Mit einer Batterieladung: Hyundai Kona schafft über 1000 km
Da sehen wir ganz alt aus

Im BLICK-Dauertest kam der elektrische Hyundai Kona Electric gut 600 Kilometer weit mit einer Batterieladung. Jetzt legt die Marke noch nach – ohne billige Tricks, aber natürlich unter optimalen Bedingungen.
Publiziert: 17.08.2020 um 15:52 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2020 um 18:29 Uhr
Andreas Faust

Was waren wir stolz: Bis zu 600 Kilometer schafften wir in unserem BLICK-Dauertest mit Hyundais Stromer-SUV Kona Electric. Dabei gibt der koreanische Autobauer im Prospekt aktuell nur 484 km Reichweite mit der grossen Batterie mit 64 Kilowattstunden (kWh) Kapazität vor. Wie man über 100 Kilometer mehr herausholt? Vorausschauend fahren, rekuperieren statt mechanische Bremse nutzen und nicht ständig die stromertypische Brachialbeschleunigung auskosten.

Jetzt können wir mit unserem Reichweitenwert aber einpacken: Drei serienmässige Hyundai Kona Electric mit je 204 PS schafften auf der deutschen Rennstrecke Lausitzring innert rund 35 Stunden mit einer Batterieladung über 1000 Kilometer. Der beste kam exakt auf 1026 Kilometer und damit deutlich weiter als Teslas Reichweitenkönig Model S mit bis zu 647 Kilometern.

Natürlich fuhren die Fahrer nicht durch – insgesamt 36 Mal kams zum Wechsel. Nachladen? Verboten! Nach dem Ladevorgang wurden die Klappen über den Anschlüssen versiegelt. Also Schummel und Trickserei? Nein: Vorausplanung und optimale Bedingungen. Doch die Frage bleibt: Wie hat das Hyundai-Team das geschafft? Welche Faktoren beeinflussen überhaupt die Reichweite von E-Autos?

Hyundai hat mit drei Exemplaren seines Stromers Kona Electric mit einer Batterieladung mehr als 1000 Kilometer Reichweite geschafft.
Foto: Stefan Anker
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1. Geschwindigkeit

Mit steigendem Tempo steigt der Energiebedarf – und zwar exponentiell! Zum Beispiel auch, weil verdoppelte Geschwindigkeit vervierfachten Luftwiderstand bedeutet. Statt mit vollem Tempo über die Start-Ziel-Gerade zu fetzen, drehten die Konas daher mit im Schnitt 29 bis 31 km/h ihre Runden. Das ist ungefähr die Durchschnittsgeschwindigkeit im Stadtverkehr.

2. Pneus

Die Konas waren mit den Serienpneus unterwegs, aber diese sind sowieso auf Leichtlauf optimiert. Bei trockenem Wetter könnte man mit etwas mehr Druck im Reifen sicher noch ein paar Kilometer mehr herausholen.

3. Temperatur

Den Fahrern passte sie sicher nicht, aber Elektroautos lieben Sommerwärme. Weil dann die Batterien für optimale Leistungsabgabe nicht mit wertvollem Strom angewärmt werden müssen. Erst über 35 Grad Celsius gehts etwas bergab mit der Reichweite. Bei unter 30 Grad beim Rekordversuch kein Problem.

Elektro-Hyundais heissen jetzt Ioniq

Bisher wars ein Modell, jetzt wirds eine Marke: Alle Elektro-Hyundais laufen künftig unter dem Namen Ioniq vom Band. In den kommenden vier Jahren werden drei neue rein batterieelektrische Modelle starten und einfach durchnummeriert. Den Anfang macht 2021 der Ioniq 5, der auf der 2019 präsentierten Studie 45 Concept basiert: ein kompaktes SUV mit einer wohl mindestens 64 Kilowattstunden fassenden Batterie für rund 450 Kilometer Reichweite und blitzschneller 800-Volt-Ladetechnik und optionalem Allrad. 2022 folgt der Ioniq 6 als Sportlimousine à la Tesla Model 3 in der Optik der Studie Prophecy auf der gleichen technischen Basis und rekordverdächtig geringem Luftwiderstand. Für 2024 ist schliesslich auf der gleichen Plattform ein grösserer SUV namens Ioniq 7 geplant.

Das Concept Car Prophecy gab Anfang 2020 schon einen Ausblick auf den künftigen Hyundai Ioniq 6.

Bisher wars ein Modell, jetzt wirds eine Marke: Alle Elektro-Hyundais laufen künftig unter dem Namen Ioniq vom Band. In den kommenden vier Jahren werden drei neue rein batterieelektrische Modelle starten und einfach durchnummeriert. Den Anfang macht 2021 der Ioniq 5, der auf der 2019 präsentierten Studie 45 Concept basiert: ein kompaktes SUV mit einer wohl mindestens 64 Kilowattstunden fassenden Batterie für rund 450 Kilometer Reichweite und blitzschneller 800-Volt-Ladetechnik und optionalem Allrad. 2022 folgt der Ioniq 6 als Sportlimousine à la Tesla Model 3 in der Optik der Studie Prophecy auf der gleichen technischen Basis und rekordverdächtig geringem Luftwiderstand. Für 2024 ist schliesslich auf der gleichen Plattform ein grösserer SUV namens Ioniq 7 geplant.

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4. Streckenbedingungen

Gewöhnliche Strassen sind ausgebessert und buckelig, nie ganz eben und haben je nach Oberfläche unterschiedliche Rollwiderstände. Rennstrecken wie der Lausitzring sind perfekt gleichmässig asphaltiert für optimales Fahren. Ausserdem gibts keinen nervigen Gegenverkehr, für den man ausweichen oder bremsen müsste.

5. Stromverbraucher

Sitzheizung, Gebläse und Klimaanlage brauchen Strom, und der geht von der Reichweite ab. Im Fall der Klimaanlage kann das 10 bis 15 Prozent ausmachen. Also: alles abgestellt beim Hyundai-Rekordversuch, bis auf das vorgeschriebene Tagfahrlicht. Die Fahrer mussten es im Wortsinn ausbaden. Deshalb wurde auch vor allem nachts gefahren.

6. Fahrerverhalten

Elektroautos lassen sich im One-Pedal-Driving bewegen: Statt ständig zwischen Gas und Bremse zu wechseln, tritt man zum Beschleunigen und nimmt fürs Abbremsen per Rekuperation den Fuss vom Pedal. Mit ein bisschen Übung kommt man so ohne die mechanische Bremse aus. Denn: Energie verliert man nicht beim Beschleunigen, sondern wenn man sie beim mechanischen Bremsen als Wärme an den Bremsscheiben verpuffen lässt. Ohne störende Einflüsse wie Quer- oder Gegenverkehr und mit totaler Streckenkenntnis ist One-Pedal-Driving natürlich kein Problem.

Unter solchen Bedingungen schafft man eine Fabelreichweite von über 1000 Kilometer – im Alltag wäre das unmöglich. Im Schnitt verbrauchte der Sieger-Kona 6,24 kWh/100 km (Werksangabe: 14,7 kWh/100 km). Das entspräche dem Energiegehalt von ca. 0,7 Litern Benzin.

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