Maxus T90 EV im Blick-Test
Das kann der E-Pick-up aus China

Mit dem Maxus T90 EV bringt der chinesische Autobauer den ersten elektrischen Pick-up in die Schweiz. Büezer-Bolide oder Lifestyle-Mobil? Blick hat den Elektro-Riesen getestet.
Publiziert: 13.02.2024 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2024 um 00:02 Uhr
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

Die chinesische Marke Maxus ist für viele Schweizerinnen und Schweizer noch neu. Denn: Bisher kutschieren Maxus-Nutzfahrzeuge nur Handwerker und Lieferdienstfahrer durchs Land. Doch seit letztem Mai 2023 gibts auch den Maxus T90 EV, den ersten vollelektrischen Pick-up der Schweiz. Blick hat den 5,37 Meter langen Lademeister genauer unter die Lupe genommen.

Vor der Fahrt 

Von aussen betrachtet, sieht der Pick-up nicht so extrem nach Elektro aus: Die Front ragt steil auf und der Grill trägt Lüftungsschlitze, als müsse dahinter ein fetter V8-Benziner beatmet werden. Bloss die beiden Buchstaben «EV» am Heck erinnern daran: Dieser Pick-up fährt elektrisch. Der Innenraum wirkt dank Kunstleder und Hartplastik richtig robust – gut für den Büezer-Alltag. Überraschend: Analoge Instrumente mit kleinem Display statt riesigem Screen wie bei manchem Elektro-Konkurrenten zeigen Reichweite oder Stromverbrauch. Ums Infotainment kümmert sich ein moderner 10,25-Zoll-Touchscreen in der Mitte.

Seit Mai 2023 gibts hierzulande den Maxus T90 EV, den ersten vollelektrischen Pick-up der Schweiz.
Foto: Lorenzo Fulvi
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Wer ist Maxus?

Maxus ist eine Marke des chinesischen Konzerns SAIC Motor. Dieser hatte 2010 den insolventen britischen Nutzfahrzeughersteller LDV Limited aufgekauft. Eines derer Modelle war der LDV Maxus, weshalb SAIC 2011 Maxus als neue Marke im Konzern festlegte. Anfangs entstanden hauptsächlich Nutzfahrzeuge, doch 2016 stellte der Hersteller seinen ersten Personenwagen, den D90, vor. Dieser ging ein Jahr später in Produktion.

Maxus ist in Europa und speziell in der Schweiz bisher in erster Linie mit den elektrischen Nutzfahrzeugen eDeliver 3 oder eDeliver 9 unter Gewerbetreibenden bekannt. Die Modelle der Marke sind bevorzugt elektrisch unterwegs und punkten gegen die Konkurrenz aus Europa und Asien vor allem beim Preis-Leistungs-Verhältnis.

Maxus ist eine Marke des chinesischen Konzerns SAIC Motor. Dieser hatte 2010 den insolventen britischen Nutzfahrzeughersteller LDV Limited aufgekauft. Eines derer Modelle war der LDV Maxus, weshalb SAIC 2011 Maxus als neue Marke im Konzern festlegte. Anfangs entstanden hauptsächlich Nutzfahrzeuge, doch 2016 stellte der Hersteller seinen ersten Personenwagen, den D90, vor. Dieser ging ein Jahr später in Produktion.

Maxus ist in Europa und speziell in der Schweiz bisher in erster Linie mit den elektrischen Nutzfahrzeugen eDeliver 3 oder eDeliver 9 unter Gewerbetreibenden bekannt. Die Modelle der Marke sind bevorzugt elektrisch unterwegs und punkten gegen die Konkurrenz aus Europa und Asien vor allem beim Preis-Leistungs-Verhältnis.

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Auf der Strasse 

Einsteigen, Knopf drücken und los – nicht beim T90. Da läufts noch ganz klassisch ab, mit Schlüssel ins Zündschloss stecken und drehen. Das Anlassergeräusch fällt aus, dafür klingt der Maxus bei Vollgas dank Wind- und Elektromotorgeräuschen wie ein Flugzeug, das gerade seine Triebwerke startet. Der 2,3 Tonnen schwere Pick-up lässt sich leichtgängig lenken und geht vom Start aus flott vom Fleck. Jenseits des Landstrassentempos geht ihm etwas die Puste aus – der elektrische Pick-up verfügt lediglich über 177 PS (133 kW) und ein maximales Drehmoment von 310 Newtonmetern bei Hinterradantrieb. Maximal liegen 120 km/h drin, was für die Schweiz natürlich völlig ausreicht. Ungemütlich für längere Autobahnfahrten: Dem Maxus fehlt der Tempomat.

