Skoda setzt voll auf Ökomaterialien
Dieses Interieur ist aus Zucker

Vegane Bezüge aus PET statt echtem Leder, gehäckselte Banknoten statt Schaumstoffpolstern: Die Autobranche geht neue Wege beim Interieur. Skoda setzt künftig auf Schilf, Oliven und Zuckerrüben.
Publiziert: 23.09.2021 um 14:47 Uhr
Andreas Faust

Ford stopft gehäckselte Dollarnoten in Autositzpolster, BMW webt das Interieur des Stromers i3 aus Naturfasern – Jute statt Plastik. Nachhaltige Materialien auf Pflanzenbasis und Recycling-Material zum Beispiel aus PET-Flaschen oder Microplastik aus dem Meer gewinnen im Autobau an Bedeutung. Auch Skoda ziehts jetzt in die Natur: Mit einem demonstrationshalber mit Öko-Interieur aufgebauten Octavia zeigt die VW-Tochter, wohin bei ihr die Reise bei den Innenraummaterialien geht.

Im frisch lancierten Stromer Enyaq iV wird schon erstmalig natürlich per Olivenextrakten gegerbtes Leder auf die Sitze gezogen. Laut Skoda-CEO Thomas Schäfer mache das potentielle Käufer gar neugieriger als der Elektroantrieb. «Wir wollen so etwas künftig häufiger umsetzen», kündigte Schäfer dann auch im Blick-Interview an.

Abfälle sinnvoll verwertet

Zusätzlich zur Olive setzt die Marke künftig auf Schilfgras und Zuckerrüben. Zerkleinerte Rübenschnitze können eingefärbt und für Dekor-Azente oder als Türverkleidungen eingesetzt werden. Das Miscanthus-Schilf wird dagegen zu Stoffen verwebt und für Tür- und Dachsäulenverkleidungen verwendet. Entwickelt werden die Materialien in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität im tschechischen Liberec.

Dieses Interieur ist aus Zucker: Mit einem mit Öko-Interieur aufgebauten Octavia zeigt die VW-Tochter, wohin bei ihr die Reise bei den Innenraummaterialien geht.
Foto: ŠKODA Auto
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Einerseits lassen sich mit den Schnitzen Abfälle aus der Zuckerproduktion sinnvoll verwerten, andererseits sinkt so der Anteil an Erdöl-basiertem Plastik in den Auto-Innenräumen und somit der CO2-Ausstoss in der Produktion. Zudem kommen die nachwachsenden Rohstoffe aus der Umgebung des Skoda-Hauptwerkes im tschechischen Mlada Boleslav – das spart beim Transportweg und verhindert eine ellenlange und anfällige Lieferkette. Derzeit stellt Skoda seine Werke auf Klimaneutralität zum: «Dieses Vorhaben gehen wir ganzheitlich an und nehmen weit mehr in den Blick als nur die CO2-Emissionen unserer Fahrzeugflotte», sagt Skodas Entwicklungschef Johannes Neft.

Aber Skoda verfolgt nicht alleine diese Strategie: Künstliches Leder aus Mikrofasern ist beispielsweise bei Jaguar Land Rover schon länger lieferbar; und auch Volvo arbeitet derzeit verstärkt daran, Plastik durch Naturmaterialien zu ersetzen.

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