Erster Test des MG Marvel R Electric
Chinesischer SUV mit britischer Seele

Die britische Traditionsmarke MG kehrt nach Europa zurück – allerdings unter chinesischer Flagge. Statt spassiger Roadster setzt Mutterkonzern SAIC auf Elektro-SUVs. Blick konnte den Ende 2021 startenden MG Marvel R bereits testen.
Publiziert: 08.09.2021 um 11:35 Uhr
Stefan Grundhoff und Andreas Engel

Allmählich machen sie ernst, die chinesischen Autobauer. Nachdem seit ein paar Monaten die ersten Kompakt-SUVs namens U5 von Newcomer Aiways über europäische Strassen rollen und an der gerade stattfindenden IAA in München (D) die Great-Wall-Marken Ora mit dem City-Stromer Cat One und Wey mit dem Luxus-SUV Coffee 01 ihre 2022 startenden Europa-Modelle vorstellen, macht sich noch ein anderer China-Hersteller daran, bald auf den alten Kontinent zu drängen.

MG dürfte vielen Autofans noch ein Begriff sein – mit den spassigen, britischen Roadstern von einst haben die neuen Modelle der mittlerweile zum chinesischen Grosskonzern SAIC gehörenden Marke allerdings wenig gemein. Denn MG setzt, wie sollte es anders sein, auf elektrisch angetriebene SUVs, von denen viele schon über die Strassen Grossbritanniens rollen, wo MG seit 2020 die Modelle ZS EV und EHS anbietet (lesen Sie hier: Kultmarke MG kehrt nach Europa zurück).

MG in Europa bereits gestartet

Der MG-Export nach Norwegen, Dänemark, Island, den Benelux-Staaten, Frankreich sowie Österreich ist ebenfalls schon Ende 2020 gestartet. Auch in Deutschland, dem grössten Automarkt Europas, soll es bald soweit sein. Wir konnten den Ende 2021 startenden, knapp 4,70 Meter langen und chic gestylten Marvel R Electric auf einer ersten Testfahrt auf die Probe stellen.

Die Marke MG kehrt unter chinesischer Flagge mit elektrischen SUVs nach Europa zurück.
Foto: zVg
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Basismodell mit 180 PS

Wir fahren das rund 1,8 Tonnen schwere Basismodell mit einem 132 kW (180 PS) starken E-Motor an der Hinterachse. Dank 410 Nm maximalem Drehmoment zieht der Marvel forsch los, auch wenn die Sprintzeit von 0 auf Tempo 100 in 7,9 Sekunden nicht für einen Spitzenplatz bei elektrisch angetriebenen Crossovern reicht. Doch gerade aus mittleren Geschwindigkeiten spurtet der Hecktriebler kraftvoll los und wird erst bei 200 km/h elektrisch eingebremst.

Positiv zu vermerken ist nicht nur das dank Dämmglas äusserst tiefe Geräuschniveau im Innenraum. Auch Federung, Dämpfer und Abrollverhalten hinterlassen einen guten ersten Eindruck – das Anfedern ist bei Bodenunebenheiten gar komfortabler als bei manch einem europäischen Wettbewerber. Die leichtgängige Lenkung könnte allerdings deutlich mehr Rückmeldung von der Fahrbahn geben. Das ändert aber nichts daran, dass das leichte Kurbeln gerade beim Rangieren alles andere als unangenehm ist und das moderne Kamerasystem die Rundumsicht erleichtert.

400 Kilometer Reichweite

Das Akkupaket im Unterboden des Marvel R Electric mit seiner Kapazität von 70 Kilowattstunden sorgt für eine maximale Reichweite von 400 Kilometern – hier würde man sich zumindest eine zweite Akkuvariante mit mehr Kapazität wünschen. Gerade im Winter oder auf längeren Autobahnetappen sinkt die Reichweite schnell auf 300 Kilometer und weniger. Auch beim Nachladen spielt der Marvel mit maximal 92 kW nicht in der ersten Liga mit. So vergehen rund 45 Minuten, bis der Akku von fünf auf 80 Prozent geladen ist.

Punkten kann der MG dann aber im Innenraum. Dass es sich beim Marvel R noch um ein Vorserienmodell handelt, merken wir nicht. Alles ist modern, gut verarbeitet und aufgeräumt, das Steuerrad liegt prima in der Hand. Zwar fehlt ein heute längst in dieser Klasse etabliertes Head-up-Display, dafür gibts animierte Instrumente und ein mittiges, 19,4 Zoll grosses Touchdisplay, über das sich alle wichtigen Funktionen wie Navigation, Musik oder Klimatisierung bedienen lassen. Das Platzangebot auf den vorderen Sitzen geht in Ordnung, hinten wird es zumindest für grössere Passagiere enger. Auch der Kofferraum hinter der elektrischen Heckklappe ist mit 350 bis 1400 Litern nicht riesig. Dafür gibts unter der Fronthaube ein zweites Gepäckfach mit weiteren 150 Litern Stauraum.

Preis ab rund 43'500 Franken

Wenn die ersten MGs zum Jahresende über die Europazentrale in den Niederlanden verteilt werden, geht es beim Basismodell mit Heckantrieb bei umgerechnet rund 43'500 Franken los. Zudem wird dann auch das Topmodell des Marvel R mit 212 kW (228 PS) und Allradantrieb angeboten, dass bei rund 55'000 Franken losgehen soll. Besonders Letzterer könnte auch für den Schweizer Markt interessant sein. Ob und wann MG allerdings über helvetische Strassen stromert, ist bislang noch nicht bekannt.


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