Er ist das elektrische Gegenstück zum Toyota RAV4
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Der Toyota bZ4X:Er ist das elektrische Gegenstück zum Toyota RAV4

Toyota-Stromer bZ4X im Test
Hasenohren für mehr Reichweite

Gut Ding will Weile haben. Viel später als die meisten anderen Marken lanciert Toyota diesen Sommer das erste Elektroauto. Aber hat sich das Warten auf den bZ4X gelohnt? Blick ist den Allrad-SUV bereits gefahren.
Publiziert: 21.06.2022 um 16:38 Uhr
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Aktualisiert: 21.06.2022 um 17:01 Uhr
Martin A. Bartholdi

Das Bild ging um die Welt. Im letzten Dezember enthüllte Toyota-Chef Akio Toyoda (66) auf einen Schlag 30 neue Elektroautos. Die meisten davon sind zwar noch Studien, doch alle sollen bis in acht Jahren auf unseren Strassen fahren. Dabei werden die Elektro-Toyotas unter dem Sub-Brand bZ laufen, was für «Beyond Zero» (jenseits von null Emissionen) steht.

Den Anfang macht der bZ4X, wobei 4 für die Grösse und das X für einen Crossover steht. Entsprechend ist er das elektrische Gegenstück zum RAV4. Ein weiterer Elektro-SUV also. Kein Wunder: Sie sind das grösste und nach wie vor am schnellsten wachsende Segment. Entsprechend lassen sich grössere Mengen verkaufen, was bei E-Autos entscheidend ist, um die hohen Entwicklungskosten wieder einzuspielen.

Vom Hybrid zum Stromer

Wobei gerade Toyota hier gegenüber anderen Herstellern wie dem Volkswagen-Konzern oder Hyundai-Kia einen Vorteil hat: Die Japaner können auf ihre 25-jährige Erfahrung bei Hybrid-Antrieben zurückgreifen, erklärt Produktsprecher Vincent Dewaersegger (51). «Unsere Elektromotoren basieren auf den elektrischen Hybrid-Komponenten und wurden für ein E-Auto weiterentwickelt.»

Der bZ4X ist der erste rein elektrische Toyota.
Foto: Jayson Fong
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Davon soll der gesamte Antrieb punkto Effizienz profitieren. Das Resultat ist ein Verbrauch nach WLTP von 18,1 kWh pro 100 Kilometer. Ein toller Wert für einen zwei Tonnen schweren Allrad-SUV, der trotz relativ kleinem Akku mit 71,4 kWh Kapazität in einer alltagstauglichen Reichweite von bis zu 411 Kilometer mündet – bei deaktivierter Klimaanlage. Sobald diese aktiviert wird, schrumpft die Reichweite laut Toyota auf 320 Kilometer.

Toyota bZ4X

Antrieb 1 Elektromotor, 204 PS (150 kW), 266 Nm@1/min, 2 Elektromotoren, 218 PS (160 kW), 337 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Front- o. Allradantrieb, Batterie 71,4 kWh (Netto) = 411 bis 516 km Reichweite
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 7,5 o. 6,9 s, Spitze 160 km/h (abgeregelt)
Masse L/B/H 4,69/1,86/1,65 m, ab 1895-2065 kg, Laderaum 452 l
Umwelt WLTP-Verbrauch Werk 16,3 o. 18,1 kWh/100 km= 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energie A
Preis ab 49'400 Franken (Front), ab 56'400 Fr. (4x4)

Antrieb 1 Elektromotor, 204 PS (150 kW), 266 Nm@1/min, 2 Elektromotoren, 218 PS (160 kW), 337 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Front- o. Allradantrieb, Batterie 71,4 kWh (Netto) = 411 bis 516 km Reichweite
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 7,5 o. 6,9 s, Spitze 160 km/h (abgeregelt)
Masse L/B/H 4,69/1,86/1,65 m, ab 1895-2065 kg, Laderaum 452 l
Umwelt WLTP-Verbrauch Werk 16,3 o. 18,1 kWh/100 km= 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energie A
Preis ab 49'400 Franken (Front), ab 56'400 Fr. (4x4)