Das war gut 

Trotz hoher Sitzposition wegen der Batterie im Unterboden bleibt sowohl vorne als auch im Fond genügend Bein- und Kopffreiheit. Die Ladefläche ist durchschnittlich gross und misst 1,49 x 1,51 x 0,53 Meter (L x B x H); die Zuladung liegt bei 925 Kilogramm. Zum Vergleich: Der zwei Zentimeter kürzere VW Amarok schafft nur knapp 900. Bei 89 Kilowattstunden (kWH) Akkukapazität schaffte der Testwagen bei hohem Autobahnteil rund 270 Kilometer Reichweite. In der Stadt dürfte er dank Rekuperation beim Stopp-und-Go deutlich weiter kommen – bis zu 471 Kilometer verspricht Maxus. Wenn sich Gärtner oder Handwerker in ihrem Revier bewegen, sollte diese Reichweite mehr als genügen.

Maxus T90 EV

Antrieb 1 Elektromotor, 177 PS (130 kW), 310 Nm, Hinterradantrieb, Akku brutto 89 kWh, Laden AC/DC 11/80 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 12,3 s, Spitze 120 km/h, Reichweite WLTP/Test 330/270 km
Masse L/B/H 5,37/1,94/1,41 m, Gewicht 2300 kg, Ladefläche (L/B/H) 1,485/1,510/0,530 m
Umwelt WLTP/Test 26,8/31,4 kWh/100 km, 0 g/km CO₂ lokal, Energieklasse A
Preise ab 59’774 Franken, Testwagen mit Optionen 60’582 Franken

Antrieb 1 Elektromotor, 177 PS (130 kW), 310 Nm, Hinterradantrieb, Akku brutto 89 kWh, Laden AC/DC 11/80 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 12,3 s, Spitze 120 km/h, Reichweite WLTP/Test 330/270 km
Masse L/B/H 5,37/1,94/1,41 m, Gewicht 2300 kg, Ladefläche (L/B/H) 1,485/1,510/0,530 m
Umwelt WLTP/Test 26,8/31,4 kWh/100 km, 0 g/km CO₂ lokal, Energieklasse A
Preise ab 59’774 Franken, Testwagen mit Optionen 60’582 Franken

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Das war schlecht 

Die meisten Pick-ups verfügen über eine starre Hinterachse mit Blattfedern: Auch im T90 EV schüttelt sie die Passagiere durch. Gewicht auf der Ladefläche könnte abhelfen; auch bei der Traktion: Es würde dem Rutschen im Kurvenausgang beim Beschleunigen vorbeugen. Auf längeren Autobahnfahrten vermisst man ein Navi – auch um die nächste Ladesäule zu finden. Das geht nur per App bei gekoppeltem Smartphone mit Apple CarPlay oder QD-Link für Android. Der Tankstopp dauert leider länger als die Znünipause, denn die Ladeleistung liegt bei nur maximal 80 Kilowatt – und das auch nur bei optimalen Bedingungen. Wer gut plant, lädt lieber über Mittag. Und obwohl der T90 EV bei der Nutzlast punktet, kann er lediglich maximal eine Tonne Anhängelast gebremst ziehen. Zum Vergleich: VWs Amarok schafft 3,5-mal so viel.

Das bleibt 

Maxus fährt den richtigen Kurs, aber es bleibt noch Luft nach oben. Das Fehlen des 4x4 dürfte vor allem in der Schweiz stören. Allrad war zwar einst geplant, fällt aber nun auf Nachfrage bei Maxus leider aus. Dafür könnte im nächsten Jahr der Maxus-Pick-up GST mit Allrad in die Schweiz rollen. Ob elektrisch oder nicht – Pick-ups bleiben in der Schweiz ein Nischenprodukt für kleine Kundenkreise und eher Büezer-Boliden. Ob ein Gartenbauer rund 60’000 Franken für den T90 EV bezahlt? Möglicherweise, wenn er sein grünes Image stärken will.

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