«Pokémon Go» getestet
So spielt sich das Massen-Phänomen

Seit Samstag ist «Pokémon Go» auch in der Schweiz offiziell in den App-Stores von Apple und Google erhältlich. Dabei treibt das Game weltweit Millionen von Handybesitzer an die frische Luft. Wir haben getestet, ob die Jagd nach den süssen Mönsterchen auch spielerisch hält, was sie verspricht.
Publiziert: 18.07.2016 um 16:31 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 21:50 Uhr
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Martin Steiner

Übersicht

«Pokémon Go» stammt von Niantic, einer ursprünglich von Google gegründeten, nun aber unabhängigen Entwicklerfirma, die sich auf die Verwendung von Google Maps als Grundlage für Spiele konzentriert. Während das 2013 veröffentlichte «Ingress» noch grösstenteils an der Öffentlichkeit vorbeiging, hat sich «Pokémon Go» innerhalb von wenigen Tagen zum weltweiten Megahit gewandelt. Da zunächst die Server völlig überlastet waren, hat man in grossen Teilen Europas den Start nochmals verschoben. Seit Samstag ist das Game aber auch bei uns erhältlich.

Screenshots zu «Pokémon Go»

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Das hat uns gefallen

Das Spielprinzip ist simpel. Auf einer auf Google Maps basierenden Karte gibt es weltweit an  bestimmten Orten Pokémon zu finden. Diese lassen sich mit Pokébällen einfangen und mit Sternenstaub und Süssigkeiten verstärken, die es beim Einfangen der Mönsterchen dazu gibt. Sollte dabei eines doppelt anfallen, kann man dieses gegen eine Süssigkeit eintauschen. Die Pokémon können zudem um ebenfalls auf der Karte angzeigte Arenen kämpfen. An sogenannten Pokéstops, die in Zürich fast alle 100 Meter zu finden sind, darf man neue Pokébälle einsammeln. Ab und zu fällt auch mal ein Ei ab, das es auszubrüten gilt. Das geschieht, indem man, je nach Art des Eis, mal zwei, mal fünf, mal zehn Kilometer zu Fuss zurücklegt. Allerdings passiert das nur, wenn die App auf dem Handy aktiv ist. Im Schlafmodus wird die Strecke nicht angerechnet.

Alle Pokémon zu fangen, dürfte für die meisten Spieler die Hauptmotivation sein. So erinnert das Game dann doch sehr an ein virtuelles Panini-Album, einfach mit Mönsterchen. Leider gibt es noch keine Möglichkeit, Pokémon mit anderen Spielern zu tauschen. Trotzdem macht es Spass, die Umgebung zu erkunden und zu hoffen, dass irgendwo hinter der nächsten Strassenecke ein seltenes Pokémon zu finden ist. Dabei muss man nicht mal zu Fuss unterwegs sein. Da die Fundorte eine relativ grosszügige Fläche aufweisen, erweist sich auch die Jagd per Tram als ziemlich effektiv. Allerdings ist man zu schnell unterwegs, um ein Ei auszubrüten. Hier helfen dann als Hilfsmittel eher ein Plattenspieler oder ein Robo-Staubsauger, auf die man sein Handy legt.

Eine weitere Möglichkeit, die Mönsterchen zu finden, ist das Auslegen von Rauch, das sie für 30 Minuten anlockt. Das hilft dabei nicht nur dem Spieler, der das Item zum Einsatz bringt, sondern allen, die sich in der Umgebung befinden. So sind zum Beispiel, während wir diesen Test schreiben, am Zürcher Bellevue gleich drei Rauchsäulen zu finden.

Technische Probleme hatten wir seit dem Schweizer Start. So waren zwar am Samstag ab und an die Server nicht erreichbar. Abstürze der App verzeichneten wir auf unserem Huawei P8 aber keine. Mit anderen Handy- und Tablet-Modellen kann man aber andere Erfahrungen machen.

Das hat uns genervt

Spielerisch ist das Ganze sehr dünn geraten. Besonders die Arena-Kämpfe sind nicht viel mehr als ein wildes Tippen auf das Display. Kein Vergleich mit den teils strategischen Auseinandersetzungen der normalen Pokémon-Ausgaben. Auch das Einfangen ist mit einem simplen Wisch über das Display keine Herausforderung. Zudem fehlen uns noch einige zusäzlichen Funktionen wie das Tauschen der Mönsterchen.

Wer auf dem Land wohnt, nervt sich über die viel zu spärlich gesäten Arenen, Pokéstops und Pokémon. Während man in der Stadt Zürich praktisch auf Schritt und Tritt einen wichtigen Ort antrifft, sind diese ausserhalb der Ballungszentren viel zu selten zu finden. Da die Definition der Orte grösstenteils aus «Ingress» übernommen wurde, ist hier leider keine Verbesserung mehr zu erwarten.

Zuletzt sollte man sich als aktiver «Pokémon Go»-Spieler mit einigen Strombänken ausrüsten. Das Game benötigt einiges an Power, so dass der Handy-Akku unter Umständen bereits nach etwas weniger als zwei Stunden schlapp macht. Dies dürfte nicht zuletzt auch am GPS-Tracker liegen, der sich auch bei Google Maps als hungriger Stromfresser zeigt.

Fazit

«Pokémon Go» ist faszinierend, weil es Spiel und Realität auf geschickte Art miteinander verbindet. Die Jagd kreuz und quer durch Zürich gibt vor allem für Sammler einiges her und bietet vor allem zu Beginn beste und gesunde Unterhaltung – sofern man nicht gerande aufs Handy starrend über die Strasse läuft. Ob der Hype über längere Zeit anhält, ist zweifelhaft. So fehlt «Pokémon Go» ein Ziel, auf das sich hinzuspielen lohnt. Auch die Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Spielern sind noch äusserst dürftig. Trotzdem: «Pokémon Go» hat der Augmented Reality definitiv zum Durchbruch verholfen und dürfte nur den Anfang vieler ähnlicher Anwendungen sein, die in Zukunft mit vielleicht noch etwas raffinierterem Gameplay auf uns warten.

Wertung: 7 von 10 im Grossstadtdschungel gejagten Pokémon

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