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Auf unserer Testrunde in und um Kopenhagen schafft der bZ4X diese Reichweite ziemlich genau. Auch gönnt er sich laut Anzeige rund 18,6 kWh auf 100 Kilometer. Wir sind gespannt, ob er das auch in der hügeligen Schweiz schaffen wird. Die Ladezeit auf 80 Prozent liegt dank 150-kW-Lader bei 30 Minuten, das ist heute Standard. Für den Akku verspricht Toyota zudem mindestens 70 Prozent der Kapazität nach zehn Jahren oder einer Million Kilometer. Das würde rund 2200 Ladevorgängen entsprechen.

Lifestyle-Form für Stromer

Für den tiefen Verbrauch sorgt neben der effizienten Technik die Aerodynamik, die zudem das Design prägt. An der Front gibt es seitliche Luftkanäle zu den Vorderrädern und am Heck zwei Winglets, welche die Techniker scherzhaft Hasenohren nennen. Auch die abfallende Dachlinie hat aerodynamische Vorteile, ist aber in erster Linie ein Style-Element. «Ausgangspunkt war ein cooler Style und nicht ein Elektroauto», erklärt Dewaersegger. «Deshalb entstand ein SUV-Coupé. Das steht für Lifestyle.»

Überraschend ist das Platzangebot in der zweiten Sitzreihe. Vor allem die Beinfreiheit ist gigantisch, aber auch den Kopf müssen grossgewachsene Erwachsene nicht einziehen. Die abfallende Dachlinie wirkt sich aber auf den Kofferraum aus, dessen Ladevolumen mit 452 Liter im Vergleich zur Konkurrenz eher bescheiden ausfällt.

Hohe Instrumente statt Head-up

Das Cockpit könnte hingegen hochwertiger sein: Hier dominiert viel Plastik und eine breite Mittelkonsole. Dafür ist das Design sehr futuristisch. Statt eines Head-up-Displays sind die digitalen Instrumente hoch angebracht und liegen über dem Lenkrad, ähnlich wie bei Peugeot. Der Grund ist das oben offene Lenkrad für die Steer-by-Wire-Technologie wie im Lexus RZ, die ab 2023 als Option erhältlich ist. Für unseren Geschmack wäre ein Head-up-Display auch mit Steer-by-Wire die bessere Lösung, die selbst im kleinen Yaris Cross erhältlich ist.

Wir fahren die klassische Lenkung im 218 PS (160 kW) starken Allradler. Der bZ4X fährt sich nicht annähernd so aufregend, wie er aussieht, sondern ist ein sehr ausgewogener Elektro-SUV, der sein Gewicht aber nicht ganz verbergen kann. Abgesehen vom für Stromer typisch flotten Antritt (0–100 km/h in 6,8 Sekunden) fällt der bZ4X weder besonders positiv, noch besonders negativ auf.

Fazit und Preis

Toyotas erster Stromer überzeugt nicht nur als souveräner SUV, sondern bietet in der Allradversion auch starke Offroad-Fähigkeiten, inklusiver einer Wattiefe von 50 Zentimeter. Der bZ4X rollt per sofort in die Schweiz. Die Preise starten bei 49'400 Franken für die Version mit Frontantrieb. Für den Allradler werden mindestens 56'400 Franken fällig.

Die Japaner wollen ihren Elektro-SUV vor allem zum Leasing anbieten. Das neue «Kanzen»-Angebot beinhaltet Online-Dienste und eine Ladekarte für über 300'000 Ladestationen in Europa. Dazu kommen auch Versicherungen, Unterhalt und die Installation der Wallbox zu Hause. Toyota Schweiz erarbeitet ein entsprechendes «Kanzen»-Leasing gerade auch für den hiesigen Markt.

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