«Für mich ist das der absolute Traumjob»
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Alltag von Helipilot «Heini»:«Mein Job ist ein wahr gewordener Bubentraum»

Einblicke in den Alltag von Helipilot «Heini»
«Das Fliegen ist immer wieder schön»

Schon als kleiner Junge wusste Kurt Heiniger (45), dass er einmal Pilot werden will. Heute kann er seinen Traumberuf ausüben: Als Werkpilot bei der Ruag AG führt er technische Prüfflüge mit Helikoptern wie dem Super Puma oder dem EC635 durch.
Publiziert: 18.06.2020 um 08:25 Uhr
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Aktualisiert: 18.06.2020 um 10:11 Uhr
Laurence Frey (Text), Dominik Baumann (Fotos und 360°-Video)

Noch vor der Corona-Krise machten wir eine Abstimmung über diverse Berufe, um zu sehen, welche davon unsere Community näher interessieren. An erster Stelle stand der Beruf Helikopterpilot/-in. Insgesamt 2256 Leserinnen und Leser wollten mehr darüber erfahren.

Ich durfte Kurt Heiniger in Alpnach OW besuchen und ihn auf einem Prüfflug begleiten. «Heini», wie ihn seine Kollegen nennen, trägt an der Schulter seines olivgrünen Overalls das militärische Abzeichen der Lufttransport-Staffel 6. Er sei ausgebildeter Militärpilot, was auch vorausgesetzt werde, wenn man Werkpilot bei der Ruag werden will, erklärt er.

«Hier ist der Teamspirit sehr wichtig»

Vor der militärischen Ausbildung machte der gelernte Elektroniker die fliegerische Vorschulung, heute Sphair genannt, und die Rekrutierung inklusive Offiziersschule. Nach der Grundausbildung folgte die Spezialisierung auf Lufttransport (Heli) oder Luftverteidigung (Jet). Für Kurt stand dabei eigentlich immer der Jet im Vordergrund, nicht zuletzt wegen den faszinierenden Bildern im Film «Top Gun»: «Da wollte doch jeder Junge Jetpilot werden», erzählt er.

Kurt Heiniger (45) ist Werkpilot bei der Ruag AG.
Foto: Dominik Baumann
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Nach der bestandenen Selektion packte ihn dann aber das «Helivirus». Einerseits wegen seinem damaligen Zimmerkameraden Beat «Bödu» Furrer, der auch heute sein Teamkollege ist, andererseits wegen einem prägenden Erlebnis: Bei einer militärischen Übung wurde Kurt mit der Rettungswinde aus dem Helikopter abgeseilt. «Das faszinierte mich so sehr, dass ich mich doch für die Heli-Ausbildung entschied», erzählt er.

«Heute bin ich mega glücklich darüber», sagt Kurt. Der Helikopter «ist ein faszinierendes Fluggerät, welches bei Tag und Nacht und nahezu jedem Wetter geflogen werden kann. Zudem ist hier der Teamspirit sehr wichtig», erklärt er.

«Ein wahr gewordener Bubentraum»

Schon als kleiner Junge entdeckt der heute 45-Jährige seinen Traumberuf. «Ich schrieb damals gross auf ein Heft: ‹Ich will Pilot werden.›» Woher die Leidenschaft fürs Fliegen kommt, ist klar: «Ich habe das meinem Vater zu verdanken», erklärt Kurt. Er habe ihn für die Fliegerei begeistert und aktiv gefördert, die Pilotenausbildung zu machen.

Der Job sei ein wahr gewordener Bubentraum, erzählt Kurt. Um so einen Job zu machen, «muss man schon mit dem Fliegervirus infiziert sein. Es ist eine spezielle Faszination und schwierig zu erklären. Beim Fliegen fühle ich mich manchmal wieder wie ein Kind», sagt er schmunzelnd.

Heini und Bödu – ein eingespieltes Team

Auf dem Dienstplan steht ein sogenannter Eingangswerkflug mit einem «Cougar», der militärischen Version des Super Pumas. Dabei wird überprüft, ob die Systeme noch die vorgegebene Leistung erbringen. Im Büro besprechen Kurt und Beat den Ablauf des Flugs. Da die beiden sehr oft zusammen fliegen, sind sie ein eingespieltes Team. «Ich bin fliegerisch mit Bödu aufgewachsen, daher haben wir eine spezielle Verbindung», erzählt Kurt.

