Facebook-Studie zeigt, dass die Scheinwelt in die Magersucht treibt
Instagram macht junge Frauen krank

Interne Dokumente zeigen: Der grösste Social-Media-Konzern weiss genau, wie sehr Instagram der psychischen Gesundheit von Teenagern schaden kann. Die geleakten Daten überraschen eine Schweizer Klinik für Essstörungen wenig.
Publiziert: 24.09.2021 um 15:50 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2021 um 18:26 Uhr
Karin A. Wenger

«Ich fühle mich zu dick und nicht hübsch genug.» Das sagt ein junges Mädchen, nachdem sie Fotos auf Instagram anschaute. Das Brisante: Sie sagt das im Gespräch mit Forschern von Facebook, dem Mutterkonzern von Instagram. Der Social-Media-Gigant untersuchte in hauseigenen Studien, wie sich die App zum Fotosteilen auf die Gesundheit von Teenagern auswirkt. Die Berichte wurden der Wirtschaftszeitung «Wall Street Journal» zugespielt. Diese macht nun öffentlich, wovor andere Forscherinnen längst warnten.

Die internen Untersuchungen aus den vergangenen drei Jahren zeigen ziemlich eindeutig, dass Instagram besonders bei Teenagern psychische Probleme verursachen kann: 13 Prozent von Jugendlichen in Grossbritannien führten ihre suizidalen Gedanken auf Instagram zurück. Mehrmals stellen die Forscher zudem einen Zusammenhang zwischen Essstörungen und Instagram her. Ein Drittel der jungen Frauen, die mit ihren Körpern unzufrieden sind, gaben an, Instagram verschlimmere dieses negative Gefühl zusätzlich.

Schlanke Taille, straffer Po

Dass die unzähligen Bilder von schlanken Taillen und straffen Pos der Influencerinnen das Selbstvertrauen junger Frauen zerstört, überrascht Laura Studer (33) überhaupt nicht. Studer ist fachliche Leiterin der Psychologie-Abteilung der Klinik Wysshölzli in Herzogenbuchsee BE, die auf die Therapie von Frauen mit Essstörungen und Sucht spezialisiert ist. Die Mehrheit ihrer Patientinnen sind zwischen 15 und 30 Jahre alt.

Ein Drittel der jungen Frauen fühlen sich unattraktiv, nachdem sie Bilder auf Instagram angeschaut haben.
Foto: Screenshot
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Instagram präsentiere ein Körperbild, das nicht der Realität entspreche, sagt Studer. Das Problem: Besonders in der Pubertät entwickle sich die Identität, indem man sich mit anderen vergleiche. Die Fotos der erfolgreichen Frauen könnten in Teenagern somit den Glauben auslösen, dass sie beliebter wären, wenn sie auch so aussehen würden, erklärt die Psychologin.

Wenn eine junge Frau eh schon verunsichert sei, erhalte sie durch das Streben nach dem vermeintlich perfekten Körper und dem Fokus aufs Essen ein Gefühl der Kontrolle. «Es gibt nie nur eine Ursache für eine psychische Störung, aber Instagram kann eine Essstörung begünstigen», sagt Studer.

Facebook unternimmt wenig

Bisher ist solche Kritik an Facebook-Konzernchef Mark Zuckerberg (37) abgeprallt. Er beteuerte stets, soziale Netzwerke würden sich unter dem Strich positiv auf das Wohlbefinden von Teenagern auswirken. Die internen Studien beweisen nun zum ersten Mal: Facebook wusste, dass Instagram auch krank machen kann. Und unternahm kaum etwas dagegen.

Instagram-Chef Adam Mosseri räumte gegenüber dem «Wall Street Journal» ein, dass Facebook sich schwer damit tue, die negativen Auswirkungen von Social Media zur Kenntnis zu nehmen. Er dränge darauf, dass sie ihre Verantwortung breiter wahrnehmen sollten. Dem Unternehmen, das an der Börse mehr als eine Billion Dollar wert ist, scheint Geld wichtiger zu sein als die Gesundheit seiner jungen Nutzerinnen und Nutzer.

