Hilfsprojekt als Erfolgsmodell: Evum aCar
Afrika hilft Europa

Soll mal einer sagen, Elektromobilität ginge nur teuer: Ende 2019 geht der Evum aCar in Serie – gedacht für Afrika, toll für Europa. BLICK fährt den 4x4-Alleskönner.
Publiziert: 31.07.2018 um 08:14 Uhr
|
Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:17 Uhr
Afrika hilft Europa
2:21
Hilfsprojekt als Erfolsgmodell: Evum aCar:Afrika hilft Europa
Timothy Pfannkuchen

Selbst- statt Entwicklungshilfe lautet die Idee hinter dem Evum aCar: In der Dritten Welt tut bezahlbare Mobilität, etwa für Bauern auf dem Weg zum Markt, Patienten auf jenem zum Arzt oder mittels mobiler Schulen, im Wortsinne Not – sowohl humanitär wie wirtschaftlich. Aber Autos scheitern tief im Busch schon mangels Tankstellen und mangels Automechs. Doch Sonne oder Wind für Strom gäbe es satt, und Elektroantrieb ist billig, wartungsarm und kann sogar relativ simpel Allrad.

Evum aCar
Foto: A. Heddergott/TUM
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In Afrika für Afrika bauen

Nur eine schöne Idee? Nein: Realität! Aus dem Projekt der Technischen Uni München (TUM) wurden das Startup Evum Motors GmbH (D) und deren aCar. Das Ziel bleibt, dass Lizenznehmer der Dritten Welt den aCar ab etwa 2020 auch vor Ort bauen (Preisziel dann 10'000 Euro). Erste Partner sind schon an Bord (siehe Interview mit Co-CEO Martin Šoltés unten).

Europa auch interessiert

Doch seit der erste Prototyp in Ghana getestet wurde und der zweite an der Frankfurter IAA stand (BLICK berichtete), hagelts Nachfragen aus Europa – darunter viele aus der Schweiz. Also gehts jetzt doch erst einmal in Bayern los: Derzeit entsteht die Modellfabrik, in der die Prozesse optimiert und später Lizenznehmer ausgebildet werden. Angepeilter Preis aus europäischer Produktion ab Ende 2019: 22'000 Euro (also rund 25'000 Franken).

Nutzfahrzeug mit Allrad

Die Technik liefert Bosch. Je nach Akku gehts bis zu 200 Kilometer weit, im Prototyp mit 12-kWh-Akku 60 bis 80 Kilometer. Die Erfahrung zeigt: Im ländlichen Afrika oder abgelegenen Asien reicht das locker, ebenso 70 km/h Spitze. Der aCar hat nur 800 Kilo Gewicht, aber 1000 Kilo Zuladung. Pfiffig: Eine Steckdose für Elektro-Arbeitsgeräte erspart den Nebenantrieb oder Stromaggregate. Klar beschleunigt der aCar schläfriger als etwa Renaults Twizy, aber mit 22 E-PS aus je 8 kW an Vorder- und Hinterachse besser als erwartet – und für Busch, Bergbauer, Gemeinde und Stadt flott genug. Dank 4x4 kraxelt das 3,70 Meter kurze und nur 1,50 Meter schmale Allzweck-Mobil aber vor allem flott durchs Gelände.

Aufbau-Varianten als Option

Cleveres Detail: Um die Gefährdung von nichtgeschulten Mechanikern auszuschliessen, ists ein Niedervolt-Antrieb. Optional sind dann Aufbauten wie Bus, Marktstand oder Ambulanz, Servolenkung (geht aber auf Testfahrt allemal ohne), ABS und für die Dritte Welt auch fixfertige Solarstrom-Erzeugungsmodule geplant.

«Enorm viele Schweizer Anfragen»

BLICK: Der aCar wird jetzt in Europa gebaut. Hat Afrika doch wieder das Nachsehen?
Martin Šoltés:
Überhaupt nicht! Wir als Erste Welt sind in der Pflicht, der Dritten Welt Produkte anzubieten, die dort wirklich gebraucht werden – und die Wertschöpfung muss dann dort stattfinden. Aber inzwischen haben wir etliche Anfragen aus Europa, ob Kommunen, Gartenbauer oder Bergbauern, die wir anfangs gar nicht auf dem Schirm gehabt hatten. Also starten wir jetzt zuerst in Europa, denn ehe wir ins Ausland gehen, müssen wir ohnehin die Prozesse optimieren und die späteren Lizenznehmer ausbilden.

Wirds in der Dritten Welt genug Lizenznehmer geben – und gibts schon einen Schweizer Vertrieb?
Der Vertriebsweg ist derzeit noch offen, wir arbeiten daran. Aber aus der Schweiz haben wir enorm viele Anfragen und freuen uns über jede weitere! Mit Partnern vor Ort sind wir am Thema Lizenzbau längst dran, etwa in Namibia, Ägypten oder Mexico.

Sie hatten Millionäre und Grosskonzerne als Investoren vor der Tür. Jetzt partnern Sie aber mit mehreren Mittelständlern. Wieso – und ist die Finanzierung gesichert?
Ja, die Finanzierung ist gesichert! Die Modellfabrik entsteht derzeit in Bayern bereits. Wir haben uns für den Mittelstand entschieden, weil wir als Startup mit zurzeit erst zehn festen Mitarbeitern kurze Entscheidungswege brauchen.

Co-CEO von Evum Motors Martin Šoltés
Der Co-CEO der Evum Motors GmbH, Martin Šoltés, vor dem aCar.
Timothy Pfannkuchen

BLICK: Der aCar wird jetzt in Europa gebaut. Hat Afrika doch wieder das Nachsehen?
Martin Šoltés:
Überhaupt nicht! Wir als Erste Welt sind in der Pflicht, der Dritten Welt Produkte anzubieten, die dort wirklich gebraucht werden – und die Wertschöpfung muss dann dort stattfinden. Aber inzwischen haben wir etliche Anfragen aus Europa, ob Kommunen, Gartenbauer oder Bergbauern, die wir anfangs gar nicht auf dem Schirm gehabt hatten. Also starten wir jetzt zuerst in Europa, denn ehe wir ins Ausland gehen, müssen wir ohnehin die Prozesse optimieren und die späteren Lizenznehmer ausbilden.

Wirds in der Dritten Welt genug Lizenznehmer geben – und gibts schon einen Schweizer Vertrieb?
Der Vertriebsweg ist derzeit noch offen, wir arbeiten daran. Aber aus der Schweiz haben wir enorm viele Anfragen und freuen uns über jede weitere! Mit Partnern vor Ort sind wir am Thema Lizenzbau längst dran, etwa in Namibia, Ägypten oder Mexico.

Sie hatten Millionäre und Grosskonzerne als Investoren vor der Tür. Jetzt partnern Sie aber mit mehreren Mittelständlern. Wieso – und ist die Finanzierung gesichert?
Ja, die Finanzierung ist gesichert! Die Modellfabrik entsteht derzeit in Bayern bereits. Wir haben uns für den Mittelstand entschieden, weil wir als Startup mit zurzeit erst zehn festen Mitarbeitern kurze Entscheidungswege brauchen.

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