Neue Sicherheitsstudie
Handy am Steuer gefährlicher als Alkohol

Laut einer neuen Studie des Versicherers Allianz gibts bei Autounfällen in der Schweiz mehr Schwerverletzte durch Ablenkung als durch Alkohol.
Publiziert: 30.11.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:25 Uhr
Martin A. Bartholdi

Wer hat sich nicht schon darüber aufgeregt: Die Ampel wird grün, doch das vorderste Auto fährt nicht los, weil der Fahrer gerade auf sein Smartphone schaut. Die Ausnahme? Mitnichten! Eine Studie der Versicherung Allianz mit 1600 Befragten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigt: Rund 40 Prozent der Autofahrer haben das Smartphone schon während der Fahrt benutzt. Jeder Fünft checkt dabei WhatsApp oder SMS, sieben Prozent haben sogar schon während der Fahrt eine Nachricht geschrieben.

Wichtigste Unfallursache

Deshalb hat Ablenkung den Alkohol als wichtigste Unfallursache abgelöst. Noch sorgen angetrunkene Fahrer mit 30 Todesfällen auf Schweizer Strassen für mehr Verkehrstote als die Ablenkung (19 Tote). Dem stehen jedoch 450 Schwerverletzte durch abgelenkte Automobilisten gegenüber – 130 mehr als durch alkoholisierte. Der Leiter Schaden bei Allianz Suisse, Markus Deplazes: «Alkohol am Steuer ist heute gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert. Zu dieser Haltung müssen wir auch beim Smartphone am Steuer kommen.»

Neben den Smartphones lassen sich Autofahrer auch von den integrierten Multimediasystemen mit Navi, Radio, etc. ablenken.
Foto: Allianz

28 Meter Blindflug

Das Problem sind aber nicht nur Smartphones, sondern auch die Multimediasysteme. 76 Prozent der Autofahrer lassen sich durch die vielfältige Technik wie Navi oder Radio ablenken. Ein grosses Gefahrenpotential: Wer bei 50 km/h zwei Sekunden nicht auf die Strasse schaut, legt 28 Meter im Blindflug zurück. Das ist mehr als eine Hallenbadlänge.

Die Ablenkung des Fahrers durch Smartphones hat den Alkohol als wichtigeste Unfallursache auf Schweizer Strassen abgelöst.
Foto: Allianz

Multimediasystem sperren

Die Allianz fordert deshalb, dass solche Funktionen für den Fahrer während der Fahrt für Eingaben über das Hauptmenü gesperrt sind. Grundsätzlich müsse die Bedienung der Multimediasysteme einheitlicher und einfacher werden und Notbrems-Assistenten gesetzlich zum Standard in Autos gehören.

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