«Man kann mit Kleinigkeiten im Alltag schon viel verändern»
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Ein Versprechen ans Klima:«Man kann mit Kleinigkeiten im Alltag viel verändern»

Kein Auto, kein Fleisch, dafür Flugreisen
So setzen sich Blick-Leserinnen und -Leser fürs Klima ein

Gestern war der erste Nationale Klimatag. Zu diesem Anlass wollten wir von unserer Leserschaft wissen, was sie für den Schutz unserer Umwelt tun. Die Antworten gehen weiter, als erwartet.
Publiziert: 28.05.2021 um 13:57 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2021 um 18:15 Uhr
Lea Blum

Weil gestern zum ersten Mal der nationale Klimatag stattgefunden hat, wollten wir von der Blick-Leserschaft wissen, was sie zum Schutz der Umwelt tut. Es hat sich gezeigt: Die Blick-Leserinnen und -Leser setzen sich bewusst und auf unterschiedliche Art und Weise für das Klima ein. Leser Philippe Wyss hat beispielsweise seit rund 30 Jahren kein eigenes Auto mehr, sondern benutzt nur noch Mietautos, wenn er denn mal eins braucht. «Ausserdem bin ich selbstständiger Naturgärtner und fahre meist mit dem E-Velo zur Arbeit», teilt er Blick mit.

Auch bei der Ernährung macht sich Wyss schon lange Gedanken: «Vor rund 25 Jahren habe ich meinen Fleischkonsum stark reduziert und mehrere Jahre gar keins mehr gegessen. Aktuell etwa noch zehn Mal pro Jahr – wegen der Umweltbelastung und aus Respekt vor den Tieren.» Wyss geht sogar so weit, dass er bereit wäre, etwas mehr zu zahlen, um Einfluss auf das Heiz- und Warmwassersystem zu nehmen – «obwohl heutzutage alternative Heizsysteme kaum mehr teurer oder sogar günstiger sind als Ölheizungen».

«Nur für die, die finanziell gut dastehen»

Auch Leser Nicola setzt sich für einen reduzierten Energieverbrauch ein. «Ich habe seit über zehn Jahren im ganzen Haus komplett auf LED umgestellt, und wir achten bei elektronischen Geräten immer auf deren Energieetikette (A-A+++)», schreibt er. Und er geht noch viel weiter: mit einer Photovoltaikanlage und Solarthermie auf seinem Dach, durch Regenwassergewinnung für seinen Garten, mit einer Wärmepumpe mit Erdsonde, einem Elektroauto, betrieben durch den eigenen Solarstrom, und 100 Prozent grünem Stromeinkauf.

Wenig Wasser am Rheinfall wie hier 2018 – das dürfte künftig häufiger vorkommen. Denn die Sommer werden aufgrund des Klimawandels trockener und heisser.
Foto: Patrick Huerlimann

Auch den Fleischkonsum hält Nicola gering und kauft Nahrungsmittel möglichst nur aus der Umgebung und biologisch ein. Beim Kauf von Kleidung wird auf Nachhaltigkeitssiegel geachtet. Flugreisen bucht er nur mit CO2-Kompensation. «Und dennoch gäbe es noch mehr, das man tun könnte. Es soll aber kein Zwang und auf die jeweilige Situation angepasst sein. Somit geht das alles nur bei Personen, die finanziell gut dastehen.»

«Umweltschutz oder Ökofaschismus»

Leserin Nathalie ist genauso bemüht, dem Klimawandel entgegenzuwirken. «Ich habe nur noch LED-Lampen und esse kaum noch Fleisch. Auf Fisch verzichte ich ganz, aber das fällt mir schwer», schreibt sie. Sie mache das auch den Tieren zuliebe. Flugreisen unternehme sie fast keine mehr. «Ich bin seit sechs Jahren nicht mehr geflogen.»

Eine etwas spezielle, aber nicht minder effiziente Praxis hat Leser Daniel Christen. «Ich kaufe bewusst Lebensmittel am Ablauftag, damit weniger weggeschmissen wird», schreibt er. Er besitze kein Auto, aber auf Flugreisen werde er nicht verzichten. Seine Begründung: «Wir müssen nicht weniger fliegen, wir müssen nur schrittweise das Kerosin aus fossilen Quellen mit synthetischem Kerosin ersetzen», so Christen. Es gebe einen Unterschied zwischen intelligentem Umweltschutz und Ökofaschismus. «Vereinfacht müssen drei Ziele unter einen Hut passen: Umweltschutz, Versorgungssicherheit und Preis.»

«Klimaschutz, warum sollte ich?»

Eine weitere Theorie von Christen ist, dass wir nackt wie Neandertaler im Wald leben müssten, wenn wir die Umwelt wirklich schützen wollten. «Unsere Lebenserwartung würde sich etwa halbieren», sagt er. Leserin Rosmarie Lilly Jobin ist 80 Jahre alt und hat 70 Jahre davon als Vegetarierin gelebt. «Ich glaube, dass ich eine Menge mache für das Klima. Ich fahre seit sieben Jahren nicht mehr Auto, gehe sparsam mit Wasser und Strom um und nehme immer Taschen zum Einkaufen mit.»

Überhaupt keine Lust auf Umweltschutz hat M. Leuzinger. Auf die Frage, was er für die Umwelt tut, schreibt er: «Gar nichts. Warum sollte ich?» Seiner Meinung nach wäre es für die Erde am klügsten, wenn es weniger Menschen gäbe. Bis dahin lebe er so weiter, wie er es immer getan habe. «Die Natur wird sich schliesslich selbst regulieren», sagt er.

Gletscher schmelzen wegen des Klimawandels in rasantem Tempo – hier der Rhonegletscher.
Foto: Keystone
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Strom für acht Häuser

Ein Blick-Leser, der an dieser Stelle anonym bleiben möchte, schreibt: «Ich habe kein Auto und nutze E-Car-Mobility-Sharing und die öffentlichen Verkehrsmittel. Weniger Fleisch zu essen bin ich bereit, aber ganz darauf verzichten möchte ich nicht. Auf Flugreisen will oder kann ich nicht verzichten, da mein Sohn in Brasilien lebt und die Reise mit dem Schiff zu lange dauert.»

Eine andere anonyme Leserin teilt uns mit, dass sie konsequent das Fahrrad oder den ÖV benutzt. Ihre Ölheizung habe sie durch eine Wärmepumpe ersetzt. «Beim Fleischkonsum und bei Ausflügen könnte ich aber definitiv noch mehr fürs Klima tun», sagt sie ganz selbstkritisch. «Denn um Zeit zu sparen, benutze ich schon noch hie und da das Auto statt den ÖV.»

Ein Leser engagiert sich sogar politisch für die Umwelt: «Ich setze mich für die Trinkwasser-Initiative ein und verteile beispielsweise Flyer», schreibt er. Ein anderer hat auf seinem Einfamilienhaus eine Solaranlage montiert, die den Strom für Warmwasser produziert. «Den Rest der Solarenergie verkaufen wir. Damit produzieren wir Strom für etwa sieben bis acht weitere Häuser.»

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