleichzeitig führen kann, und einer eleganten Charakterentwicklung gibts hier wenig auszusetzen.

Kompetente Sprecher

Bis auf eine Ausnahme sind die Nazis im Spiel auch von deutschen Sprechern vertont. Dies gilt auch für die englischsprachige Version, so dass dort ein wildes Sprachengewirr – einzelne jiddische Worte sind auch noch zu hören – entsteht. Dies wirkt nicht nur authentisch, sondern liefert auch zum Teil Vorlagen für den schrägen Humor – etwa wenn KKK-Anhänger vor einem Nazi zugeben müssen, dass sie noch zu wenig deutsch gebüffelt haben.

Das hat uns genervt

Sich bekämpfende Gameplay-Mechanismen

Eigentlich ist die Gameplay-Anlage des Spiels komplett auf Action ausgelegt. Allerdings sollte B.J. oft auch heimlich vorgehen, damit er zwei Offiziere ausschalten kann, ohne dass diese den Alarm auslösen können. Nur besitzt das Game überhaupt keine Schleichmechanismen und auch eine eingeblendete Minimap sucht man vergebens. Diese sich widersprechende Mechanismen führen dann oft auch zu einem unausgeglichenen Schwierigkeitsgrad.

Fazit

Wer hätte Gedacht, dass die Wolfenstein-Reihe mal mit einer gelungenen Story überzeugen kann. Mit «The New Colossus» ist aber genau dies der Fall. Daneben kann auch das Gameplay und vor allem die technisch gelungene Inszenierung beeindrucken. Der unausgeglichene Schwierigkeitsgrad kann zwar kurzzeitig zu Frust führen. Trotzdem bietet das Spiel die wohl beste Shooter-Kampagne für Solospieler in diesem Jahr.

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