«The Technomancer» getestet
Die Zukunft ist hoffnungslos veraltet

Eigentlich wäre «The Technomancer» ein tolles Rollenspiel – wenn es vor rund zehn Jahren erschienen wäre. Im Jahr 2016 wirken aber viele Spieleelemente und auch die Technik veraltet.
Publiziert: 25.07.2016 um 16:58 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:19 Uhr
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Martin Steiner

Übersicht

Die Story dreht sich um Zachariah. Als Technomancer kann er Blitze und andere elektrische Kräfte im Kampf einsetzen. So ist er auf dem Mars der Zukunft ein begehrter Mann. Denn dort kämpfen verschiedene Firmen und Fraktionen um die Vorherrschaft. Während Zachariah in einer vom kommunistischen Russland inspirierten Organisation das Ende seiner Ausbildung anstrebt, geht der Machtkampf um die Vorherrschaft auf dem roten Planeten in die heisse Phase. Und ohne es zu wissen, wird Zachariah eine wichtige Rolle spielen. Doch zunächst hat er andere Ziele. Die Mars-Siedler haben seit Jahrhunderten den Kontakt zu Erde verloren. Eine Mission des Technomancer-Orden ist es, diesen wiederherzustellen.

Screenshots zu «The Technomancer»

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Das hat uns gefallen

Auch wenn «The Technomancer» inhaltlich ein Remake des vom gleichen Studio entwickelten «Mars – War Logs» ist, wirkt das Szenario nach wie vor frisch. So kann primär der Story-Hintergrund überzeugen. Sämtliche Fraktionen werden in vielen Gesprächen gut erklärt und erhalten klare Motivationen, wie sie im Machtkampf vorgehen wollen. Während zum Beispiel die Abundance-Fraktion auf militärische Kraft setzt, versucht die Stadt Noctis, die Konkurrenz vor allem wirtschaftlich zu übertrumpfen. Die freien Mutanten wollen hingegen nur in Ruhe ihr Leben führen. Aber auch innerhalb der Fraktionen sind sich nicht immer alle einig. So streiten sich innerhalb von Abundance das Militär und der Geheimdienst um die politische Macht – und auch die lokale Mafia hat ein Wörtchen mitzureden.

Zudem bietet das Spiel viele Betätigungsmöglichkeiten. So darf Zachariah mit drei der insgesamt fünf Begleiter eine Romanze beginnen – eine davon mit einem männlichen Mitstreiter. Auch Missionen gibt es an allen Ecken und Enden zu finden, die oft gut geschriebene kleine Nebengeschichten erzählen. Daneben kann unser Held an Werkbänken mit gefundenen Items seine Waffen und Rüstungen verstärken oder eigene Heilmittel oder Granaten herstellen. Das alles ist zwar nicht wahnsinnig raffiniert oder innovativ, trägt aber dazu bei, dass es sich bei «The Technomancer» trotz vieler Schwächen um ein inhaltlich anständiges Spiel handelt.

Das hat uns genervt

In fast allen Dingen abgesehen vom Szenario ist «The Technomancer» leider durchschnittlich ausgefallen. Die Story arbeitet zwar öfters auf Höhepunkte hin, die sich dann aber als Luftblasen entpuppen. Besonders der Schluss wirkt sehr gehetzt, und viele Dinge werden mehr schlecht als aufgelöst – als wäre den Entwicklern zum Schluss das Geld ausgegangen. Auch die Dialoge sind mehr Monologe der verschiedenen Figuren, die im Englisch vertonten Spiel von den Sprechern emotionslos vorgetragen werden. Einzig die fünf Begleiter von Zachariah stechen hier aus der Masse heraus. Das liegt aber primär daran, dass sie wesentlich mehr Zeit mit unserem Helden verbringen. Alle anderen Charaktere sind so schnell wieder vergessen, wie sie vom Bildschirm verschwinden.

Das Kampsystem ist gespickt mit guten Vorsätzen: Zachariah kann mit dem Stab, Schwert und Schild oder mit Dolch und Pistole in die Schlacht ziehen. Jede der drei Richtungen lässt sich mit der Zeit weiterentwickeln und mit Technomancer-Magie ergänzen. Ursprünglich war wohl der Plan, dass man während des Kampfs zwischen den Stilen hin und her wechselt. In der Praxis sieht es dann aber so aus, dass es viel effektiver ist, sich für einen Methode zu entscheiden und die dann einfach über weite Strecken des Spiels immer weiter zu verstärken. Kommt dazu, dass die meisten Gegner – so wie bei «Bound by Flame» von den gleichen Entwicklern – viel zu viel aushalten, um das Geschehen dynamisch wirken zu lassen. Die Kämpfe werden so nicht schwerer, sie dauern einfach gefühlt viel zu lange – zumal es viel zu viele davon gibt.

Fazit

«The Technomancer» erinnert in vielen Punkten an den ehemaligen Rollenspiel-Primus «Star Wars – Knights of the Old Republic». Nur hat das Spiel inzwischen 13 Jahre auf dem Buckel. Und auch in wesentlich umfangreicheren Titeln sind heute kaum mehr so hölzerne Animationen und als Vortrag inszenierte Dialoge zu sehen. Zwar merkt man «The Technomancer» an, wieviel Herzblut in das Szenario und die vielen kleinen Geschichten gesteckt wurden. Aufgrund des wohl ziemlich kleinen Budgets wirkt das Game aber technisch und auch spielerisch hoffnungslos veraltet.

Wertung: 6 von 10 Spielen, die vor vielen Jahren hätten erscheinen sollen

The Technomancer, für PC, PS4 und Xbox One, ab 16 Jahren

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