Keine Stromer für die VW-Nobelmarken
E-Autos kümmern Superreiche nicht

Volkswagen setzt voll auf die Elektromobilität. Alle Konzernmarken haben bald E-Autos im Angebot. Doch die VW-Luxusmarken Lambo und Co. setzen weiter auf Verbrenner!
Publiziert: 21.07.2020 um 01:59 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2021 um 08:25 Uhr
Martin A. Bartholdi

Die Autozukunft ist elektrisch. Daran führt aktuell kein Weg vorbei. Fast alle Hersteller haben schon dieses oder spätestens im kommenden Jahr mindestens ein Elektroauto auf dem Markt.

Am meisten rührt der Volkswagen-Konzern die Elektro-Werbetrommel. Kein Wunder, nach dem Diesel-Skandal setzen vor allem die Konzernmarken VW und Audi, die den Kopf hinhalten mussten, voll auf Strom. Während die Elektro-Familie von VW in Kürze mit dem ID.3 startet, hat Audi mit dem SUV E-Tron und der Coupé-Version Sportback seine Elektro-Offensive schon gestartet. Und die Konzern-Marken Seat und Skoda ziehen bald nach.

Aus für den Golf?

Noch haben die Kunden zwar die Wahl, doch die Botschaft ist klar: Für den normalen Autofahrer führt über kurz oder lang kein Weg am Stromer vorbei. So ist hinter vorgehaltener Hand schon zu hören, dass der dieses Jahr lancierte VW Golf 8 der letzte seiner Art sein könnte. Die Zukunft gehöre dem ID.3.

Mit dem Sián hat Lamborghini inzwischen zwar einen Hybrid im Angebot, aber einen rein elektrischen Lambo wirds vorerst nicht geben.
Foto: Martin A. Bartholdi
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Doch während der Otto-Normal-Bürger immer mehr in Richtung Stromer gedrängt wird, kümmert dies die Kundschaft hochpreisiger Modelle nicht wirklich. VWs Luxustöchter Bentley, Lamborghini und Bugatti setzen weiterhin auf Zwölf- oder gar 16-Zylindermotoren. Bentleys neue Luxuslimousine Flying Spur hat einen W12-Motor unter der Haube. Immerhin: Da sie sich die Technik mit dem Porsche Panamera teilt, ist ein Plug-in-Hybrid durchaus wahrscheinlich. Bentley-Chef Adrain Hallmark hat gar einen elektrischen Bentley auf Basis des Porsche Taycan angekündigt – aber nicht vor 2026.

Vorerst keine Stromer

Ganz anders präsentiert sich die Situation bei Lamborghini und Bugatti. Hier sind rein elektrische Modelle im Moment kein Thema. Lamborghinis Entwicklungschef Maurizio Reggiani erklärt: «Die Technik ist noch nicht soweit!» Zumindest nicht für die Ansprüche der Kundschaft italienischer Sportwagen. «Ein elektrischer Lamborghini muss eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 300 km/h erreichen und in der Lage sein, drei echte Rennrunden auf der Nordschleife zu absolvieren.»

Immerhin hat Lamborghini mit dem letztes Jahr vorgestellten Sián schon einen Hybrid im Angebot. Und der nächste soll 2021 folgen. Es wird gemunkelt, dass der Nachfolger des Aventador einen Plug-in-Hybrid-Antrieb bekommen wird – selbstverständlich in Kombination mit einem V12-Motor. «Der Zwölfzylinder bleibt bei Lamborghini der Gipfel der Motorbaukunst, denn er gehört zu unserer DNA», hält Reggiani fest.

Bugatti hat E-Punch nicht nötig

Bugatti dagegen ist selbst bei Hybrid-Varianten vor 2030 sehr zurückhaltend. «Was bringt es?», fragt Bugatti-Chef Stephan Winkelmann im Gespräch mit springerprofessional.de. «Bei uns geht es doch immer um Beschleunigungswerte. Und unsere Beschleunigungswerte sind schon jenseits der physikalischen Grenzen.» Im Moment hat der Bugatti Chiron mit 2,4 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h die Nase noch knapp vor dem rein elektrischen Tesla Model S, welches 2,5 Sekunden benötigt.

Deshalb sieht Winkelmann keinen Grund, in diesem Jahrzehnt vom 1500 PS starken W16-Motor abzurücken. Im Gegenteil: «Viele Mitbewerber oder insgesamt die Automobilindustrie steigt nach und nach aus der Entwicklung von Verbrennungsmotoren aus. Somit ist es vielleicht sogar ein Alleinstellungsmerkmal, weswegen ich glaube, dass wir gut bedient sind, weiter auf diese Art Antrieb zu setzen.»

Während der VW-Konzern die Massen also bald zum Stromern verdonnert, dürfen die Kunden seiner Luxusmarken ungestört weiterhin Sprit verbrennen. Allerdings: Diese Fahrzeuge werden auch kaum bewegt. Ein Bugatti-Kunde macht im Schnitt nicht einmal 2000 Kilometer im Jahr. Das durchschnittliche Schweizer Auto kommt dagegen auf rund 14'000 Kilometer pro Jahr.

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