Leser erzählen am Weltkrebstag von ihrer Krankheit
«Dass es mir wieder gut geht, ist wie ein Sechser im Lotto!»

Zum Weltkrebstag möchten wir Betroffenen etwas Hoffnung schenken. Deshalb erzählen hier Blick-Leserinnen und -Leser von ihrem Weg zurück zur Gesundheit.
Publiziert: 04.02.2023 um 10:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2024 um 16:10 Uhr

Krebs ist nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in der Schweiz. Das Risiko, an Krebs zu sterben, ist in der Schweiz zum Glück deutlich gesunken. Das Risiko, daran zu erkranken, ist allerdings grösser geworden. Das geht aus dem dritten Schweizerischen Krebsbericht 2021 hervor, den das Bundesamt für Statistik (BFS), die Nationale Krebsregistrierungsstelle und das Kinderkrebsregister gemeinsam erarbeitet haben. 

Um die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, findet seit dem Jahr 2000 jeweils am 4. Februar, also am kommenden Samstag, der Weltkrebstag statt. Zu diesem Anlass haben wir mit Menschen geredet, die Krebs hatten, heute aber als geheilt gelten. 

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«Nichts ist wichtiger als die eigene Gesundheit»
Patrick Künzi (55)
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Patrick Künzi (55)
Foto: zVg

«Ich habe am 18. Februar 2022 im Alter von 54 die Diagnose ‹diffuses grosszelliges B-Zell Lymphom› erhalten. Ich werde nie vergessen, was der Chefarzt vom Spital gesagt hat: ‹Ich kann nichts dafür, einer deiner Lymphknoten hat beschlossen, ein Tumor zu sein!› Ich versuchte es, so locker wie möglich zu nehmen. Keine Tränen bis jetzt. Mein Onkologe hat ein unermessliches Fachwissen und nahm sich extrem viel Zeit.

Rene Huber (58) hat sogar während seiner Chemotherapie mehrere Marathons absolviert. Hier ist er beim Ulm-Marathon in Deutschland zu sehen.
Foto: zVg
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Zum ersten Termin mit dem Onkologen bin ich mit einem grossen Fragenkatalog gegangen, um auch eine Chemo zu vermeiden. Operation war nicht möglich, da der grosse Tumor nah am Dickdarm war. Alternativen bei anderen Krebsformen wie Chemotabletten oder Immuntherapie waren nicht möglich. Sodann das Wundermittel: Chemotherapie Standard (sechs Behandlungen), kombiniert mit Antikörpertherapie. Es war sehr herausfordernd für Geist und Körper, doch es gibt für alle Nebenwirkungen Medikamente – ausser für den Haarausfall. Auch für mich, der immer kurze Haare hatte, war es dann hart, als die Haare ausfielen. Schwäche und Schwindel während der Chemo war bei mir normal. Fiel fast das ganze Jahr arbeitstechnisch aus. Mein Arbeitgeber war aber sehr verständnisvoll.

Dann die Abschlussuntersuchung Ende August und die grosse Erleichterung: Die Tumoren waren weg. Zum ersten Mal musste ich weinen. Meine Frau hat dies auch sehr mitgenommen. Im Nachhinein mehr als mich. Dann versteht man, was Liebe wirklich bedeutet. In guten wie in schlechten Zeiten. Bin ihr ewig dankbar für die Unterstützung. Auch wenn ich aktuell geheilt bin, der Krebs wird mich immer begleiten. Es sterben so viele Leute daran, auch topfitte, junge Leute. Es verändert alles und bringt einem zum Nachdenken. Bei uns hat es dazu geführt, dass wir die Arbeitsbelastung massiv reduziert haben. Nichts ist wichtiger als die eigene Gesundheit und die Gesundheit der Person, die du am meisten liebst. Eine Bitte an alle: Geht regelmässig zur Vorsorgeuntersuchung!»

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«Was unmöglich scheint, ist möglich»
Rene Huber (58)
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Rene Huber (58)
Foto: zVg

«Marathon trotz Krebs und während der Chemotherapie: Ende Mai 2022 erhielt ich die Prognose Krebs. Ein aggressiver, dynamischer Krebs, bereits fortgeschritten und dementsprechend auch mit Ableger, beispielsweise in den Knochen. Im Juli startete ich mit diversen Therapien, unter anderem mit der Chemotherapie. Meine Ärztin teilte mir mit, dass sie Hoffnung hat, dass ich gut auf die Chemo reagiere, da ich – als Marathonläufer – recht fit bin, nicht rauche und trinke.

