Jetzt startet der neue vollelektrische RZ 450e
So fährt sich der erste Lexus-Stromer

Mit dem neuen RZ 450e hat jetzt auch Toyotas Nobeltochter Lexus endlich ein rein elektrisches Modell im Angebot. Der Allrad-Stromer fährt sich flüsterleise, bietet viel Platz und Komfort und fühlt sich auf jeder Unterlage wohl. Günstig ist der Elektro-Spass aber nicht.
Publiziert: 20.03.2023 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2023 um 14:07 Uhr
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Als Luxustochter von Toyota dümpelt Lexus in Europa seit Jahren dahin. Die erhoffte ernstzunehmende Konkurrenz für die deutschen Premiummarken Audi, BMW und Mercedes waren die Japaner nie. Nicht weil die Produkte nicht gut genug wären, sondern weil es dem japanischen Luxusbrand in unseren Breitengraden am nötigen Prestige fehlt.

Aktuell gehts für Lexus allerdings wieder etwas aufwärts. Die Verkäufe in der Schweiz stiegen 2022 um 22,2 Prozent. Und für 2023 rechnet Lexus-Schweiz-Direktor Christian Wellauer gar mit einer signifikanten Steigerung um 67 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Was aber immer noch «nur» überschaubare 900 Neuwagen wären. Zum Vergleich: BMW verkauft bei uns im Schnitt 1500 Neuwagen – im Monat!

Zwischen RX und NX positioniert

Zum Aufschwung bei Lexus soll neben dem neuen Plug-in-SUV RX der erste als reiner Stromer entwickelte RZ 450e beitragen. Der elegante Crossover basiert auf der gleichen Basis wie der Toyota bZ4X oder Subaru Solterra, unterscheidet sich optisch und technisch aber deutlich von den beiden preisgünstigeren Zwillingen. Mit einer Länge von 4,81 Metern reiht sich der RZ zwischen dem grösseren RX und dem kompakteren NX ein.

Der RZ 450e ist der erste vollelektrische Lexus.
Foto: ZVG
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Elektronische Lenkung kommt 2025

Bei der Präsentation des RZ 450e konnten wir auch ein Vorserienmodell mit der neuen, ab 2025 erhältlichen elektronischen Lenkung fahren. Das Steer-by-Wire genannte System funktioniert ohne jegliche mechanische Verbindung. Allein das an einen Spielkonsolen-Controller erinnernde Lenkrad mit oben fehlendem Kranz ist gewöhnungsbedürftig. Noch viel gewöhnungsbedürftiger ist aber, wie direkt und mit wenig Einschlag die Lenkung beim Fahren reagiert. Übergreifen ist nicht mehr nötig: Knapp 300 Grad drehen reichen für den vollen Lenkeinschlag!

Natürlich lenken wir zu Beginn unserer Fahrt oft viel zu früh ein. Doch schnell gewöhnen wir uns daran und schätzen die hochpräzise Abstimmung. Nicht gewöhnen können wir uns dagegen an den mit dem Lenk-Controller mitdrehenden und dafür zu kurzen Blinkerhebel. Bei Kreiselausfahrten und eingeschlagenem Lenkrad suchten wir öfters vergeblich nach dem Hebel.

Und was sind die Vorteile des Steer-by-Wire-Systems? Es lässt sich per Software an die Fahrsituation anpassen. Man spürt keine Antriebseinflüsse, und es arbeitet extrem präzise und direkt. «Und fürs autonome Fahren wird das alles wichtig», erklärt ein Lexus-Techniker.

Das Steer-by-Wire genannte Lenksystem ohne oberen Lenkkranz erinnert optisch an einen Spielkonsolen-Controller. Unpraktisch: Der Blinkerhebel (links) dreht beim Lenken mit.

