Die Leser zur neuen EU-Vorschrift zur Säuli-Haltung
«Wir sollten nicht alles von der EU übernehmen»

Dank der EU sollen Schweizer Bio-Schweine künftig mehr Auslauf erhalten. Die Bio-Bauern sind mit diesem Vorhaben jedoch alles andere als zufrieden. In einer Stellungnahme an den Bundesrat wehren sie sich. Die Meinungen der Leserinnen und Leser sind gespalten.
Publiziert: 22.05.2024 um 13:54 Uhr
1,65 Quadratmeter Fläche pro Bio-Schwein ist in der Schweiz vorgeschrieben.
Foto: Thomas Meier
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Seit 2022 hat die EU die Bio-Standards verschärft, so dass Schweine dort mindestens 1,9 Quadratmeter Platz haben müssen, während ausgewachsene Schweine sogar 2,3 Quadratmeter zur Verfügung haben. Im Gegensatz dazu sind in der Schweiz bisher nur 1,65 Quadratmeter Mindestfläche vorgeschrieben. Doch das soll sich ändern: Die Schweizer Säuli sollen künftig ebenfalls mehr Platz bekommen. Die Schweizer Regierung plant, die Bio-Richtlinien des Landes an die der EU anzugleichen, wodurch zukünftig 1,9 Quadratmeter pro Schwein vorgeschrieben sind. Dies geschieht aufgrund eines Abkommens mit der EU, das den Bundesrat zur Anpassung verpflichtet.

Die Bio-Bauern zeigen deutlichen Widerstand gegen dieses Vorhaben und wehren sich gegen mehr Platz im Schweinestall. In einer offiziellen Stellungnahme an den Bundesrat warnen sie davor, dass dies die Bio-Schweineproduktion in der Schweiz gefährden könnte.

Die Meinungen der Leserinnen und Leser sind gespalten. Einige sind verärgert über die Einmischung der EU in unsere Agrarwirtschaft, während andere die neue Regelung nicht als so problematisch betrachten. Sie argumentieren, dass für manche Bauern nicht die ökologische Motivation hinter Bio im Vordergrund steht, sondern eher der finanzielle Mehrertrag.

«Wir sollten nicht alles von der EU übernehmen»

Leser Reto Gantenbein zeigt grosses Verständnis für die Bio-Bauern: «Schon bei den Hühnern sind die Tierwohl-Vorschriften viel zu streng, und jetzt sollen auch die Schweine wie in einem 5-Sterne-Hotel gehalten werden.» Er ist der Meinung, dass die Bauern im Recht sind.

Kurt Schüpbach fragt sich hingegen: «Warum mischt sich die EU in unsere Agrarwirtschaft ein?» Jeder Bauer wisse doch selbst, dass Schweine Auslauf brauchen. Das liege in ihrer Natur. Auch Dieter Graf ärgert sich über das Einmischen der EU: «Die Schweiz ist kein EU-Mitglied, also haben die uns auch nichts vorzuschreiben.»

Und Chris Weber ist ebenfalls genervt: «Wir sollten eigenständig sein und nicht alles von der EU übernehmen.» Am besten solle man direkt beim Bauern kaufen, da wisse man immerhin, was man bekommt.

«Jeder Bauer schaut nur noch, wo er am meisten verdient»

Leser Walter Koller hingegen ist überzeugt, dass Bio den Bauern eigentlich egal ist: «Das Einzige, was sie interessiert, ist der höhere Ertrag durch Bio.»

Auch Ueli Baltensperger sieht das ähnlich: «Jeder Bauer schaut doch nur darauf, wo er am meisten verdient.» Er schalte sogar jedes Mal den Fernseher aus, wenn über Tierwohl gesprochen wird, weil er die Werbung für gelogen hält.

Leserin Elisabeth Meister ist sich ebenfalls sicher: «Viele Schweizer Bio-Bauern sind nur wegen der zusätzlichen Subventionen dabei, nicht aus Überzeugung.» Jürg Moggi findet: «Für eine nachhaltige Landwirtschaft muss Bio aus Überzeugung betrieben werden, nicht wegen der höheren Verkaufspreise.»

Und Marco Frey hat mit eigenen Augen gesehen, wie Schweine in der Schweiz leiden: «Wenn ich mit dem Rad unterwegs bin und an Schweineställen vorbeikomme, sehe ich immer wieder die unwürdige Haltung von Schweinen.» Auf engstem Raum lägen sie ohne Auslauf. Es sei einfach eine Schande. Er ist überzeugt: «Nur die wenigsten halten ihre Schweine artgerecht.»

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