Trotz Chemo konnte ich jeden Tag arbeiten, war nur 30 Prozent krankgeschrieben. Ich hatte nie einen schlechten Tag, musste auch nie brechen. Vor allem konnte ich weiterhin joggen, wenn auch nur im sehr moderaten Bereich und bewusst nur in tiefer Pulsfrequenz. Dies hat mir die Ärztin auch empfohlen, ich solle unbedingt machen, was ich mag, einfach im moderaten Bereich. Nach Absprache mit meiner Ärztin durfte ich am 25. September 2022 den Marathon in Ulm laufen. Als routinierter Läufer, weit über 100 Marathon- und Ultraläufe, der seinen Körper doch relativ gut kennt, konnte ich den Ulm Marathon in einer Zeit von 4:44:55 Std. beenden – ich war so extrem glücklich dabei! Dank einer sehr guten Strategie bin ich den ganzen Marathon im moderaten Bereich gelaufen. Ich war aussergewöhnlich glücklich, dass mir dies gelungen ist.

Klar, wenn man die Diagnose Krebs im fortgeschrittenen Stadium und Chemotherapie hört, da glaubt man nicht wirklich daran, einen Marathon laufen zu können. Ich habe dies gleich mehrmals geschafft. Denn am 29. Oktober rannte ich auch den Dresden-Marathon. Dabei hatte ich allerdings ziemlich Mühe, da dieser nur fünf Tage nach einer Chemotherapie stattfand, aber ich habe es geschafft. Am 17. Dezember dann – als Jahresabschluss und auch bereits nach dem Ende der Chemotherapie – bin ich noch den Abu-Dhabi-Marathon gelaufen.

Auf all diesen Läufen ist meine Freundin mitgelaufen, welche mich auch sonst grossartig unterstützt. Was ich damit zum Ausdruck bringen will: Was unmöglich scheint, ist möglich. Wille und Glaube machen vieles möglich. Der Krebs ist bei mir nicht heilbar, somit habe ich den Krebs zwar nicht besiegt, aber ich kann gut damit leben.»

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«Dass es mir gesundheitlich wieder gut geht, ist mehr als ein Lotto-Sechser»
Peter Zuber Geering (70)
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Peter Zuber Geering (70)
Foto: zVg

«Ich bin ein von tödlichem Lungenkrebs genesener Patient. Anfang Sommer 2015 veränderte sich mein Leben schlagartig. Ich landete viermal in der Notfallabteilung und musste durch eine Lungenoperation, bei der ein Tumor entdeckt wurde. Im November 2015 wurden Metastasen im ganzen Oberkörper entdeckt. Da wurde ich von einem Moment zum anderen zu einem palliativen Krebs-Patienten unheilbar. Mir wurden noch drei bis maximal sechs Monate Lebenszeit gegeben.

Ich entschied mich auf Empfehlung meines Onkologen zu einer Chemotherapie, die allerdings nicht wirksam war. Im März 2016 hatte ich als einer der ersten Palliativ-Patienten die Möglichkeit zur, damals in der Schweiz noch neuen, Immuntherapie zu wechseln.

Da ich mein ganzes Leben lang ein Kämpfer war, kam es für mich selbst nicht infrage, die Überlebensdiagnose meines Onkologen einfach so hinzunehmen. Ich entschloss mich, alles in meiner Macht Stehende zu tun, damit sich die Todes-Diagnose nicht bewahrheitet. Ich denke, es lohnt sich auch in fast ausweglosen Situationen, nicht aufzugeben.

Mein allergrösstes Glück ist sicher die Tatsache, dass meine Ehefrau als Naturheilpraktikerin WAM in eigener Praxis arbeitet und ich so von ihrem umfassenden Wissen profitieren konnte. Sie hat für mich ein zusätzliches ganzheitliches Therapie-Konzept erarbeitet, das die schulmedizinische Behandlung ergänzt. Ich bin überzeugt, dass ich ohne diese Therapie heute nicht mehr leben würde.

Aktuell bin ich bereits im fünften Jahr krebsfrei. Ich bin einer der sehr wenigen Menschen, die einen höchst aggressiven und schnell wachsenden Lungenkrebs überleben durfte. Dafür bin ich sehr dankbar. Dass es mir jetzt, abgesehen von einigen Nebenwirkungen, wieder gut geht, ist für mich mehr als ein Lotto-Sechser. Um anderen Betroffenen Mut zu machen, habe ich eine Website erstellt. Sie heisst www.krebsfrei.info und dient dazu, für Krebskranke und ihre Angehörigen als Ansprechperson zu dienen. Das liegt mir sehr am Herzen.»


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