Bei der Präsentation des RZ 450e konnten wir auch ein Vorserienmodell mit der neuen, ab 2025 erhältlichen elektronischen Lenkung fahren. Das Steer-by-Wire genannte System funktioniert ohne jegliche mechanische Verbindung. Allein das an einen Spielkonsolen-Controller erinnernde Lenkrad mit oben fehlendem Kranz ist gewöhnungsbedürftig. Noch viel gewöhnungsbedürftiger ist aber, wie direkt und mit wenig Einschlag die Lenkung beim Fahren reagiert. Übergreifen ist nicht mehr nötig: Knapp 300 Grad drehen reichen für den vollen Lenkeinschlag!

Natürlich lenken wir zu Beginn unserer Fahrt oft viel zu früh ein. Doch schnell gewöhnen wir uns daran und schätzen die hochpräzise Abstimmung. Nicht gewöhnen können wir uns dagegen an den mit dem Lenk-Controller mitdrehenden und dafür zu kurzen Blinkerhebel. Bei Kreiselausfahrten und eingeschlagenem Lenkrad suchten wir öfters vergeblich nach dem Hebel.

Und was sind die Vorteile des Steer-by-Wire-Systems? Es lässt sich per Software an die Fahrsituation anpassen. Man spürt keine Antriebseinflüsse, und es arbeitet extrem präzise und direkt. «Und fürs autonome Fahren wird das alles wichtig», erklärt ein Lexus-Techniker.

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Die E-Motoren und die Akkus für den RZ 450e kennen wir bereits vom erwähnten Toyota bZ4X. Im Lexus RZ leistet der vordere E-Motor 150 kW, der hintere 80 kW, was eine Systemleistung von 230 kW (313 PS) und 435 Nm Drehmoment ergibt. Die 71 kWh grosse Batterie soll eine WLTP-Reichweite von 395 bis 440 Kilometern ermöglichen. Geladen wird am Wechselstrom-Lader (AC) mit maximal 11 kW in 6,5 Stunden, mit Gleichstrom (DC) bis 150 kW in 30 Minuten.

Achs-Drehmomentsteuerung

Doch wie fährt sich der rund 2,1 Tonnen schwere Elektro-Allradler? Flüsterleise, wie eigentlich alle Lexus. Im Gegensatz zu Elektroautos anderer Marken sind im RZ selbst die Rollgeräusche der Reifen kaum wahrzunehmen. Besonders stolz ist man bei den Japanern auf die sogenannten E-Achsen in Verbindung mit dem Allradantrieb und der Drehmoment-Steuerung.

Konkret nutzt das System Motorsteuergerät-Sensoren, um Tempo, Lenkwinkel und G-Kräfte zu erfassen und so für den jeweiligen Strassenbelag die Haftung und Traktion zu optimieren. In der Praxis beschleunigt der Allradler dank dem System in jeder Situation – auch aus engen Kehren auf Asphalt oder auf schlecht befestigter Unterlage – verzögerungsfrei. Bei Bedarf gehts flott in 5,3 Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis zum Maximaltempo von 160 km/h.

Bedienerfreundliches Cockpit

Der Innenraum gefällt mit überraschend bedienerfreundlichem Cockpit und verwöhnt mit viel Platz und dem von Lexus gewohnten Komfort. Schon fürs Basismodell Impression gibts ab 69'900 Franken ein 14-Zoll-Multimedia, das jetzt endlich auf der Höhe der Zeit ist, LED-Scheinwerfer, Ambiente-Beleuchtung und diverse Sicherheitsassistenten. Fürs Topmodell Excellence (ab 82'900 Fr.) kommen unter anderem klimatisierte Sitze, 360-Grad-Panorama-Kamera, Park-Automatik und Premium-Soundsystem dazu.

Nach unserer Testfahrt mit dem ab sofort erhältlichen RZ 450e fragen wir uns, weshalb die japanische Luxusmarke in der Schweiz nicht mehr Autos verkauft. Natürlich sind Preise zwischen 70'000 und 83'000 Franken viel Geld, aber es wird auch einiges geboten dafür. Wir sind sicher: Die von Lexus Schweiz erhoffte Absatzsteigerung um zwei Drittel für 2023 dürfte nicht nur Wunschdenken bleiben.

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