Nur beim Laden nicht immer grosses Kino
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Porsche Taycan im Dauertest:Der lässt Tesla alt aussehen

Porsche Taycan: Start zum Langzeit-Test
Setzt den Fahrer unter Hochspannung

Ist das noch ein Porsche? Diese Frage – und noch einige mehr – soll unser Langzeit-Test mit dem neuen, rein elektrischen Porsche Taycan Turbo in nächsten sechs Monaten klären.
Publiziert: 25.10.2020 um 03:51 Uhr
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Aktualisiert: 01.05.2021 um 09:57 Uhr
Raoul Schwinnen

Wir sitzen bequem zu viert im alltagstauglichen, fast fünf Meter langen und zwei Meter breiten Elektro-Coupé und summen völlig unspektakulär durch die Stadt. Doch der Porsche Taycan Turbo kann auch anders.

Es ist immer ein Vergnügen, im unauffällig weiss lackierten Testwagen voll aufs Gas zu treten, um dann die Reaktionen der Mitfahrer zu erleben: Die 680 Overboost-PS lassen den Allradler praktisch geräuschlos losstürmen. So schnell, dass der Mageninhalt der Passagiere hüpft. Nur 3,2 Sekunden dauerts, ehe aus dem Stand Tempo 100 erreicht ist. «Wow!», entfährt es da so manchem Mitfahrer. Und selbst eingefleischte Porsche-Fans nicken anerkennend. Kein Wunder: Der deutlich leichtere 911 Turbo mit 650 Benzin-PS ist nur 0,4 Sekunden schneller. Und auf den ersten Metern hat er gar keine Chance gegen den Stromer mit dessen 850 Newtonmeter Drehmoment ab der ersten Umdrehung.

Der Preis lässt leer schlucken

In keinem anderen Testwagen werden wir derart häufig angesprochen wie im Taycan. Dabei fällt auf: Viele wissen Bescheid. «Ah, das ist jetzt der neue Elektro-Porsche», heisst es. Und sie wollen dann wissen: «Wie schnell fährt er – wie lange dauerts auf Tempo 100? Und was kostet er?» Komischerweise erkundigt sich fast niemand nach der Reichweite. Vielleicht, weil spätestens nach der Bekanntgabe des Preises (unser Testwagen kostet 194'900, mit aller Sonderausstattung 207'980 Franken) klar ist, dass man sich den Taycan Turbo wohl nie leisten kann – und es daher auch keine Rolle spielt, wie weit man damit kommt?

Ist der rein elektrische Taycan Turbo noch ein richtiger Porsche?
Foto: Andreas Engel
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Bis zu 400 Kilometer Reichweite

Dennoch sei verraten: Der Taycan Turbo schafft problemlos 350 Kilometer (bei sparsamer Fahrweise auch 400) – und dank 800-Volt-Technik sind seine Akkus nach 20 Minuten an einem Schnelllader wieder zu 80 Prozent voll. Und das mit einem Auto, das weder mit seiner Form verwirrt (okay, die Sicht nach hinten ist mies) noch Kompromisse bei der Leistung macht oder bei der Qualität und Ausstattung spart. Gerade punkto Verarbeitung zeigen die Deutschen dem Newcomer Tesla, wie man Qualitätsautos baut.

Porsche Taycan Turbo

Antrieb: 2 E-Motoren, 460 kW (680 PS), 850 Nm@1/min, 2-Stufen-Automat, Allradantrieb, Akku 93,4 kWh

Fahrleistungen: 0–100 km/h 3,2 s, Spitze 260 km/h (begrenzt), Reichweite WLTP/Test 381–450/369–421 km

Masse: Länge/Breite/Höhe 4,97/1,97/1,38 m, Gewicht 2380 kg, Laderaum 81 l vorne, 366 l hinten

Umwelt: Verbrauch WLTP/Test 26,0/21,7 kWh/100 km, 0/0 g/km CO2, Energie A

Preis: ab 194'900 Franken, Testwagen inkl. Optionen 207'980 Franken

Antrieb: 2 E-Motoren, 460 kW (680 PS), 850 Nm@1/min, 2-Stufen-Automat, Allradantrieb, Akku 93,4 kWh

Fahrleistungen: 0–100 km/h 3,2 s, Spitze 260 km/h (begrenzt), Reichweite WLTP/Test 381–450/369–421 km

Masse: Länge/Breite/Höhe 4,97/1,97/1,38 m, Gewicht 2380 kg, Laderaum 81 l vorne, 366 l hinten

Umwelt: Verbrauch WLTP/Test 26,0/21,7 kWh/100 km, 0/0 g/km CO2, Energie A

Preis: ab 194'900 Franken, Testwagen inkl. Optionen 207'980 Franken

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Sound wie bei «Captain Future»

Natürlich fragen alle: Wie fährt sich der Taycan? Dass der Viersitzer brutal auf Gasgeben reagiert, wissen wir inzwischen. Der Motor vorne arbeitet vor allem beim Anfahren, der zweite hinten kommt beim weiteren Beschleunigen dazu – und schaltet bei Bedarf gar automatisch in einen zweiten Gang. Geräuschlose Beschleunigung gilt übrigens nur dann, wenn der Fahrmodusschalter auf der rechten Lenkradspeiche nicht auf «Sport» steht. Switcht man aber auf «Sport», wird künstlicher Krach generiert, der allerdings ganz nett und etwas nach «Captain Future» klingt.

Leichtfüssig und handlich

Dass sich unser allradgetriebener Taycan Turbo in Kurven aber genauso präzise und leichtfüssig wie der fast eine Tonne leichtere Cayman anfühlt, liegt an der aufwendig konstruierten, extrem steifen Karosserie, dem durch die Akkus tiefliegenden Schwerpunkt sowie der (optionalen) Allradlenkung. So lassen sich Kurven in horrendem Tempo und dennoch mit traumwandlerischer Sicherheit und Präzision meistern.

Und so dürfen wir bereits jetzt guten Gewissens festhalten: Wo Porsche draufsteht, ist auch Porsche drin. Oder: Ja, der Taycan ist ein echter Porsche! Und wird uns bis zum Ende des Tests wohl noch eine Menge Fahrspass bieten.

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