Ärger in der Autobranche über Guy Parmelins Pläne
Sabotiert der Bundesrat den E-Auto-Verkauf?

Der vom Bundesrat diese Woche verkündete Notfall-Plan bei einer Strommangellage bringt die Auto-Importeure auf die Palme. Sie stören sich vor allem daran, dass E-Auto-Besitzer eingeschränkt werden sollen.
Publiziert: 26.11.2022 um 13:02 Uhr
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Der Ärger bei Andreas Burgener (63) war gross, als er vom Notfallplan des Bundesrats bei einer möglichen Strommangellage erfuhr. Der Direktor der Importeursvereinigung Auto Schweiz fühlte sich verschaukelt: Laut Bundesrat sollen bei Eskalationsstufe 3 Besitzer von Elektroautos ihre E-Mobile nur noch für zwingend nötige Fahrten wie für den Arbeitsweg, für Einkäufe oder für Arzt- und Gottesdienstbesuche verwenden dürfen.

«Diese Ankündigung steht in völligem Gegensatz zu früheren Aussagen des Bundesrates, wonach bei nötigen Sparmassnahmen die Grundsätze der Verhältnismässigkeit gelten sollen.» Burgener ereifert sich: «Es kann doch nicht sein, dass in Wellnesshotels die Saunen und Whirlpools noch sieben Stunden am Tag laufen, während die Gäste nicht mehr mit ihren Elektroautos anreisen dürfen. Das ist doch absurd!»

Benziner und Diesel nicht betroffen

Mit grossem Aufwand propagierten die Autohersteller, Importeure und Markenhändler die Elektromobilität und versuchten, die Verbraucher zum Umstieg vom Benziner und Diesel aufs umwelteffizientere Elektroauto zu bewegen: «Mit seiner Ankündigung sabotiert der Bundesrat diese Bemühungen. Jeder, der jetzt ein Auto kauft oder bestellt, wird mit Wissen über dieses drohende E-Auto-Benutzungsverbot bei Strommangellage wieder einen Benziner oder Diesel wählen. Die sind ja vom Verbot ausgenommen.» Und Burgener echauffiert sich weiter: «Gleichzeitig müssen unsere Mitglieder Strafsanktionen zahlen, wenn sie die vom Bund gesetzten CO₂-Zielwerte nicht einhalten.»

Mit seinem Notfallplan bei einer möglichen Strommangellage ärgert Wirtschaftsminister Guy Parmelin die Autobranche.
Foto: keystone-sda.ch
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Bei Strommangel nur noch Tempo 100 auf Autobahnen

Der Vorschlag des Bundes, bei Strommangellage die Höchstgeschwindigkeit auf Schweizer Autobahnen auf 100 km/h zu beschränken, stösst bei den Schweizer Autoimporteuren auf Unverständnis. «Pendler, Handwerker und Lieferdienste würden so alle pauschal eingebremst», kommentiert Auto-Schweiz-Direktor Andreas Burgener die Idee. Er stört sich nicht zuletzt an der schwammigen Formulierung, dass dieser Artikel «situationsbedingt» eingesetzt werden könnte. «Was heisst das?», fragt Burgener. «Wird dann schon bei der ersten fehlenden Kilowattstunde der gesamte Schnellverkehr auf Schweizer Autobahnen eingebremst?» Für Burgener ist klar, dass sich die Importeursvereinigung Auto Schweiz gemeinsam mit ihren Partnerverbänden auch gegen diesen Vorschlag zur Wehr setzen wird.

Darf bei Strommangellage auf Schweizer Autobahnen schon bald nicht mehr Tempo 120 gefahren werden?
zvg.

Der Vorschlag des Bundes, bei Strommangellage die Höchstgeschwindigkeit auf Schweizer Autobahnen auf 100 km/h zu beschränken, stösst bei den Schweizer Autoimporteuren auf Unverständnis. «Pendler, Handwerker und Lieferdienste würden so alle pauschal eingebremst», kommentiert Auto-Schweiz-Direktor Andreas Burgener die Idee. Er stört sich nicht zuletzt an der schwammigen Formulierung, dass dieser Artikel «situationsbedingt» eingesetzt werden könnte. «Was heisst das?», fragt Burgener. «Wird dann schon bei der ersten fehlenden Kilowattstunde der gesamte Schnellverkehr auf Schweizer Autobahnen eingebremst?» Für Burgener ist klar, dass sich die Importeursvereinigung Auto Schweiz gemeinsam mit ihren Partnerverbänden auch gegen diesen Vorschlag zur Wehr setzen wird.

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Die Importeursvereinigung Auto Schweiz kündigt an, dass sie in der Vernehmlassung bis zum 12. Dezember dagegen ankämpfen werde. Jegliche Einschränkungen für die Elektromobilität werden abgelehnt.

Auto-Schweiz-Geschäftsführer Andreas Burgener ist schleierhaft, weshalb der Bundesrat entgegen seinen früheren Absichten nun doch auch bei den Elektroautos ansetzen will. «Deren Stromverbrauch machte im letzten Jahr gerade mal 0,4 Prozent des gesamten Schweizer Strombedarfs aus.»

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