Lexus LS 500h AWD Excellence EX im Test
Der japanische Rolls-Royce

Nicht nur Briten können Luxus. Auch in der überarbeiteten Limousine Lexus LS 500h lässt sich nobel und kultiviert reisen. Vor allem hinten. Aber wehe, der Fahrer drückt aufs Gas…
Publiziert: 16.10.2021 um 15:12 Uhr
Raoul Schwinnen

Neu ist die grosse Limousine LS 500h AWD der Toyota-Nobeltochter Lexus nicht. Es gibt sie in dieser Form seit 2017 – bloss wurde jetzt nach vier Jahren aufgefrischt. Noch immer gilt die Marke als ein wenig exotisch – kann das japanische Schiff auch Luxus à la britischer oder deutscher Konkurrenz?

Wir setzen uns dazu erst mal hinten auf die Rückbank – pardon, auf den Komfortsitz hinten rechts. In weiches Leder gebettet, geniessen wir dort üppige Beinfreiheit und schier unendliche Sitzverstellmöglichkeiten. Das kennen wir auch aus anderen Nobel-Limousinen. Im Vergleich zu den britischen Luxusgleitern von Rolls-Royce und Bentley oder deutschen Nobelkarossen wirkt das Lexus-Interieur für unseren Geschmack mit viel Leder, plüschigen Stoffakzenten und Kristall-Applikationen eine Spur zu schwülstig.

Kunsthandwerk

Doch nette japanische Eigenheiten wie Nishijin-ori oder Haku, beides jahrhundertealte, traditionelle Handwerkstechniken aus dem Land der aufgehenden Sonne, ziehen auch uns in ihren Bann und sorgen für eine ganz eigene Wohlfühloase. Nishijin-ori ist Webkunst unter Verwendung flacher silberner Fäden. Das so in die Türverkleidungen eingewebte Muster soll an Wellen im Mondlicht erinnern. Und Haku ist ein Verfahren, bei dem Metall so dünn gewalzt wird, dass schlussendlich nur noch eine maximal zwei Mikrometer dünne Folie übrigbleibt. Diese wird dann von Hand durch Takumi-Meister im Bereich um die Türgriffe im Innenraum aufgetragen.

Neu ist die grosse Limousine LS 500h AWD der Toyota-Nobeltochter Lexus nicht.
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Kernige Akustik

Beduselt von soviel Kunsthandwerk, kommt uns im LS fast etwas das Gefühl für die Geschwindigkeit abhanden. Mittlerweile haben wir von hinten rechts nach vorne links ans Steuer gewechselt. Abgeschirmt von der Aussenwelt überrascht uns beim Tritt aufs Gaspedal der kernige Sound des 3,5-Liter-Sechszylinder-Benziners. Dezent ist anders, das können die Europäer definitiv besser. Und bis die 2,5 Tonnen durch den Benziner und den unterstützenden Elektromotor über die stufenlose CVT-Automatik in Schwung kommen, vergeht gefühlt ein Moment – obwohl dieser auf dem Papier von 0 auf 100 km/h lediglich 5,5 Sekunden dauert.

Aber mal in Schwung, bewegt sich das Lexus-Flaggschiff erstaunlich behände, leichtfüssig und dank überarbeiteten Dämpfern äusserst komfortabel und dennoch ohne nervende Wankbewegungen. Selbst enge Kurven meistert der hybride LS elegant. Dabei hilft ihm beim effizienten Herausbeschleunigen natürlich der Allradantrieb. Parkieren ist mit dem 5,24 Meter langen Vierplätzer trotz den imposanten Abmessungen kein Problem. Das erledigt er nämlich vollautomatisch selbst. Es lenkt, schaltet und bremst völlig autonom – und das zentimetergenau und erstaunlich flott.

Steckbrief Lexus LS 500h AWD Excellence EX

Antrieb: 3,5-6-Zylinder-Benziner mit 299 PS, 350 Nm@5100/min + E-Motor mit 179 PS, Systemleistung 359 PS, CVT-Automatik, 4x4

Fahrleistungen: 0–100 km/h in 5,5 s, Spitze 250 km/h

Masse: L/B/H = 5,24/1,90/1,46 m, Gewicht 2410 kg, Kofferraum 430 l

Verbrauch: Werk/Test 9,5/8,7 l/100 km, 215/197 g CO2/km

Listenpreis: ab 169'900 Franken, Testwagen mit Optionen 179’440 Franken

Antrieb: 3,5-6-Zylinder-Benziner mit 299 PS, 350 Nm@5100/min + E-Motor mit 179 PS, Systemleistung 359 PS, CVT-Automatik, 4x4

Fahrleistungen: 0–100 km/h in 5,5 s, Spitze 250 km/h

Masse: L/B/H = 5,24/1,90/1,46 m, Gewicht 2410 kg, Kofferraum 430 l

Verbrauch: Werk/Test 9,5/8,7 l/100 km, 215/197 g CO2/km

Listenpreis: ab 169'900 Franken, Testwagen mit Optionen 179’440 Franken

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Stolzer Preis

Beim Blick in die Preisliste werden wir dann aber einen kurzen Moment bleich: 179’440 Franken kostet unser Testwagen. Diesbezüglich stehen die Japaner der europäischen Konkurrenz in nichts mehr nach. Und 4490 Franken Aufpreis für die optionale «Lunar Silber»-Aussenlackierung machen uns stutzig. Lexus erklärts so: «Für maximalen Glanz werden mit Ultraschalltechnologie aufgetragene Aluminiumflocken enger gebündelt und einheitlicher ausgerichtet.» Aha, nochmals feinste japanische Handwerkskunst.

Vermutlich genau so wie die Tatsache, dass Lexus bei der offiziellen Verbrauchsangabe keinen schönenden Fantasiewert angibt. In unserem Test lagen wir mit 8,7 Litern jedenfalls deutlich unter der WLTP-Werksangabe von 9,5 Litern. Freilich haben wir die Nobel-Limousine auch standesgemäss zurückhaltend und nicht mit dem Samurai-Messer zwischen den Zähnen bewegt.

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