Wuling Hong Guang: Nur 44 PS reichen für einen Bestseller
Der rollende Zauberwürfel

Ob Fukang, Hwanghai oder Zotye: In China gibts Dutzende Automarken, von denen wir noch nie gehört haben. Auch Wuling ist eine davon – dabei produziert dieser Hersteller das meistverkaufte E-Auto Chinas.
Publiziert: 16.11.2022 um 11:06 Uhr
Patrick Solberg

Der chinesische Automarkt ist der grösste der Welt und auch für europäische Marken wie BMW oder VW längst wichtiger als die Heimmärkte. Im laufenden Jahr wurden von Januar bis September dort knapp 17 Millionen Neuwagen eingelöst. Im gleichen Zeitraum erreichten die Neuzulassungen in Europa dagegen nur 6,8 Millionen Exemplare. Neben den etablierten europäischen Herstellern mit oft 100 Jahren Tradition rollen aber auch viele kaum 20-jährige Newcomer den chinesischen Markt mit ihren Modellen auf – von denen man bei uns noch nie gehört hat.

Bestes Beispiel ist der Wuling Hong Guang. Er sieht aus wie ein Spielzeugauto und erinnert an die in Japan seit Jahrzehnten erfolgreichen Kei-Cars mit maximalem Raum auf minimaler Grundfläche und nationaler Steuervergünstigung. Entwickelt wurde er in einem Joint-Venture mit dem US-Autobauer General Motors (GM). Seit zwei Jahren führt der elektrische Kleinwagen dank seiner Beliebtheit bei jungen Kundinnen Chinas Verkaufsstatistik an. Seit einem halben Jahr ist der Mini-Stromer sogar weltweit die Nummer eins unter den E-Autos: Seit seiner Markteinführung im Juli 2020 wurden über eine Million Exemplare verkauft.

Zweisitzer mit 44 PS

Dabei halfen auch Sondermodelle wie die Gameboy Edition, die den Anteil männlicher Kunden massiv erhöhte. Mit einer elektrischen Reichweite von 200 oder 300 Kilometern zu Preisen zwischen umgerechnet 7500 und 9400 Franken zu haben. Zum Vergleich: Ende 2021 betrug das durchschnittliche Jahreseinkommen pro Kopf in China umgerechnet 15'800 Franken. Der Erfolg macht nun Wuling mutig: Bereits wurde das Erfolgsmodell Hong Guang auch als Cabrio vorgestellt. Überraschend, dass die Marke Chancen für einen offenen Kleinwagen sieht – in Europa zum Beispiel befindet sich der Cabriomarkt längst im Sinkflug und es reüssieren höchstens noch offene Sportwagen.

Wuling? Nie gehört! Dabei baut die chinesische Automarke das global meistverkauften Elektroauto, den Wuling Hong Guang. Hier die Gameboy-Edition, die vor allem bei männlichen Kunden punktete.
Foto: Zvg
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Der 3,06 Meter lange Zweisitzer wird von einem 44 PS (30 kW) starken Elektromotor angetrieben, der das Hong Guang Mini EV Cabrio bis zu 100 km/h schnell macht. Aus dem Stand beschleunigt es eher mühsamen in acht Sekunden auf Tempo 50. Das Akkupaket im Unterboden ermöglicht immerhin Reichweiten von bis zu 280 Kilometern. Für ab 99'900 chinesische RMB (ca. 13'400 Franken) gibts ein zu öffnendes Stoffverdeck, zwei Airbags, ABS, Überrollschutz, Soundsystem und elektrische Fensterheber. Das Platzangebot im Innern ist mit einer Breite von 1,52 und einem Radstand von 2,01 Metern aber so überschaubar wie der Laderaum unter dem Stoffdach.

Asien ja, Europa eher nein

Seit 2017 hat Wuling in China acht Elektroautos lanciert, die alle auf der gleichen Plattform stehen; weitere Modelle mit Hybrid- und Plug-in-Antrieb sind geplant. Kommt die Marke auch nach Europa? Noch ist von derartigen Plänen nichts bekannt. Aber die Elektrofahrzeuge sollen künftig in weiteren Überseemärkten verkauft werden. Die Produktion des Wuling Air EV, des ersten EV-Modells ausserhalb Chinas, begann im August in Indonesien.

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