Zwar hat die junge Elektroauto-Marke Nio noch keine Autos auf den Markt gebracht, aber Marketing ist alles: Sie tritt schon wie eine ganz Grosse der Autobranche auf. Für die Vorstellung des Nio-SUV namens ES8 in der chinesischen Hauptstadt Peking wurde die Rockband Imagine Dragons eingeflogen. Teuer und in Anbetracht des Konkurses von Konkurrent «Faraday Future» nicht unbedenklich. Nio soll aber noch Geld für fünf Jahre haben.
Akku zum Wechseln
Zu Nio-Gründer William Li passt der pompöse Auftritt, und er steht Tesla-Chef Elon Musk in Sachen Charisma in nichts nach. Auch Li hat grosse Visionen, zum Beispiel, um das Reichweitenproblem und die lange Ladezeiten zu lösen. Die Akkus können an Wechselstationen in drei Minuten ausgetauscht werden – eine Strategie, die schon etablierte Marken angedacht hatten, die sich aber nicht durchsetzte. Die Anlage, um solche «Herzverpflanzungen» durchzuführen, soll in 18 Stunden installiert und erweiterbar sein. 70 Autos könnten so pro Tag mit vollen Akkus versorgt werden, heissts bei Nio. Bis 2020 sollen 1100 Wechselstationen aktiv sein. Dazu plant Nio eine Art E-Tanklaster, der bei Bedarf innerhalb von zehn Minuten die Akkus mit Strom für 100 Kilometer füllen soll.
Power und Reichweite
Stehen die Batterien voll im Saft, soll der ES8 rund 355 Kilometer weit kommen und mit 480 KW (652 PS) und 840 Nm in 4,4 Sekunden die 100 km/h schaffen. Angesichts gut fünf Metern Länge herrscht im Siebensitzer kein Platzmangel. Bedient wird mit Hilfe zweier tabletartiger Touchscreens. Weiter gibts den Sprachassistent Nomi, der über ein Emoji-Display mitten auf dem Armaturenbrett wie ein Robotergesicht mit Insassen kommuniziert.
Zeitplan und Preis
Der Nio ES8 beherrsche autonome Fahrfunktionen wie den Stauassistenten und erreiche EuroNCAPs 5-Sterne-Crashrating, sagt man bei Nio. Die Produktion sei auf 50'000 Stück pro Jahr ausgelegt. Wobei der E-SUV erst nach einer Anzahlung und unterschriebenem Vertrag produziert wird. Er soll Mitte nächsten Jahres für rund 448'000 Renminbi (ca. 66'800 Fr.) in China auf den Markt kommen. Europa folgt frühestens in drei Jahren.