Neuer Solterra: So fährt der erste Elektro-Subaru
Batterie statt Boxermotor

Auch beim ersten Stromer im Programm mag Subaru vom permanenten Allradantrieb nicht lassen – obwohl er Reichweite kostet. Dafür bietet der neue Solterra aber auch ein spezielles Offroad-Fahrgefühl.
Publiziert: 10.11.2022 um 17:01 Uhr
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Aktualisiert: 10.11.2022 um 17:34 Uhr
Andreas Faust

Subaru hats wieder getan. Abermals haben sich die Ingenieure der japanischen Allradmarke mit ihren Kollegen von Toyota gemeinsam an ein neues Modell gemacht. Herausgekommen ist das Duo Subaru Solterra und Toyota bZ4X. Die beiden Elektro-SUVs sind die Debüts ihrer Marken in der Elektromobilität, stehen auf der gleichen Technik-Plattform und sehen sich bis auf Details verblüffend ähnlich. Der Grosse (Toyota) bestimmte, der Kleine (Subaru) musste mitmachen?

«Nein», sagt David Dello Stritto, General Manager in Subarus belgischer Europazentrale in Brüssel: «Wir haben uns die Entwicklungsarbeit 50:50 geteilt.» Die Architektur mit dem netto über 71,4 Kilowattstunden (kWh) Kapazität verfügenden Akku im Unterboden und den Elektromotor hat Toyota beigesteuert. Schliesslich habe die Marke jahrzehntelange Erfahrung mit Hybridantrieben, während Subaru bisher nur mit Mildhybrid-Systemen unterwegs sei, sagt Dello Stritto. Aber Karosserie, Assistenzsysteme, Fahrwerk und Abstimmung sei ein Gemeinschaftswerk.

Unterschiedlicher als erwartet

Mit erstaunlichen Unterschieden, nicht bloss beim Design von Front und Heck. Technisch setzt Toyota auf Frontantrieb und adaptiv zuschaltbaren Allrad. Subaru bleibt aber auch bei seinem ersten Stromer bei einem permanenten und in der Kraftverteilung variablen Allradantrieb. Nicht mechanisch wie gewohnt, sondern mit je einem 109 PS (80 kW) starken Elektromotor an jeder Achse. Das Fahrwerk ist sportlicher abgestimmt, ein Offroad-Assistent hält konstant das Tempo bergauf und bergab, und wo es nur einen Rekuperationsmodus beim Toyota gibt, kann die Bremsenergie-Rückgewinnung im Solterra per Lenkradpaddles dreistufig geregelt werden – sehr praktisch.

Mit dem neuen Solterra steigt nun auch Subaru in die Elektromobilität ein.
Foto: Zvg
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Subaru Solterra

Antrieb: 2 Elektromotoren, vorne 109 PS (80 kW), hinten 109 PS (80 kW), Systemleistung 218 PS (160 kW), 1-Gang-Getriebe, permanenter Allradantrieb, Batterie 71,4 kWh (netto), max. Ladeleistung 150 kW, Reichweite über 413-454 km
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 6,9 s, Spitze 160 km/h
Masse: L/B/H 4,69/1,87/1,65 m, Leergewicht ab 2010 kg, Laderaum 414–452 l (je nach Version)
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk 18,1 kWh/100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal
Preis: ab 55'900 Franken

Antrieb: 2 Elektromotoren, vorne 109 PS (80 kW), hinten 109 PS (80 kW), Systemleistung 218 PS (160 kW), 1-Gang-Getriebe, permanenter Allradantrieb, Batterie 71,4 kWh (netto), max. Ladeleistung 150 kW, Reichweite über 413-454 km
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 6,9 s, Spitze 160 km/h
Masse: L/B/H 4,69/1,87/1,65 m, Leergewicht ab 2010 kg, Laderaum 414–452 l (je nach Version)
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk 18,1 kWh/100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal
Preis: ab 55'900 Franken

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Im Interieur wirds geradezu innovativ: Die Lenksäule lässt sich mitsamt dem kleinen Monitor für Tacho und Reichweite passend verstellen – wie in manchem Supersportwagen. Unter der hohen Mittelkonsole gibts ein Staufach für komplette Handtaschen und obenauf thront der Drehschalter für die Fahrtrichtungswahl. Infotainment und Navi zeigt der hoch montierte zentrale Touchscreen. Serienmässig an Bord sind Offroad-Helfer, Rundum-Kameras fürs Offroad-Fahren und Subarus komplettes Assistenzpaket inklusive Querverkehrswarner; die 20-Zoll-Felgen und ein Soundsystem mit zehn Lautsprechern gibts nur in der Top-Ausstattung.

Beides scheint Reichweite zu kosten: In der Basis kommt der Solterra 454 Kilometer weit, in der höheren Ausstattung gar nur 413 Kilometer – bis zu 100 weniger als Toyotas bZ4X. «Permanenter Allrad braucht mehr Strom, aber unsere Kunden akzeptieren das zugunsten des 4x4», ist sich Dello Stritto sicher. Überhaupt sei der Solterra auf die durchschnittliche Subaru-Käuferin zugeschnitten – und diese habe derart andere Anforderungen als ein Toyota-Kunde, dass sich die beiden Modelle kaum die Kunden abjagen dürften, ist Dello Stritto überzeugt.

Neues Offroad-Fahrgefühl

Offroad mit E-Antrieb? Auf einem Testgelände bei Madrid geht das. Nach zwei Runden auf dem Schotterparcours hat man den Bogen raus – wenn der Solterra nach aussen aus der Kurve schiebt, holt man ihn mit minimalem Pedaldruck dank des geregelten Allradantriebs zurück in die Spur. Mit einem Verbrenner bräuchte man an matschigen Steigungen hohe Drehzahlen, damit die Traktionskontrolle arbeiten kann – und das Auto dann plötzlich anfahren lässt. Im Solterra werden die E-Motoren so fein geregelt, dass er bei den ersten Motorumdrehungen schon kriecht – ein völlig neues Offroad-Gefühl. Auf Asphalt rollt der Subaru deutlich straffer ab als der Toyota, lenkt aber auch etwas nervöser.

Theoretisch gibt Subaru einen Verbrauch von 18,1 kWh/100 km an; auf der kompletten Testfahrt lagen wir bei knapp über 19 kWh. Leert sich die Batterie, lässt sie sich mit 150 Kilowatt (kW) Ladeleistung innert 32 Minuten von 10 auf 80 Prozent am Gleichstrom-Schnelllader aufladen. Allerdings schafft der Fünfplätzer an der Wechselstrom-Wallbox zu Hause nur sieben Kilowatt und braucht von ganz leer bis ganz voll so fast 13 Stunden – deutlich mehr als mancher Konkurrent.

Die Auslieferungen starten noch in diesem Jahr zu Preisen ab 55'900 Franken und damit 6500 Franken über dem Toyota-Schwestermodell. Doch wer permanenten Allrad will, den wird das wohl kaum abschrecken.

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