So fährt sich der Mercedes C-Klasse All-Terrain im Gelände
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Kraxler oder Mogelpackung?So fährt sich der Mercedes C-Klasse All-Terrain im Gelände

Mercedes C-Klasse All-Terrain
Rutsch mir doch den Buckel runter

Bordsteine und Parkhausrampen – anspruchsvolleres nehmen die meisten SUVs nie unter die Räder. Also wozu solch ein Hochformat-Auto, wenns auch ein Allrad-Kombi wie die Mercedes C-Klasse All-Terrain tut?
Publiziert: 22.11.2021 um 11:20 Uhr
Andreas Faust

Mit uns gehts abwärts. Fuss von den Pedalen, Hände vom Lenkrad und schon kippt der Kombi über die Kante, rutscht, schlittert und schmiert bergab. Machtloser Fahrer, keine Bremse stoppt, keine Lenkung hält den Kurs. Trotzdem kommt das Auto in einem Stück unten an. Hätten wir sonst wohl auch kaum ausprobieren dürften.

Im Testcenter im deutschen Immendingen hat sich Mercedes die Welt nachgebaut: Mit Hochgeschwindigkeitsoval, Mini-Rennstrecken, einem Alpenpass und Rüttelpisten gibts hier alles, um Autos testweise an die Grenze zu treiben. Und auch einen Offroad-Parcours, den wir gerade in der neuen C-Klasse All-Terrain entlanghoppeln. Plastikplanken schützen Blech und Kanten, dazu gibts Allradantrieb, 40 Millimeter mehr Bodenfreiheit und Elektronik-Spielereien wie den Bergabfahrassistenten, der uns eben ganz alleine ohne Fahrereingriff sicher die Rampe hinuntergebracht hat.

Allrad und mehr Bodenfreiheit

Mercedes ist ein Spätzünder bei solchen Geländekombis: Audi und Volvo haben jeweils schon die x-te Generation am Start, aber die C-Klasse gabs noch nie in der Schlamm-und-Schotter-Edition. Draussen rustikal, aber drinnen gibts fast keinen Unterschied zum normalen C-Klasse-Kombi: Mittig ein XL-Touchscreen im Hochformat, dazu unverändert viel Platz, dreiteilig umlegbare Rücksitzlehnen und zwischen 490 und 1510 Litern Ladevolumen. Speziell sind nur die Anzeigen im Offroad-Modus mit Längs- und Querneigung im virtuellen Cockpit und die Fahrprogramme fürs Gelände. Leider hats mehr Hartplastik, als man sonst von Mercedes gewohnt ist. Aber weit und breit keine Gummistiefel-Atmosphäre.

Kombi-Kraxler oder Mogelpackung? Mercedes bringt mit dem All-Terrain eine Geländeversion des C-Klasse T-Modells.
Foto: Mercedes-Benz AG - Global Communications Mercedes-Benz Cars
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Bei den Antrieben konnte Mercedes ins Regal greifen: Zwei Vierzylinder gibts; einen Turbobenziner mit 204 und einen Turbodiesel mit 200 PS. Beide schiebt zusätzlich ein Starter-Generator mit 48 Volt Betriebsspannung mit an oder gewinnt beim Bremsen Energie zurück. Spürt man? Bestimmt beim Verbrauch, aber Allrad-Mehrgewicht und die etwas schlechtere Aerodynamik schenken auch ein paar Dezi mehr ein.

Mercedes C-Klasse All-Terrain

Antrieb: R4-Turbobenziner 204 PS (150 kW) oder R4-Turbodiesel 200 PS (147 kW), 48-Volt-Startergenerator zusätzlich 20 PS (15 kW), 9-Stufen-Automatik, Allradantrieb
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 7,5 bis 7,8 s, Spitze 231 km/h
Masse: L/B/H 4,76/1,82/1,49 m, ab 1720 kg, Laderaum 490–1510 l
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk 5,6 bis 7,9 l/100 km = 147 bis 174 g/km CO2-Ausstoss, Energie k.A..
Preis: noch nicht bekannt

Antrieb: R4-Turbobenziner 204 PS (150 kW) oder R4-Turbodiesel 200 PS (147 kW), 48-Volt-Startergenerator zusätzlich 20 PS (15 kW), 9-Stufen-Automatik, Allradantrieb
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 7,5 bis 7,8 s, Spitze 231 km/h
Masse: L/B/H 4,76/1,82/1,49 m, ab 1720 kg, Laderaum 490–1510 l
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk 5,6 bis 7,9 l/100 km = 147 bis 174 g/km CO2-Ausstoss, Energie k.A..
Preis: noch nicht bekannt

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Ganz klar – wer wie wir ernsthaft in den Matsch will, braucht den Diesel, schon weil er fast 50 Prozent mehr Drehmoment liefert. Fetzt man nicht im Rallyetempo über die Waldwege, holperts und polterts weniger als erwartet. Die völlig durchwühlte Steigung nimmt der All-Terrain mit Anlauf, bergab hält ihn der Tempomat automatisch per elektronisch geregeltem Bremseingriff im Zaum. Theoretisch lägen gar bis zu 18 km/h bergab drin. Allerdings muss man dran denken, vorher das verschärfte der beiden Gelände-Fahrprogramme zu aktivieren. Der legendäre Rubicon-Trail in Kalifornien geht mit dem Kombi-Kraxler natürlich nicht, aber in Mitteleuropa dürfte man jeden Feldweg schaffen, der nicht mit Fahrverbot belegt ist.

Kanns auch auf der Strasse

So ganz kompromisslos auf Gelände konnten die Entwickler den All-Terrain nicht abstimmen – er soll ja auch auf der Strasse funktionieren. Den Spagat schafft der Fünfplätzer nicht schlecht – mit mehr Seitenneigung wegen den längeren Federwegen und ohne das für ein Familienauto entbehrliche Sport-Plus-Fahrprogramm. Über Schwarzwälder Landstrassen kurvten wir allerdings im Turbobenziner, der bei 1,5 Litern Hubraum beim Überholspurt ab und an eher angestrengt tönt. Nochmals ein Punkt für den Diesel.

Also echter Kraxler oder Mogelpackung? Für den Schotterweg zum Alphüttli passt die C-Klasse. Doch wer einen Klettermaxe will, wird noch immer zum SUV greifen – obwohl kaum jemand dessen Geländetalente auch nur ansatzweise nutzt. Aber mancher wird den All-Terrain wohl nur der Naturburschen-Optik oder der höheren Sitzposition wegen ordern. Los gehts im Dezember; die Preise stehen noch nicht fest.

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