Skoda Enyaq iV: Ab Anfang 2021 mit bis zu 306 PS und Allrad
Erste Fahrt im neuen Skoda-Stromer

Mutter Volkswagen wird elektrisch und Tochter Skoda zieht mit: Früher als gedacht steigt die Marke mit dem Enyaq iV ins Stromer-Geschäft ein. Erste Fahrt im Elektro-SUV.
Publiziert: 07.05.2020 um 10:50 Uhr
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Aktualisiert: 25.07.2020 um 09:40 Uhr
Andreas Faust

Erst wirds esoterisch – und das ausgerechnet bei Skoda. Sonst betont die VW-Tochter, wie bodenständig und vernünftig sie unterwegs ist. Jetzt gibts vor der Testfahrt erst einen Film. Mit der Stimme von US-Schauspielerin Julia Roberts (52) berichtet uns die Erde, dass es sie auf ewig geben werde. Uns Menschen irgendwann aber wohl nicht mehr, wenn wir weiterhin CO2 in die Luft pusten. Deshalb: Elektromobilität.

Aber Skodas erstes eigenständiges Elektromodell heisst ja auch Enyaq – fast wie die irische Säusel-Chanteuse Enya, deren Name «Quelle des Lebens» im Gälischen bedeutet. Viele Jahre predigte Skoda-CEO Bernhard Maier: Skoda wird erst elektrisch, wenns bezahlbar wird. Aber jetzt schwenkt Mutterkonzern Volkswagen voll um auf Elektromobilität und Skoda zieht sofort mit dem Enyaq iV (für innovative Vehicle) mit. Auch wenn das Mittelklasse-SUV sicher nicht der günstigste Stromer am Markt sein wird.

Zwei Batterien, vier Antriebsversionen

Während die E-Modelle von Schwester Audi auf eigenständiger Plattform stehen, bedient sich Skoda im Konzern-Elektrobaukasten. Vorteil: Die Batterie lässt sich in drei Grössen anbieten – in die Schweiz kommen die zwei grösseren mit 62 oder 82 Kilowattstunden (kWh) Kapazität. Geplant sind Hinterradantrieb mit 180 oder 204 PS und Allrad mit je einem Motor vorne und hinten und 265 oder 306 PS (Sportversion RS). Grösste Reichweite wird die 204-PS-Version mit der grossen Batterie bieten. Bis zu 500 km nach neuem und alltagsnahem WLTP-Messzyklus sollen möglich sein. Laden mit 2,3 Kilowatt (kW) an der Steckdose braucht ewig; mit 11 Kilowatt-Wallbox dauerts sechs bis acht Stunden. Ein Gleichstrom-Schnelllader mit 125 kW schafft die Füllung von 10 auf 80 Prozent Kapazität innert 40 Minuten.

Neuer Skoda Stromer Enyaq iV: Anfang 2021 startet das Mittelklasse-SUV in der Schweiz.
Foto: SKODA AUTO
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Die meisten Kunden kaufen Skoda längst wegen des Designs, sagt Maier. Und wie schaut der Enyaq aus? Keine Ahnung – die Prototypen für die erste Testrunde rund um Dublin (Irland) sind in Tarnfolie eingeschlagen. Was man ahnt: die Skoda-typische Front sogar mit Kühlergrill, obwohls den technisch nicht braucht, und den Hüftschwung über dem Hinterrad – genau wie bei VWs ID.4, der auf der gleichen Plattform wohl Ende Jahr kommen soll. Mit 4,64 Metern Länge passt der Enyaq genau zwischen die Skoda-SUVs Karoq und Kodiaq, bietet fünf Plätze, 585 Liter Ladevolumen und bis zu 1200 Kilogramm Anhängelast. Manche Stromer sind nichtmal für Anhängekupplung vorbereitet.

Wie ein ganz normales Auto

Auch innen lässt sich nichts erkennen; das Interieur ist mit schwarzen Lappen verhangen. «Aber es wird alles wie in einem normalen Auto wirken und aussehen», sagt Infotainment-Entwickler Michael Maruska. Gemütlich solls werden und sich wie gewohnt bedienen lassen, sonst liessen sich typische Skoda-Kunden kaum vom Stromern überzeugen. Man sitzt über der Batterie, aber tief genug, um das Auto zu fühlen. Fünf vorgegebene Ausstattungen unter anderem mit Recycling-Materialien wirds geben, dazu zehn Pakete mit Optionen. Weil die Materialien und die Enyak-Produktion CO2 verursachen, kompensiert Skoda mit CO2-Zertifikaten.

Auf Testrunde gehts mit der 204-PS-Version mit Hinterradantrieb. Die spurtet säuselnd – typisch E-Auto – gleich vom Start mit vollem Drehmoment los. Völlig neues Fahrgefühl für einen Skoda – die sind sonst ja meist frontgetrieben: Mindestens 1,85 Tonnen wiegt ein Enyaq, aber selbst in den Kurven ist davon wenig zu spüren, weil der Hinterradantrieb das Auto sauber hindurchschiebt. Drei Fahrwerke mit unterschiedlichen Härtegraden werden lieferbar sein, von denen das mittlere am besten passt. «Wir sind erst zu 70 Prozent fertig; da kommt noch viel Feintuning», sagt Projektleiter Jan Pavlicek.

Wohin mit dem Ladekabel?

Details bringen mehr Reichweite: Die hinteren Trommelbremsen – «völlig ausreichend, weil ja allermeist die Elektromotoren elektrisch bremsen», sagt Pavlicek – bringen dank Gewichtsersparnis zehn Kilometer mehr, die Aerodynamik-Felgen mit Abdeckung nochmals zehn. Kameras statt Aussenspiegel? Pavlicek schüttelt den Kopf. Wohl zu teuer für Skodas Preisphilosophie. Skoda-typisches wie Regenschirme in den Vordertüren hat auch der Enyaq. Doch fürs Ladekabel fehlt noch eine zündende Idee: Das verstaut man unterm Ladeboden im Kofferraum – und muss damit wie bei anderen Stromern ausladen, wenn man an die Säule muss.

Die Enyaq-Preise sind noch nicht bekannt. Wegen der Corona-Krise muss die Enthüllung vom Sommer auf den Oktober verschoben werden. Marktstart des Enyaq ist so doch nicht Ende Jahr, sondern erst Anfang 2021. Los gehts dann mit einer Start-Edition mit 1895 Exemplaren – weil Skoda 1895, also vor 125 Jahren gegründet wurde.

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