Holt rare Rohstoffe aus E-Fahrzeug-Batterien zurück
Kyburz startet Schweizer Akku-Recycling

Was passiert eigentlich mit all den ausgedienten Akkus von Elektrofahrzeugen? Kyburz, Hersteller der E-Dreiräder der Post sowie des E-Roadsters eRod, rezykliert Lithium-Ionen-Akkus in einem mit Empa und ZHAW entwickelten Verfahren.
Publiziert: 10.09.2020 um 01:06 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2022 um 10:51 Uhr
Timothy Pfannkuchen

Es ist eine der grossen Fragen rund um die Umweltbilanz der Elektromobilität: Was passiert mit all den ausgedienten Lithium-Ionen-Akkus? Unter Hochdruck arbeiten E-Auto-Marken an einer Lösung. Ein Schweizer Experte ist vorne dabei: Kyburz Switzerland aus Freienstein ZH (baut unter anderem Post-E-Töffli und den E-Roadster eRod).

Laut Kyburz handelt es sich um die erste Anlage dieser Art zum Rezyklieren von Lithium-Ionen-Akkus in der Schweiz. Sie wurde mit der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) sowie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) entwickelt, um Rohstoffe wiederzugewinnen und so Ressourcen zu schonen.

Waschen statt schreddern

Eine Zahl der jetzt in Betrieb genommenen Anlage ist beeindruckend: 91 Prozent der Metalle im Lithium-Akku werden wiedergewonnen. Bisher hatte Kyburz die Batterien der weltweit verkauften E-Dreiräder extern recyceln lassen. Sehr nachhaltig war das nicht: Die Akkus wurden geschreddert und danach energieaufwendig entweder eingeschmolzen (dies zerstört teils die Rohstoffe) oder chemisch behandelt (was wiederum umweltbelastend ist).

Innovation: Projektleiter Olivier Groux (links) und Kyburz-Chef Martin Kyburz an der neuen Akku-Recycling-Anlage.
Foto: Daniel Honegger/Kyburz/zVg
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Idee einer Bachelorarbeit

Den Anstoss zum neuen Verfahren gab eine ZHAW-Bachelorarbeit. «Unser Ziel war es, einen Prozess zu entwickeln, der effizient, umweltschonend und sicher ist», sagt Olivier Groux. Der gelernte Chemielaborant entwickelte im Umweltingenieur-Studium die Idee: «Wenn Lithium-Ionen-Batterien aus diversen Materialien zusammengebaut werden, muss es doch auch möglich sein, diese wieder zu trennen.» Durch optimales Entladen, Zellzerlegung und Reinigung per Wasser lassen sich die Lithium-Eisenphosphat-Akkus (kurz LFP, also eine der möglichen chemischen Varianten von Lithium-Ionen-Akkus) rezyklieren.

Verfahren preisgekrönt

Kyburz-Gründer und -Chef Martin Kyburz fand die Idee bestechend und stellte Groux an: «Wir legen grossen Wert auf Nachhaltigkeit. Eine Inhouse-Anlage für das Recycling unserer Akkus ist ein grosser Schritt in diese Richtung.» Mit Marcel Gauch, Lorena Toledo und Rolf Widmer von der Empa St. Gallen wurde entwickelt. Am World Resources Forum gabs dafür prompt den ersten Preis.

Für E-Autos geeignet

Langfristig sollen alle von Kyburz verbauten Akkus (LiFePO4) zerlegt werden, zu Beginn 4000, letztlich 24'000 Zellen pro Jahr (gleich 3000 E-Fahrzeuge). Besonders wichtig: Unter Verwendung von Chemikalien sei dieses Verfahren, heisst es bei Kyburz, auch für andere Li-Io-Akkus geeignet, etwa Lithium-Nickel-Cobalt-Mangan (NMC) und Lithium-Nickel-Cobalt-Alu (NCA). Und genau die stecken in den meisten E-Fahrzeugen – vom E-Scooter bis zum E-Auto.

Wer ist eigentlich Kyburz?

Eigentlich kennen wir Kyburz alle: Die 1991 von Martin Kyburz in Freienstein ZH gegründete Kyburz Switzerland AG baut mit 150 Mitarbeitern die nicht nur hierzulande omnipräsenten E-Zustelldreiräder der Post (Bild: Kyburz DXP). Die Post-Trikes sind weltweit – sogar in Australien – im Einsatz, global 22'000 Stück. Zudem baut Kyburz Seniorenfahrzeuge und den Strom-Roadster eRod.

Kyburz/zVg

Eigentlich kennen wir Kyburz alle: Die 1991 von Martin Kyburz in Freienstein ZH gegründete Kyburz Switzerland AG baut mit 150 Mitarbeitern die nicht nur hierzulande omnipräsenten E-Zustelldreiräder der Post (Bild: Kyburz DXP). Die Post-Trikes sind weltweit – sogar in Australien – im Einsatz, global 22'000 Stück. Zudem baut Kyburz Seniorenfahrzeuge und den Strom-Roadster eRod.

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