Für den Prüfflug sind die Rollen klar verteilt: Der Captain fliegt, funkt, beobachtet die Umgebung und macht die Tests. Der Co-Pilot leitet den Flug, sagt, was geprüft werden muss, und führt Protokoll. Im Cockpit angekommen, bereiten sich die beiden auf den Flug vor. «Completed» – alles ist kontrolliert und der Helikopter bereit für den Start. Die Sonne scheint, der Himmel ist fast wolkenlos. Also ein guter Tag, um in die Lüfte zu steigen.

Mir persönlich ist ein wenig mulmig zumute – Fliegen gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Kurt findet aber beruhigende Worte: «Keine Angst, Helifliegen ist wie Busfahren.»

«Das Fliegen ist immer wieder schön»

Dann spricht Kurt durch sein Mikrofon: «Ready to start engine number two» und startet die Rotoren, welche sich immer schneller drehen. Es fängt an zu ruckeln und zu piepen. Wir heben ab und fliegen erst über den Sarnersee, dann Richtung Mittelland.

Kurt ist begeistert und kommt aus dem Schwärmen nicht mehr raus: «Einfach herrlich – diese Aussicht erklärt, wieso Fliegen immer wieder so schön ist.» Beat kann ihm da nur zustimmen: «Ja, das ist so. Das ist unser Homeoffice.» Und auch ich muss gestehen: Helifliegen ist wirklich toll. So geniesse ich die Aussicht, während Kurt und Beat die Tests durchführen.

Viele «nicht fliegerische Tätigkeiten»

Mittlerweile haben wir wieder festen Boden unter den Füssen. Kurt erwähnt, dass das Fliegen nur ungefähr 15 Prozent seiner Arbeit betrage. «Das ist ein Wunschdenken, dass man die ganze Zeit fliegt», sagt Kurt. Die meiste Zeit verbringe er aufgrund des Vor- und Nachbereitens der Flüge im Büro. Er müsse die Daten analysieren und sie mittels Grafiken auswerten.

Andere «nicht fliegerische Tätigkeiten», wie Kurt erklärt, seien beispielsweise Theorietrainings für Piloten der Schweizer Luftwaffe oder das Erstellen von Pilotenhandbüchern. Auch gehören Untersuchungen von Flugunfällen dazu, wo Werkpiloten als technische Experten herbeigezogen werden. «Das sind die unschönen Erlebnisse», erzählt er.

«Ja, ich bin ein Voloman»

Während sechs Wochen im Jahr leiste er zudem seinen Militärdienst bei der Schweizer Luftwaffe. Da werde er für Transportflüge von Personen oder Material, Such- und Löschflüge, die Katastrophenhilfe und die Friedensförderung oder Nothilfe im Ausland eingesetzt.

Das Schöne am Job sei, dass Kurt sowohl technische Flüge für die Ruag als auch operationelle während seinem Militärdienst machen könne. «Der Mix von Büro und Fliegen stimmt für mich – obwohl ich mich immer wieder dazu bekenne, lieber mehr zu fliegen, als Projektarbeiten zu übernehmen. Ja, ich bin ein sogenannter Voloman», erzählt er.

«Das ist ein geiler Job»

Was Kurt nicht versteht, sind die rückgängigen Anmeldungen zur Pilotenausbildung: «Ich finde das sehr schade, denn das ist so ein geiler Job.» Der Weg zum Piloten sei nicht unbedingt einfach. «Das verunsichert sicher viele», sagt Beat. «Ja, aber man kann es ja trotzdem probieren», meint Kurt.

Deswegen lautet Heinis Tipp für angehende Piloten: «Nicht verbissen sein, aber motiviert dranbleiben und vor allem: nicht aufgeben.» Bödu meint: «Es ist besser, einen Plan B zu haben, das nimmt den Druck weg. Das Wichtigste ist aber, mit vollem Einsatz dabei zu sein.»

Solltest du nun Fragen an «Heini» haben, kannst du sie gerne im Formular stellen.

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