Instagram ist schädlicher als Tiktok und Facebook

Zehntausende von jungen Instagram-Nutzern befragte der Mutterkonzern Facebook zwischen 2018 und 2021. Die Resultate, die das «Wall Street Journal» nun publik macht, zeichnen kein schmeichelhaftes Bild.

Teenager in den USA und Grossbritannien gaben in einer Studie an, welche ihrer negativen Gefühle wegen Instagram entstanden sind. Die Antworten: Bis zur Hälfte fühlt sich unter Druck, ein perfektes Foto schiessen zu müssen; je 40 Prozent finden sich nicht attraktiv genug und denken, dass sie zu wenig Geld besitzen. Ein Drittel sorgt sich darüber, zu wenig Freunde zu haben, und ein Fünftel fühlt sich einsam. Zudem geben Teenager Instagram die Schuld für erhöhte Angst und Depressionen. 13 Prozent in Grossbritannien und 6 Prozent in den USA führten Suizidgedanken auf Instagram zurück.

Die Facebook-Forscher weisen in einer internen Präsentation darauf hin, dass viele Probleme spezifisch für Instagram sind. Der soziale Vergleich sei dort besonders schlimm. Andere Plattformen, zum Beispiel Tiktok, betone Leistung, bei Snapchat liege der Fokus vor allem auf dem Gesicht und lustigen Filtern. Auf Instagram hingegen zählen der Körper und Lebensstil, was besonders bei jungen Frauen zu Essstörungen führen könne.

Hierbei ist besonders die sogenannte Explore Page toxisch. Diese Seite wird bespielt von einem Algorithmus, der ständig neue Fotos und Videos anzeigt zu Themen, auf denen Nutzerinnen lange verweilen. So tauchen sie immer tiefer ein in eine Bilderflut, aus der sie kaum rauskommen.

Die negativen Effekte betreffen jedoch nicht alle Nutzer. Zwischen 30 und 40 Prozent gaben an, dass es ihnen dank Instagram besser gehe. Der höchste Wert liegt bei Jungs in den USA, wo fast die Hälfte Instagram positiv bewertet.

Zehntausende von jungen Instagram-Nutzern befragte der Mutterkonzern Facebook zwischen 2018 und 2021. Die Resultate, die das «Wall Street Journal» nun publik macht, zeichnen kein schmeichelhaftes Bild.

Teenager in den USA und Grossbritannien gaben in einer Studie an, welche ihrer negativen Gefühle wegen Instagram entstanden sind. Die Antworten: Bis zur Hälfte fühlt sich unter Druck, ein perfektes Foto schiessen zu müssen; je 40 Prozent finden sich nicht attraktiv genug und denken, dass sie zu wenig Geld besitzen. Ein Drittel sorgt sich darüber, zu wenig Freunde zu haben, und ein Fünftel fühlt sich einsam. Zudem geben Teenager Instagram die Schuld für erhöhte Angst und Depressionen. 13 Prozent in Grossbritannien und 6 Prozent in den USA führten Suizidgedanken auf Instagram zurück.

Die Facebook-Forscher weisen in einer internen Präsentation darauf hin, dass viele Probleme spezifisch für Instagram sind. Der soziale Vergleich sei dort besonders schlimm. Andere Plattformen, zum Beispiel Tiktok, betone Leistung, bei Snapchat liege der Fokus vor allem auf dem Gesicht und lustigen Filtern. Auf Instagram hingegen zählen der Körper und Lebensstil, was besonders bei jungen Frauen zu Essstörungen führen könne.

Hierbei ist besonders die sogenannte Explore Page toxisch. Diese Seite wird bespielt von einem Algorithmus, der ständig neue Fotos und Videos anzeigt zu Themen, auf denen Nutzerinnen lange verweilen. So tauchen sie immer tiefer ein in eine Bilderflut, aus der sie kaum rauskommen.

Die negativen Effekte betreffen jedoch nicht alle Nutzer. Zwischen 30 und 40 Prozent gaben an, dass es ihnen dank Instagram besser gehe. Der höchste Wert liegt bei Jungs in den USA, wo fast die Hälfte Instagram positiv bewertet.

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